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Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wir haben
seit Wochen mit einem völlig neuen Phänomen von Straftaten zu tun. Wir sehen,
wie Kunstschätze vorsätzlich beschädigt werden. Wir sehen, wie Straßen blockiert
werden, wie Menschen sich überall festkleben – auf Flughäfen, auf Straßen –,
Betriebe stören, den Straßenverkehr blockieren, stundenlange, emissionsstarke
Staus verursachen
Sie hätten ja mal Klimaschutz
machen können in den letzten 16 Jahren!)
– Klimaschutz ist nicht das Thema; ich rede über das Phänomen, das wir
die letzten Wochen erleben – und am Ende Polizei, Feuerwehr und Rettungskräfte
behindern.
Warum tun sie das? Weil sie glauben, das Recht zum sogenannten zivilen
Ungehorsam zu haben, weil sie glauben, besser als die, die dafür zuständig sind,
zu beurteilen, was man in diesem Staat darf und was nicht und was getan werden
müsste, und weil sie glauben, durch das Überschreiten von Grenzen, durch das
Brechen von Gesetzen mehr Aufmerksamkeit zu erzielen, und sich dadurch erhoffen,
politische Ziele besser durchzusetzen. An dieser Stelle muss aus meiner Sicht
eines ganz klar sein: Wer im Rechtsstaat, in dem wir uns gemeinsam Grenzen
geben, glaubt, Ziele besser durchzusetzen, indem er die gemeinsam gesetzten
Grenzen überschreitet und bewusst Straftaten begeht, darf damit keinen Erfolg
haben; sonst schaffen wir ein Massenphänomen und machen uns als Staat auch
lächerlich.
Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und der AfD)
Meine Damen und Herren, wir haben deshalb in der vorletzten
Sitzungswoche bereits einen Antrag eingebracht und unterschiedliche Vorschläge
zur Änderung des Strafgesetzbuches – § 240 StGB, Nötigung, § 323c StGB,
§ 315b StGB – gemacht. Der Antrag enthält auch einen Vorschlag zur Beendigung
der ständigen Kettenbewährungsstrafen, und wir sind froh, dass wir jetzt im
Ausschuss darüber reden. Über all das haben wir schon in der vorletzten
Sitzungswoche diskutiert. Ich wäre wirklich dankbar, wenn wir gemeinsam in einem
sachlichen Diskurs Lösungen finden, wie wir unsere rechtsstaatliche Ordnung auch
dann erhalten, wenn sich das Phänomen noch weiter ausweiten sollte.
Ich will auf einen Punkt noch einmal ausdrücklich eingehen, über den
wir vorletzte Sitzungswoche zwar auch schon diskutiert haben, der mir aber
wichtig ist; denn das verschwimmt in der Debatte leider gelegentlich. In einem
freiheitlichen Rechtsstaat sind Freiheitsrechte nur deshalb so viel wert, weil
sie völlig diskriminierungsfrei, ohne Ansehung der dahinterstehenden Motivation
gewährt werden.
Aber auch der nachfolgenden
Generation!)
Sie dürfen in Deutschland Freiheitsrechte aus gutem Grund – das
unterscheidet uns von autoritären Regimen – für alles in Anspruch nehmen. Sie
dürfen gegen Coronamaßnahmen demonstrieren, Sie dürfen für Klimapolitik
demonstrieren, Sie dürfen aber auch für besseres Wetter oder für weiße
Weihnachten demonstrieren – völlig egal. Und wir als Politik, wir als Staat
haben uns aus der Motivationsfrage herauszuhalten. Das ist der Unterschied: Wir
definieren hier gerade nicht – und das verschwimmt in der Debatte –, welches
Ziel es wert ist, Freiheitsrechte in Anspruch zu nehmen, und welches nicht. Und
wenn Sie diese Diskriminierungsfreiheit ernst nehmen, dann gilt auch umgekehrt:
Dann kann es keinen Unterschied machen, wofür jemand eintritt, der die Grenzen
überschreitet und Strafgesetze bewusst bricht. Der Betreffende ist ein
Straftäter, egal was seine dahinterstehende Motivation ist.
Beifall bei der CDU/CSU, der FDP und der AfD)
Das verschwimmt leider zu sehr in der Debatte. Lassen Sie uns darüber
sprechen, wie wir unsere Gesetze durchsetzen. Ich lade Sie herzlich ein – der
Antrag ist im Ausschuss –, darüber zu sprechen, wie wir die rechtsstaatliche
Ordnung erhalten.
Damit kein falscher Eindruck entsteht: Die Lösung der Klimaproblematik
ist das Kernthema jeder Politik in den nächsten Jahren.
Beifall der Abg. Dr. Paula Piechotta [BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN])
Wer glaubt, dort keine Lösung anbieten zu müssen, wird das bei Wahlen
spüren.
Aber gleichwohl darf es bei der Debatte, wie wir mit Menschen umgehen,
die bewusst Gesetze brechen, um Ziele durchzusetzen, keine Rolle spielen, worum
es ihnen geht. Das gilt übrigens auch umgekehrt: Wenn ich jetzt von den
Antragstellern höre, es werde nur über Klima gesprochen, dann ist das der
Versuch, eine Bewegung wegen eines Phänomens zu diskriminieren. Sie von der AfD
versuchen an dieser Stelle, Ihre kruden Leugnungstheorien hoffähig zu machen,
indem Sie dieses Thema als Vehikel benutzen. Damit dürfen Sie keinen Erfolg
haben. Das sage ich Ihnen an dieser Stelle auch sehr deutlich.
Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD und
des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Herr Abgeordneter, die Zeit ist um.
Meine Damen und Herren, ich lade Sie herzlich ein, im Ausschuss
darüber zu debattieren.
Aber nicht mehr vor
Weihnachten!)
Lassen Sie uns gemeinsam vernünftige Lösungen finden.
Haben Sie ein schönes Wochenende.
Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)
Nur noch einmal zur Erinnerung: Sie haben fünf Minuten. Sie dürfen
kürzer reden, aber nicht länger.
Als Nächstes erhält das Wort Marcel Emmerich für Bündnis 90/Die
Grünen.
Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und
der FDP)