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Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Vorweg will
ich noch mal eines sagen: Die klimapolitische Bilanz dieser Ampelregierung ist
durchaus kritikwürdig.
Ha, ha! Das sagen die Richtigen!)
Denken wir zum Beispiel an sich beharkende Ministerien und das Stocken
der sogenannten Verkehrswende. Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass der
klimagerechte Wohnungsneubau komplett zum Erliegen gekommen ist. Sie streichen
von einem Tag auf den nächsten Förderprogramme für die energetische Sanierung.
Es geht so weiter. – Das ist alles kritikwürdig.
Meine Damen und Herren, wenn wir uns über Mittel des Protests und
Formen des Protests unterhalten und hier in Sonderheit über Straßenblockaden,
dann gibt es eine relativ klare Handhabung. Mit Erlaubnis der Präsidentin
zitiere ich aus dem Kammerbeschluss des Bundesverfassungsgerichts vom 7. März
2011, 1 BvR 388/05, Randnummer 39 – das ist eigentlich das Leitmotiv, das wir
behandeln müssen –:
Bei dieser am Grundsatz der Verhältnismäßigkeit orientierten
Zweck-Mittel-Relation sind insbesondere die Art und das Maß der Auswirkungen auf
betroffene Dritte und deren Grundrechte zu berücksichtigen. Wichtige
Abwägungselemente sind hierbei die Dauer und die Intensität der Aktion, deren
vorherige Bekanntgabe, Ausweichmöglichkeiten über andere Zufahrten, die
Dringlichkeit des blockierten Transports, aber auch der Sachbezug zwischen den
in ihrer Fortbewegungsfreiheit beeinträchtigten Personen und dem
Protestgegenstand. Das Gewicht solcher demonstrationsspezifischer Umstände ist
mit Blick auf das kommunikative Anliegen der Versammlung zu bestimmen, ohne dass
dem Strafgericht eine Bewertung zusteht, ob es dieses Anliegen als nützlich und
wertvoll einschätzt oder es missbilligt.
Meine Damen und Herren, dahinter kann man sich versammeln.
Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Das heißt, das Versammlungsrecht und das Demonstrationsrecht sind hohe
Güter.
Aber wenn wir uns die derzeitige Situation anschauen, dann müssen wir
doch unzweifelhaft feststellen, dass sich das, was wir als Protest kennengelernt
haben – was einige Redner der Grünen und der SPD eben krampfhaft versucht haben,
zu rechtfertigen und als einen Hilferuf zu deklarieren –,
Ich habe überhaupt nichts versucht zu
rechtfertigen! Ich rechtfertige überhaupt nichts, Herr Müller! Das wissen Sie
genau!)
von dem eigentlichen Anliegen, dem Klimaschutz, meilenweit entfernt
hat.
Ein Angehöriger dieser Organisation „Letzte Generation“ hat vor zwei
Jahren ein Praktikum bei mir im Abgeordnetenbüro gemacht. Ich nehme denjenigen
zum Teil auch ab, dass sie sich für das Thema Klimaschutz interessieren. Ich
nehme es jedoch nicht in der Breite ab und nicht in diesen Ausdrucksformen;
diese sind doch eher durch Selbstverliebtheit und eine Ichbezogenheit geprägt.
Meine Damen und Herren, die Situation in der Elbphilharmonie in Hamburg ist
angesprochen worden; sie ist in der letzten Woche viral gegangen. Glaubt denn
jemand in diesem Land, dass diese beiden hilflosen Personen, mit einem
ausdruckslosen Gesicht, dem Thema Klimaschutz gedient haben? Nein, das Gegenteil
ist der Fall. Sie sind zwar bekannt geworden, aber sie haben das wichtige Thema
Klimaschutz banalisiert, und das ist genau das Gegenteil von dem, was
anzustreben ist.
Zuruf von der AfD: Diese Personen werden
instrumentalisiert!)
Meine Damen und Herren, ich habe heute Morgen durch einen Zufall mit
einem Mitarbeiter der Berufsfeuerwehr Berlin sprechen können; Mittel des
Protestes, Umfahrungsmöglichkeiten, ich hatte es Ihnen zitiert. Er hat mir
geschildert, dass er selber häufiger im Einsatz war, um diese festgeklebten
Personen von der Straße zu entfernen. Er war fassungslos, als man an seinem
Arbeitsplatz, die Feuerwache Charlottenburg-Nord, gezielt die Zu- und Abfahrt
blockiert hat. Er hat sich sehr für die Themen Demonstrationsfreiheit,
Meinungsfreiheit eingesetzt, das war ihm ein Herzensanliegen, und er war auch
durchaus klimapolitisch bewegt. Aber was ihn schockiert hat, war, dass die sich
festklebenden Personen überhaupt keine Einsicht zeigen wollten, dass sie an der
falschen Stelle mit unrichtigen Mitteln demonstriert haben. Das, meine Damen und
Herren, dürfen wir so nicht durchgehen lassen!
Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)
Die Redezeit ist begrenzt. Ich stelle folgende provokante Frage nicht:
Warum hat es eigentlich noch keine Straßenkleberaktionen beispielsweise auf der
Sonnenallee in Berlin-Neukölln gegeben? Wir können am Wochenende alle mal
darüber nachdenken. Ich glaube, es gibt darauf eine Antwort.
Jeder kennt die Antwort!)
Meine Damen und Herren, ich will damit abschließen: Wir von der Union
wollen kein Gesinnungsstrafrecht. Wir haben im Übrigen zur Kenntnis genommen,
dass diejenigen, die diese Aktuelle Stunde beantragt haben, sich an die
sogenannten Spaziergänge – das war ja totaler Quatsch; das war eine irreführende
Bezeichnung – von Reichsbürgern, von wirklich verirrten Leuten überhaupt nicht
mehr erinnern wollten. Für solche Demonstrationen und solche Blockaden gilt
dasselbe.
Meine Damen und Herren, Eigensucht und Rücksichtslosigkeit sind mit
rechtsstaatlichen Mitteln nicht zu vereinbaren. Klimaschutz funktioniert nur mit
rechtsstaatlichen Mitteln. Wir wollen das als Union durchsetzen. Wir nehmen die
Sorgen ernst.
Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit.
Beifall bei der CDU/CSU
Sie können sich einen
Block weiter setzen!)
Als Nächste erhält das Wort: Dr. Julia Verlinden für Bündnis 90/Die
Grünen.
Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und
der FDP)