- Bundestagsanalysen
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich spreche jetzt hier nicht, weil ich in den zuständigen Ausschüssen bin, sondern weil ich wie der Kollege Otte als lokaler Abgeordneter mit dem Thema konfrontiert bin – aber jetzt nicht im Norden, sondern im Süden, dort, wo die Almen zu Hause sind. Dort ist schon seit sehr, sehr langer Zeit der Wolf ein großes Thema. Dort haben die Bauern schlicht und ergreifend das Gefühl, dass Teilen der deutschen Politik der Wolf wichtiger ist als ihre Höfe, als die Almen, als der Erhalt der kleinen Landwirtschaft.
Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der AfD)
Das betrifft uns in Bayern bei den Almen, bei den Alpen, aber auch in Tirol. Und die Meldung, die ich die Tage aus Tirol bekommen habe, ist: 300 Tiere gerissen, über 1 500 Tiere frühzeitig abgetrieben. Weil die Bauern es satthaben und ihre Tiere nicht mehr sicher sind, führen sie diese runter, meine Damen und Herren.
Beifall bei der CDU/CSU)
Gerade Almbauern arbeiten mit sehr viel Idealismus, mit sehr viel Leidenschaft auf ihren Almen, setzen sich dort ein; das ist sehr arbeitsintensiv. Und viele profitieren davon: Ausflügler, Wanderer, Mountainbiker.
Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage oder ‑bemerkung?
Ich möchte das jetzt einfach mal zu Ende führen; ich habe ja eh nur drei Minuten.
Also: Nein.
Besten Dank. – Dann ist es umso erstaunlicher, wenn bestimmte Ziele, die immer hochgehalten werden, wie Tierschutz oder das Ziel, dass die Anbindehaltung verhindert werden soll usw., dadurch konterkariert werden. Denn ein natürlicheres Leben wie auf der Alm gibt es für die Tiere nicht. Was ist Ihnen da wichtiger? Wollen Sie, dass die Bauern Stück für Stück aufhören? Was geschieht eigentlich mit der Artenvielfalt, wenn in kürzester Zeit die Almen wieder versteppen?
Zuruf des Abg. Dr. Jan-Niclas Gesenhues [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])
Meine Damen und Herren, da sind Sie selber nicht konsistent in Ihrer Argumentation. Ihnen ist der Wolf wichtiger als all die anderen Argumente, die Sie regelmäßig anführen.
Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der AfD
Komplexe Dinge sind einfach nicht so Ihrs!)
Und der Höhepunkt war vor einem Jahr. Da haben sich die Bauern die Mühe gemacht, mal so einen Zaun hinzustellen. Da war dann ein Vertreter des BUND Naturschutz, und der hat bei seinem Grußwort gesagt: Ich bin dafür, dass es zwischen Almbauern und Wolf eine Koexistenz gibt. Wenn dieses aber nicht möglich ist, dann müssen die Almbauern – die seit Jahrhunderten ihre Almen haben – ihren Betrieb eben einstellen. – Das sagt dieser Mann diesen Menschen ins Gesicht, die alles daransetzen, unsere Kulturlandschaft entsprechend zu erhalten.
Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und des Abg. Stephan Protschka [AfD])
Meine Damen und Herren, in manchen Regionen ist eine Koexistenz nicht möglich. Da darf man nicht nur träumen, sondern da muss man der Realität ins Auge schauen. Man muss diese Menschen in ihren Sorgen ernst nehmen und schauen, dass die Almwirtschaft dort vorangeht, und darf nicht nur in Sonntagsreden oder bei Almbegehungen entsprechend das Hohelied singen, aber am Schluss die Menschen alleinlassen.
Besten Dank, meine Damen und Herren.
Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der AfD
Sehr gut! Hervorragend von Ihnen!)
Für eine Kurzintervention erhält das Wort der Kollege Lenkert von der Fraktion Die Linke.