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Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Heute diskutieren wir über die Potenziale der Kernfusion. Ja, ich gebe zu: Es ist eine
faszinierende Vorstellung, durch das Erzeugen von Zuständen wie auf der Sonne günstig Energie zu erzeugen. Deshalb engagieren wir uns bereits. So unterstützt
die Bundesregierung seit Jahrzehnten jährlich intensiv mit dreistelligen Millionensummen die Grundlagenforschung in diesem Bereich. Und wir treiben die
Entwicklung des Forschungs- und Demonstrationsreaktors ITER mit internationalen Partnern in Südfrankreich voran.
Zur Wahrheit gehört aber eben auch: Es liegen immer noch immense technische, infrastrukturelle und nicht zuletzt wirtschaftliche Hürden vor uns.
So liegt ein Fusionsreaktor – im Gegensatz zu dem, was hier häufig gesagt wurde –, der auch nur als Demonstrator stabil und effizient Energie erzeugt,
in weiter Ferne.
Ob Fusionsreaktoren je der kommerziellen Energieerzeugung dienen können, steht tatsächlich noch in den Sternen. Denn die Fusion von
Wasserstoffisotopen erfordert eben extrem hohe Temperaturen und Drücke, die nur schwer zu kontrollieren sind.
Weil das Beispiel jetzt mehrfach bemüht wurde, will ich noch sagen: Der Ende des vergangenen Jahres so euphorisch verkündete Durchbruch an der
National Ignition Facility in den USA wirkt auf den zweiten Blick doch durchaus bescheidener. So trat die minimale Energieerzeugung von 3,6 Megajoule – das
klingt viel, ist aber nur 1 Kilowatt – nur sehr kurz auf. Zudem benötigte überhaupt nur die Initiierung der – man muss es so sagen – kleinen Kernfusion, die da
erzeugt wurde, das 200-Fache an Energie.
Meine Damen und Herren, das war die teuerste Kilowattstunde, die je erzeugt wurde.
Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)
Und bei dieser Rechnung habe ich tatsächlich die ganzen Kosten, die noch dranhängen, gerade von Energie, gar nicht mitgerechnet. Hier von einem
Energiegewinn zu sprechen, ist schlicht und ergreifend falsch.
Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der LINKEN)
Dennoch, meine Damen und Herren, investiert die Bundesregierung zum Beispiel mit der SprinD auch in das laserinduzierte Verfahren – unter anderem mit
der Ausgründung der Pulsed Light Technologies GmbH, die sicherlich auch noch mal einen dreistelligen Millionenbetrag brauchen wird –, also in Hightech, die
wiederum aber auch nur eine Basistechnologie für Kernfusion sein wird.
Dass das Thema viel komplexer ist, als Ihr Antrag suggeriert, zeigt die Großbaustelle ITER. Ich empfehle allen hier im Raum, sich diese mal
anzugucken, und sei es nur im Satellitenbild. Dagegen wirkt der Reichstag wie ein Einfamilienhaus, und auch die Akropolis würde mehrfach in die Baustelle
reinpassen. Die Kosten für ITER – das hat die Kollegin schon richtig zusammengefasst – haben sich seit 2007 auf mindestens 22 Milliarden Euro vervierfacht. Die
Fertigstellung rückt immer weiter in die Ferne, derzeit heißt es – gerade vor dem EU-Ausschuss zugegeben –: frühestens 2035. Also: Vervierfachung der Kosten,
mehr als Verdopplung der Bauzeit.
Sie müssten einfach mal unseren Antrag lesen!)
Das sage ich, weil Sie sich von der CDU so aufregen,
Wir regen uns nicht auf, das wundert uns nur!)
auch mit Blick auf eine Aussage Ihrer Wissenschaftsministerin Annette Schavan von 2010. Auch die hatte schon mal gesagt: Die Förderung der Kernfusion
dürfe nicht um jeden Preis geschehen.
Beifall der Abg. Marianne Schieder [SPD])
Und 13 Jahre danach fordern Sie allen Ernstes die Errichtung von zwei Fusionsreaktoren in Deutschland unterschiedlicher Bauart.
Ja, weil die Zeit sich weitergedreht hat!
Bleiben Sie stehen, oder was?)
Das ist finanzpolitisch schon ein Amoklauf – nichts für ungut.
Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der Abg. Dr. Petra Sitte [DIE LINKE])
Ich gestehe Ihnen zum Schluss noch was anderes. Ich mag wirklich Science-Fiction, aber darauf die energiepolitische Zukunft unseres Landes, unsere
Volkswirtschaft und die Versorgung unserer Bürger aufzubauen, finde ich fahrlässig. Es gibt viel bessere Methoden.
Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der LINKEN
Deshalb wollten wir die Debatte, um
mal so was zu hören!)
Harald Ebner ist der nächste Redner für Bündnis 90/Die Grünen.
Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)