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Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuhörer auf den Rängen! Ich finde es gut, dass wir wieder einmal über den Sport debattieren. Ich glaube, wir können gemeinsam feststellen, dass über den Sport hier im Plenum viel zu selten gesprochen wird. Von daher mag man unseren Antrag beurteilen, wie man will. Aber ich glaube, dass wir hier über Sport reden, ist schon ein Erfolg für sich.
Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie des Abg. Jörn König [AfD])
Die aktuelle Lage des Sportes sollte uns alle interessieren. Der Sport in Deutschland ist ein wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft und unseres gesamten Zusammenlebens. Ein paar Zahlen: Wir haben 87 600 Sportvereine, in denen 23,4 Millionen Menschen engagiert sind. Man sollte nicht vergessen: Über 8 Millionen Menschen sind darüber hinaus ehrenamtlich engagiert, sei es als Vorstandsmitglied, als Übungsleiter oder anderweitig. Nach Berechnungen des DOSB werden fast 500 Millionen Arbeitsstunden pro Jahr ehrenamtlich geleistet. Ich finde, das ist ein Dankeschön an die Ehrenamtlichen wert, meine Damen und Herren.
Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der AfD)
Die Coronapandemie – Kollege Dr. Wollmann hat darauf hingewiesen – hat die gesamte Gesellschaft vor große Herausforderungen gestellt, natürlich auch den Sport. In Schulen, Vereinen, Fitnessstudios konnte man nicht mehr Sport treiben wie bisher. Das blieb nicht ohne Auswirkungen. Darüber haben wir uns im Sportausschuss mehrfach unterhalten. Mitgliederrückgänge sind nicht in dem Umfang entstanden wie befürchtet, aber doch gerade bei jungen Menschen sehr hoch. Von daher ist es, glaube ich, unser Augenmerk wert, dass wir hier gegensteuern. Gerade der Bewegungsmangel bei jungen Menschen hat nach Studien um 44 Prozent zugenommen. Wir haben feststellen können, dass der Schwimmunterricht nicht mehr im bisherigen Maß stattfindet. Es ist fast halbiert worden. Der Behindertensportverband hat uns darauf aufmerksam gemacht, dass fast nur noch 55 Prozent der Menschen mit Behinderung Sport treiben. Das alles sind Zahlen, die uns nicht glücklich machen. Von daher müssen wir handeln. Wir sollten gemeinsam handeln.
Der Bewegungsgipfel, der nicht nur von uns gefordert wird, sondern auch vom Deutschen Olympischen Sportbund, ist nicht das alleinige Instrument, aber ein Instrument. Wir sind froh – Herr Kollege, Sie haben schon darauf hingewiesen –, dass die Opposition so wirkt. Wir hatten das Gefühl, dass Sie zwar angekündigt haben, aber dass nichts geschah. Wir haben jetzt erstmals öffentlich gehört, wann dieser Gipfel stattfinden soll. Von daher finde ich es gut, dass unser Antrag dazu geführt hat, dass im Innenministerium doch ein bisschen Bewegung aufgekommen ist; denn bis jetzt hat der Sport dort, glaube ich, noch nicht die Rolle gespielt, die er eigentlich verdient hätte. Von daher freuen wir uns über den Gipfel, und wir freuen uns, dass unser Antrag in diesem Sinne Erfolg gehabt hat.
Beifall bei der CDU/CSU)
Das hätte auch alles schon früher kommen können. Wir haben viel Zeit verloren. Ich glaube schon, dass der Antrag bezüglich der Erwartungshaltung an einen solchen Gipfel hilfreich sein kann, „Konzertierte Aktion“ wird es bei Ihnen ja auch oft genannt.
Wir müssen uns ein klares Lagebild mit allen Betroffenen machen, wir müssen die Handlungsfelder definieren. Der DOSB hat Vorschläge gemacht und schon einmal neun Handlungsfelder benannt. Wir müssen – und das ist mir am wichtigsten – auch konkrete Lösungsansätze erarbeiten; denn wir wollen, dass Deutschland sich wieder mehr bewegt. Es ist auch in der Anhörung im Sportausschuss deutlich geworden, dass wir hier Nachholbedarf haben. Wir hatten in den 70er-Jahren eine Trimm-dich-Bewegung. Daran könnten wir wieder ansetzen. Es gibt erste Ideen, und das sollten wir unterstützen; denn wir sind die, die die Rahmenbedingungen schaffen können. Wir müssen etwas tun.
Ich muss Ihnen ganz ehrlich sagen, Herr Dr. Wollmann: Wenn Sie als Ampelkoalition sagen, Sie brauchten keine Nachhilfe – das hätte ich als Vertreter einer Regierungsfraktion auch immer gesagt –, dann ist das nicht Ausdruck einer ehrlichen Analyse. Ich glaube, Sie bleiben hinter den Erwartungen gewaltig zurück. Im Koalitionsvertrag lese ich, dass es einen Entwicklungsplan Sport geben soll, dass Sie die Sportinfrastruktur weiter fördern wollen. Genau das Gegenteil machen Sie. Sie haben die Mittel für das Sportinfrastrukturprogramm gekürzt.
Sie nehmen den Kommunen die Gelder. Sie machen genau das Gegenteil von dem, was Sie im Koalitionsvertrag vereinbart haben. Daher bitte ich Sie: Machen Sie ein bisschen mehr. Die Nachhilfe ist, glaube ich, angesagt.
Sie rühmen sich jetzt mit dem ReStart-Programm nach Corona, einem Neustart, der kommen sollte. Dafür haben Sie lediglich 25 Millionen Euro hinterlegt. Das war der Haushaltsausschuss, nicht einmal diese Bundesregierung. Die Mittel werden zwar von 2022 nach 2023 fortgeschrieben, aber für 2023 ist der Haushaltsansatz null. Sie machen gar nichts, obwohl Sie damals angekündigt haben: Das Geld wird nicht reichen, wir werden etwas drauflegen. – Das muss man nur einmal durchrechnen. Von den 25 Millionen Euro gehen allein 5 Millionen Euro für Werbemaßnahmen drauf; 16 Millionen Euro werden letztendlich bei den Sportvereinen landen. Das sind 67 Cent pro Mitglied in einem deutschen Sportverein. Das ist eigentlich gar nichts. Das ist ein Klacks. Ich bitte Sie – so viel müssen Sie vielleicht aus dem Nachhilfeunterricht mitnehmen –, dass Ihre Haushälter ein wenig mehr Geld drauflegen, damit Sie die Erwartungen, die im Sport da sind, einfach erfüllen. Sie haben also noch erheblich Luft nach oben. Wir werden Sie dabei unterstützen. Denn das eint uns im Sportausschuss: Wir sind alle sportbegeistert. Die einen können auch besser Sport treiben als die anderen.
Heiterkeit bei der FDP)
Manche sind auch im FC Bundestag aktiv und beweisen jeden Dienstag in der Sitzungswoche, dass sie fußballerisches Können haben.
Also: Bewegen wir uns alle. Nutzen Sie die Möglichkeit. Herr Hartewig hatte in der letzten Debatte darauf hingewiesen, dass es einen Lauftreff für Abgeordnete gibt. Das gilt auch für uns. Auch wir Abgeordnete sollten uns hier und da ein bisschen mehr bewegen.
Herzlichen Dank. Ein schönes Wochenende.
Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)
Der Abgeordnete Philip Krämer hat nun für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen das Wort.
Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der FDP)