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Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Mit dem heute
vorgelegten Krankenhauspflegeentlastungsgesetz beginnt nichts Geringeres als
eine Revolution – in der Art und Weise, wie wir Krankenhausplanung gestalten und
wie die Versorgung in Krankenhäusern stattfinden soll.
Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten
der FDP)
Worum geht es? Wir haben das Gleichgewicht zwischen Medizin und
Ökonomie verloren. Es wird derzeit im Krankenhaussektor in Deutschland zu viel
durch die Belange der Ökonomie bestimmt. Die medizinischen Aspekte sind in den
Hintergrund gerückt. Dieses Gleichgewicht muss neu justiert werden.
Insbesondere müssen wir auch darüber nachdenken, wie das System der
Fallpauschalen überwunden werden kann. Denn durch die Fallpauschalen wird eine
Qualität, die minderwertig ist, genauso bezahlt wie eine besonders hochwertige
Qualität. Die Pauschale ist immer gleich hoch. Es gibt auch einen massiven
Anreiz, viele Pauschalen abzurechnen.
Zuruf von der LINKEN: Ihr habt es erfunden!)
Dieses System betont die Kriterien „billig“ und „Menge“ statt
„Qualität“ und „Angemessenheit“. Das muss neu justiert werden. Wir können im
Krankenhaussektor nicht nach den gleichen Regeln vorgehen, nach denen zum
Beispiel Lidl Lebensmittel verkauft. Hier müssen die Qualität und die
medizinischen Aspekte wieder in den Vordergrund rücken. Diese Revolution beginnt
mit dem heutigen Gesetz.
Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten
der FDP
Wenn ein solches Fallpauschalensystem so eingeführt wird, wie wir es
gemacht haben, nämlich als 100-Prozent-Ansatz, dann bleiben die Bereiche zurück,
wo man keine Gewinne machen kann. Das gilt insbesondere für die Pflege, das gilt
zum Beispiel für die Kinderheilkunde, das gilt aber auch für die Geburtshilfe.
Daher fangen wir in diesen Bereichen an, um dort sozusagen ein neues
Gleichgewicht aufzubauen. Es darf nicht länger sein, dass auf dem Rücken von
Kindern, Pflegekräften und Hebammen Gewinne gemacht werden und dass das
Medizinische zurückgedrängt wird. Das wollen wir nicht weiter hinnehmen.
Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten
der FDP)
Daher hat dieses Gesetz fünf Schwerpunkte im Bereich Krankenhaus:
Zum Ersten die Pflege. Dort wird dokumentiert: Wie ist eigentlich die
Pflegesituation auf den Stationen? Wo es eine Unterdeckung gibt, können und
müssen mehr Pflegekräfte eingestellt werden und die Arbeit übernehmen.
Der zweite Punkt ist aus meiner Sicht eigentlich fast der wichtigste:
In den Kinderkliniken haben wir eine enorme Not. Das war mir schon klar, bevor
ich überhaupt Minister wurde. Daher war es eine meiner ersten Initiativen, dass
wir die Fallpauschalen in der Kinderheilkunde stark zurücknehmen. In einem
Korridor von 80 bis 100 Prozent bekommen die Kinderkliniken jetzt das gleiche
Geld, egal wie viele Fälle sie abrechnen, sodass dieser Hamsterradeffekt da
sofort herausgenommen wird. Stellen wir uns vor, wir hätten das nicht gemacht!
Wir beschließen heute dieses Gesetz; wir haben Monate daran gearbeitet. Es war
und es ist jetzt dringend notwendig. Wir brauchen das Geld. Unmittelbar ab dem
1. Januar 2023 gibt es 300 Millionen Euro als Soforthilfe für die
Kinderkliniken, sodass sie aus diesem Hamsterrad herauskommen.
Ich möchte mich an dieser Stelle auch ausdrücklich bei den
Pflegekräften und den Ärztinnen und Ärzten bedanken, die jetzt Fälle der
schweren RSV-Epidemie in Deutschland behandeln. Sie leisten Großartiges. Sie
können sich unserer Unterstützung hier völlig sicher sein. Wir werden alles tun,
um sie durch diese schwierige Krise zu bringen. Das schulden wir den
Pflegekräften und den Ärztinnen und Ärzten, aber in allererster Linie den
Kindern.
Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP
Zuruf des
Abg. Ates Gürpinar [DIE LINKE])
Wir werden nichts unterlassen, was wir den Kindern bieten können. Wir
sind hier in der Pflicht.
Dritter Punkt. Genauso gehen wir auch bei der Geburtshilfe vor. Es
wird dort Zuschläge geben. Und was auch wichtig ist: Kosten für Hebammen werden
zu 100 Prozent außerhalb des Budgets erstattet. Jede Hebamme, die im Krankenhaus
arbeitet, wird voll finanziert.
Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP)
Sie werden da den Pflegekräften gleichgestellt. Auch dort müssen wir
mehr investieren.
Vierter Punkt. Dazu kommen tagesstationäre Versorgungsangebote durch
Hybrid-DRGs, damit mehr ambulant gemacht werden kann. Mehr ambulante Versorgung
ist auch für die Pflege wichtig. Denn jede Leistung, die ambulant gemacht werden
kann, setzt Pflegekräfte frei; jede Übernachtung, die entfallen kann, weil sie
nicht notwendig ist, setzt Kapazitäten bei Nachtdiensten und Schichten frei. Das
heißt, auch diese Maßnahmen sind zentral, um eine verbesserte Versorgung in der
Pflege hinzubekommen. Daher ist es ein großes Gesetz.
Dieses Gesetz schafft fünftens auch noch ein paar Grundlagen für die
Digitalisierung. Das werden meine Kolleginnen und Kollegen nachher erläutern;
ich muss mich hier kurzfassen. Wir setzen damit auch einen Prozess dafür in
Gang, dass die elektronische Patientenakte in Deutschland genutzt werden kann. –
Im Großen und Ganzen ist es ein wichtiges Gesetz.
Bereits in der nächsten Woche werden wir dann mit der
Expertenkommission Krankenhaus der Bundesregierung die nächsten Schritte
vorstellen. Wir arbeiten hier mit hoher Taktzahl, mit großem Tempo. Daher möchte
ich allen Abgeordneten, die diese schnelle Taktzahl mitgehen, aber auch den
Mitarbeitern im Haus ganz herzlich danken. Ich weiß, dass ich Ihnen viel
abverlange. Wir sind mit hohem Tempo unterwegs;
Zuruf von der LINKEN: In die falsche Richtung!)
aber es wird eine gute Qualität geliefert. Das ist aus meiner Sicht
eine gute Zeit für die Entwicklung des Krankenhauses.
Ich danke Ihnen für die Zusammenarbeit und für die Unterstützung.
Bitte stimmen Sie diesem wichtigen Gesetz heute zu!
Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP)
Für die CDU/CSU-Fraktion hat nun der Kollege Tino Sorge das
Wort.
Beifall bei der CDU/CSU)