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Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die Unionsfraktion beklagt
völlig zu Recht, dass die selbsternannte Fortschrittskoalition zu wenig für
Menschen mit Behinderung macht, und legt mit diesem Antrag ein umfassendes
Maßnahmepaket vor. Die Bewusstseinsbildung für das Thema der Barrierefreiheit
insbesondere in der Architekten- und Ingenieursausbildung soll gestärkt werden.
Sogar barrierefreie Taxiangebote, ein großes Problem im ländlichen Raum, werden
thematisiert, und auch ein bundesweites Förderprogramm zum Aufbau barrierefreier
digitaler Infrastruktur und digitaler Kompetenzen in außerbetrieblichen
Ausbildungsstätten, aber auch in den Werkstätten für behinderte Menschen wird
angestrebt.
Ihr Antrag beinhaltet tatsächlich sehr gute Ansätze; das muss man
Ihnen lassen. Aber so ein Antrag ist natürlich der blanke Hohn, wenn er
ausgerechnet von der CDU/CSU kommt. Ich weiß, Sie wollen es nicht mehr hören,
aber man darf einfach nicht vergessen, dass Sie es waren, die dieses Land nicht
nur die letzten 16 Jahre, sondern einen Großteil der Zeit seit Bestehen der
Bundesrepublik regiert, geprägt und moralisch wie materiell verwahrlost
haben.
Beifall bei der AfD)
Werte Kollegen von der Union, auch der Zustand des Sozialwesens fällt
zu einem nicht geringen Anteil in Ihre Verantwortung. Warum fordern Sie diese
Verbesserungen also erst dann, wenn Sie mit der Umsetzung nichts mehr zu tun
haben müssen? In Ihren Reihen sitzen ja offenbar bewusste Sozialpolitiker. Aber
warum konnten sich diese in den letzten Jahrzehnten nicht mal darum kümmern,
dass diese Dinge umgesetzt werden? Warum spielen Sie sich gerade jetzt als
soziale Stimme der Menschen mit Behinderung auf? Entweder bestand nie der Wille,
sich wirklich um die Belange von Menschen mit Behinderung zu kümmern, oder es
ist jetzt ganz plötzlich als taktisches Kalkül für Ihre Oppositionsdarstellung
interessant geworden.
Beifall bei der AfD
Leider war
es schon immer so!)
Sie versuchen offenbar, mit diesem Thema das soziale Profil Ihrer
Partei aufzubessern, was, wenn wir mal ehrlich sind, historisch nicht gerade zur
Eigenart der Christdemokratie gehörte. Und so kann man auch erkennen, wo Sie in
Ihrem Antrag dann etwas auf die Bremse treten; denn der große Blindfleck in
Ihrem Antrag und der Debatte im Allgemeinen sind die Schwerbehinderten. Zum
Jahresende 2021 lebten rund 7,8 Millionen schwerbehinderte Menschen in
Deutschland. Das sind fast 10 Prozent der gesamten Bevölkerung.
Meine Damen und Herren, für diese Menschen ist es zumeist sehr schwer,
eine Festanstellung zu erwerben und zu halten, nicht zuletzt, weil sich die
Unternehmen von der Quote einfach freikaufen können, und das, meine Damen und
Herren, ist eine Ungerechtigkeit, die es endlich zu beseitigen gilt.
Beifall bei Abgeordneten der AfD
Das ist kein Freikaufen, das ist eine Ordnungswidrigkeit!)
Um das zu schaffen, wäre eine komplett neu konzipierte
Ausgleichsabgabe für Arbeitgeber vonnöten, die sich auf dem Niveau eines
monatlichen Durchschnittsgehalts eines Vollzeitbeschäftigten im Betrieb bewegt.
Damit wäre endlich ein realistischer Anreiz für Privatunternehmer und
öffentliche Arbeitgeber gegeben, um das gesetzliche 5‑Prozent-Ziel in mittlerer
Frist zu erreichen. Die hierdurch erzielten Mehreinnahmen erweitern die
finanziellen Mittel des Integrationsamtes, die eine intensivere Begleitung von
Arbeitnehmern mit Behinderung ermöglichen.
Zuruf der Abg. Stephanie Aeffner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])
Warum fordern Sie nicht endlich die notwendigen Schritte, damit
endlich mehr Schwerbehinderte in Lohn und Brot kommen und sich die Unternehmen
nicht länger billig freikaufen können? Das, liebe Kollegen von der Union, würde
doch mal echte Inklusion bedeuten; denn das ist ein notwendiger Teil eines
tatsächlich sozialen Maßnahmenpakets, und die AfD-Fraktion wird sich darum
kümmern.
Beifall bei der AfD)