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Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kollegen! Liebe
Steuerzahler! Die Erarbeitung des Jahressteuergesetzes war ein Tiefpunkt des
deutschen Parlamentarismus. Sie, werte Ampel, haben den Skandal der GroKo aus
dem Jahr 2019 noch einmal getoppt. Damals waren es 32 Änderungsanträge, die um
21 Uhr kamen, die über Nacht durchgearbeitet werden mussten. Diesmal waren es
39 Änderungsanträge, von denen der letzte erst zwei Minuten vor der
Ausschusssitzung bei uns ankam, und in der Sitzung sollte man dann sach- und
fachkundig darüber diskutieren und entscheiden. Ein absolutes Ding der
Unmöglichkeit. So geht man mit Abgeordneten nicht um.
Beifall bei der AfD
Morgens
und abends arbeitet die AfD nicht! Pauschal alles mit Nein
ablehnen!)
Im vorliegenden Jahressteuergesetz gibt es viele gute Dinge, einen
Skandal und ein paar schlechte Bestimmungen.
Gut sind die neuen Bestimmungen zum Grundrentenzuschlag, zum
häuslichen Arbeitszimmer, zur Homeoffice-Pauschale, zur Gebäude-AfA, zu
Altersvorsorgeaufwendungen, zum Riester-Verfahren, zu den Verlusten bei
Kapiteleinkünften
Das haben Sie alles
abgelehnt!)
sowie die Anhebung vieler Freibeträge wie der Ausbildungsfreibetrag
und der Sparerpauschbetrag; Herr Marvi hat es ja gerade gesagt.
Auch die Ertrags- und Umsatzsteuerbefreiung für die Photovoltaik ist
gut
Haben Sie alles abgelehnt im
Ausschuss!)
– ja, weil wir eben nicht darüber diskutieren konnten, Herr
Schmidt –
Sie glauben doch gar nicht an den Klimawandel!
Wieso finden Sie das denn gut?)
– ich finde es trotzdem gut; wir glauben nicht an den
menschengemachten Klimawandel –, aber damit ist leider noch nicht das Problem
bei den bestehenden Anlagen gelöst. Wir fordern in unserem beigestellten Antrag
einen Vertrauensschutz bei der Besteuerung dieser Anlagen. Denn es ist paradox:
Bei der Errichtung der Altanlagen war eine Steuerpflicht auferlegt, aber die
steuerlichen Verluste ab 2018 werden nicht anerkannt.
Ich komme aus Niedersachsen, und für unsere Landwirte ist es ein
bitteres Zeichen, dass auf die Bundesregierung kein Verlass ist. Die Fortsetzung
der Tarifglättung nach § 32c Einkommensteuergesetz hätte als
einkommensförderliches Zeichen der langfristigen Solidarität zwingend in dieses
Gesetz gehört.
Beifall bei der AfD)
So, wie es jetzt ist, bedeutet es nämlich Nettoeinkommensverluste für
die Landwirtschaft. Die Ampel nimmt den Landwirten dieses erst kürzlich
eingeführte Instrument wieder aus der Hand, frecherweise ohne eine Ersatzlösung
anzubieten.
Schlecht ist zum Beispiel die faktische Erhöhung der Erbschaftsteuer
bei Immobilien, und auch den direkten Zahlungsweg sehen wir skeptisch, obwohl
jetzt eine freiwillige Lösung angewendet wird.
Kommen wir zum Skandal. Die Ampel führt im Omnibusverfahren eine neue
Steuer ein und nennt es EU‑Energiekrisenbeitrag. Im Grunde ist das die
umstrittene Übergewinnsteuer in einer Tarnkappe. Hierzu zitiere ich den
ehemaligen Vorsitzenden des Ersten Senates des Bundesfinanzhofes, Professor
Dr. Gosch, in seiner Stellungnahme zur öffentlichen Anhörung:
Art. 122 Abs. 1 AEUV bietet weder aus materiellen noch aus formalen
Gründen eine ausreichende Ermächtigungsgrundlage für einen befristeten
Solidaritäts-/Energiekrisenbeitrag nach Art. 14 bis 19 der EU-Verordnung.
Geplante Maßnahme unterläuft die Verfahrensanforderungen und
kollidiert mit vorrangigen Normen des AEUV …
Es gibt „offene, vieldiskutierte und auf der Hand liegende
Verfassungsfragen (Art. 3 Abs. 1, Art. 14 Grundgesetz)“. Zitat Ende.
Kann man so machen. Auch die beiden anderen Sachverständigen haben
genau diese Fragen problematisiert. Auch der Wissenschaftliche Beirat beim
Bundesministerium der Finanzen riet noch in seinem Gutachten vom Juli 2022
dringend davon ab, eine kurzfristig politisch opportun erscheinende, aber
langfristig schädliche Übergewinnsteuer einzuführen.
Beifall bei der AfD)
Das Ganze war uns so wichtig, dass wir über diesen Punkt eine
getrennte Abstimmung verlangen. Wir lehnen die Übergewinnsteuer in der Tarnkappe
des EU‑Energiekrisensolidarbeitrages ab.
Dem Entschließungsantrag der Union stimmen wir zu. Dem Gesetz würden
wir zustimmen, wenn diese Bestimmung zur EU‑Energiekrise herauskommt; ansonsten
werden wir uns enthalten.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Beifall bei der AfD)
Die nächste Rednerin ist Katharina Beck für Bündnis 90/Die
Grünen.
Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei
Abgeordneten der FDP)