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Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte mit einer Bemerkung zur AfD starten, weil ich sie nicht mit dem
Wortbeitrag davonkommen lassen möchte. Herr Stöber ist mittlerweile leider gegangen, aber vielleicht können ihm die übriggebliebenen sieben Abgeordneten
ausrichten,
dass es absolut unterirdisch ist, selbst bei diesem Thema, dem Abkommen mit den USA über den Austausch länderbezogener Berichte in der Steuerpolitik,
die Kurve über Fremdenfeindlichkeit zu nehmen und hier Hass und Hetze zu verbreiten. Das zeigt wieder einmal, wie monothematisch Sie in diesem Parlament
unterwegs sind, dass Sie keine anderen Themen haben, außer Ihre ewige Hetze zu verbreiten.
Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP
Was war denn Hass, und was war Hetze?
Das war eine reine Unterstellung! Da war ja gar nichts drin! Reine Unterstellung! Das wissen Sie auch!)
Kommen wir nun zum Gesetzentwurf. Es wurde schon mehrfach erwähnt: 2013 gab es den ursprünglichen Ansatz mit dem BEPS-Aktionsplan der Regierungschefs
der G 20 gemeinsam mit den OECD-Staaten. Dieser führte 2015 zu einem konkreten 15‑Punkte-Programm, welches dann in unterschiedliche internationale Initiativen
mündete. Zwei Probleme wurden dabei entdeckt: Zum einen haben wir ein Geschäftsmodell der Steuergestaltung, das einige Länder momentan nutzen, um wirtschaftlich
gut zu agieren, das aber Länder wie Deutschland vor große Probleme stellt, weil sehr viele Steuereinnahmen am Staat vorbeigehen. Das zweite Problem ist die
mangelnde Transparenz.
Wir haben heute einen Gesetzentwurf zum Abkommen mit den USA über den Austausch länderbezogener Berichte vorliegen, welches ein sehr wichtiger
Baustein ist, um für mehr Transparenz zu sorgen.
Abg. Kay Gottschalk [AfD] meldet sich zu einer Zwischenfrage)
Das Problem ist nämlich nicht, überhaupt eine globale Mindeststeuer einzuführen. Wir müssen erst mal verstehen, wie Unternehmen Steuergestaltung
betreiben und an welchen Orten auf der Welt sie welche Steuern zahlen. Deshalb ist der Gesetzentwurf zum Abkommen, der uns hier vorliegt, ein ganz wichtiger
Baustein.
Kollege Klüssendorf, ich habe die Uhr angehalten. Gestatten Sie eine Frage oder Bemerkung?
Nein. Ich habe mir, als ich mich in den Deutschen Bundestag habe wählen lassen, zum Ziel gesetzt, dass Sie weniger Redezeit bekommen. Ich werde mich
garantiert nicht daran beteiligen, dass Sie noch mehr bekommen.
Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)
Zurück zum Punkt. Herr Güntzler, da kann ich Sie nicht ganz aus der Verantwortung entlassen – meine Kollegin von den Grünen hat es ja schon erwähnt –:
Man muss schon ehrlich miteinander sein. Gerade die Unionskollegen haben dafür gesorgt, dass das EU-weite Country-by-Country Reporting über Jahre blockiert
worden ist.
Das stimmt nicht! Nur das öffentliche! Es ging doch nur um die Öffentlichkeit!)
Da muss man schon bei den Fakten bleiben. Es ist gut und richtig, dass gerade die Ampelregierung hier wesentliche Fortschritte erreicht.
Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Wir haben heute also das Country-by-Country Reporting Deutschland–USA vorliegen. Dabei geht es um ganz entscheidende Themen wie Gerechtigkeit und am
Ende auch um die Grundlage von Vertrauen in unsere Demokratie und den sozialen Zusammenhalt; denn große multinationale Unternehmen zahlen bisher fast nirgendwo
in der EU den vorgeschriebenen Steuersatz. Ich habe mir mal ein paar Zahlen dazu rausgesucht. Die Top Five – Amazon, Apple, Facebook, Google und Microsoft –
haben im letzten Jahr einen weltweiten Gewinn von rund 369 Milliarden Euro erwirtschaftet. Der effektive Steuersatz auf die Gewinne weltweit betrug
14,4 Prozent, in Deutschland 2,5 Prozent. 2,5 Prozent! Eigentlich sollten Unternehmen in diesem Land rund 30 Prozent zahlen. Wir haben real umgesetzt rund
20 Prozent. Das ist ein Schlag ins Gesicht für jeden Mittelständler, für jeden ordentlichen Handwerksbetrieb, für jeden ehrlichen Steuerzahler in diesem Land.
Deswegen ist es wichtig, dass das endlich handhabbar wird.
Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Das Beispiel Apple ist noch drastischer: 0,7 Prozent der Gewinne in Europa wurden im letzten Jahr versteuert. Das ist eigentlich gar nichts. Man muss
ehrlich sagen: Da sind sehr gute Angestellte in der Steuervermeidungsabteilung; aber das können wir als Staat nicht weiter tolerieren.
Wir verlieren jährlich etwa 30 Milliarden Euro durch die Gewinnverschiebung multinationaler Unternehmen, und man muss sagen, dass wir in absoluten
Zahlen damit zu den größten Verlierern gehören.
Das geht auf eine fehlende Transparenz und Koordination der Steuerbehörden zurück. Es geht aber auch darum, wie die Bürgerinnen und Bürger uns hier im
Deutschen Bundestag und die deutsche Regierung betrachten. Wir haben uns deshalb als Ampelregierung vorgenommen, dass wir die Bekämpfung von Steuergestaltung
und Steuervermeidung zu einem Hauptthema in der Finanzpolitik machen, dass wir nicht nur Steuervermeidung, sondern auch Steuerbetrug bekämpfen wollen. Wir haben
auch die Umsatzsteuerbetrugsbekämpfung für dieses Jahr auf der Tagesordnung. Das wird eines der zentralen Projekte dieser Regierung werden. Die finanziellen
Mittel werden dringend benötigt. Wir konnten uns bislang – das ist bekannt – leider nicht auf eine weiter gehende Ausweitung des Steuersubstrates einigen.
Deswegen ist es umso wichtiger, die Mittel zu heben, wozu wir auf Basis der aktuellen Steuergesetzgebung imstande sind. Wir wollen die Ungerechtigkeit zwischen
den hier Steuern zahlenden Unternehmern und den tricksenden Großkonzernen beseitigen. Wir wollen die Kontrolle über unseren Markt wiedererlangen. Wir wollen
echten Wettbewerb organisieren. Am Ende wollen wir damit Vertrauen in die Demokratie zurückgewinnen und für sozialen Zusammenhalt in diesem Land sorgen.
Deswegen freue ich mich, dass dieses Gesetz heute mit breiter Zustimmung beschlossen wird.
Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit.
Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Das Wort hat der Kollege Sebastian Brehm für die CDU/CSU-Fraktion.
Beifall bei der CDU/CSU)