- Bundestagsanalysen
Glück auf, Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das Plenum widmet sich heute wirklich intensiv dem Thema der Ausbildung. Heute Morgen war das Thema die BAföG-Reform; so haben wir schon viel über die Bildungsgerechtigkeit und die Chancengleichheit gesprochen.
Wenn wir es aber wirklich ernst meinen mit der Gleichwertigkeit von akademischer und beruflicher Bildung, dann müssen wir der beruflichen Bildung eben auch wirklich einen gleichwertigen Stellenwert in der Debatte einräumen. Eine Berufsausbildung ist nicht weniger wert als ein Studium. Der Gymnasiast eignet sich genauso als Führungskraft wie der Real- oder Hauptschüler. Durch die Akademisierung sinkt die Akzeptanz einer Berufsausbildung in der Wahrnehmung vieler junger Menschen. Diesem Image wollen wir dringend entgegenwirken.
Trotz Fachkräftemangel bleiben viele Ausbildungsstellen unbesetzt, weil keine passenden Bewerber gefunden wurden. Ende September 2021 standen den 63 200 unbesetzten Ausbildungsstellen ganze 24 600 gänzlich unversorgte Bewerberinnen und Bewerber gegenüber.
Die Zahlen zeigen:
Erstens. Insbesondere während der Coronakrise haben sich viele Schulabgänger für ein Studium entschieden. Sie erhoffen sich einen krisensicheren Arbeitsplatz.
Zweitens. Wir brauchen eine optimale und effektivere Zusammenführung von Ausbildungsplatzbewerbern und Ausbildungsbetrieben.
Drittens. Wir sind auf Zuwanderung angewiesen.
Meine Kolleginnen und Kollegen, unser Berufsausbildungssystem in Deutschland ist ein starkes Instrument, das uns zu dem wirtschaftlichen Erfolg verholfen hat, den wir heute kennen.
Beifall bei der CDU/CSU)
Die Berufsausbildung ist das Standbein des deutschen Mittelstandes. Daher müssen wir die berufliche Bildung zukunftssicher machen. Bei der Reform der Ausbildungsgänge müssen sie zeitgemäß gestrafft und bei der Ausgestaltung von unnötiger Bürokratie befreit werden. In vielen Berufsbildern ist der große Wurf notwendig und nicht das Verlieren im Kleinteiligen. Damit werden die Berufsbilder auch attraktiver für junge Leute.
Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Ich will noch mal auf die Enquete-Kommission in der vergangenen Legislaturperiode zurückkommen: Wesentliche Maßnahmen hinsichtlich der Digitalisierung hat diese Enquete-Kommission aufgezeigt. Der Abschlussbericht ist ein Geschenk an die neue Bundesregierung. Nutzen Sie ihn, Frau Bundesministerin Stark-Watzinger!
Beifall bei der CDU/CSU
Leider kann sie es gerade nicht hören!)
Die Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes ist von der Existenz und Exzellenz der ausgebildeten Fachkräfte abhängig. Wir müssen innovativ sein und modern denken; denn die berufliche Bildung ist unverzichtbare Grundlage für die Sicherung des Fachkräftenachwuchses. Das Institut der deutschen Wirtschaft rechnet damit, dass 2030 5 Millionen Fachkräfte fehlen werden. Wir wissen alle, dass der Fachkräftemangel nicht von heute auf morgen behoben wird. Deshalb ist die berufliche Bildung in Deutschland nicht nur ein bedeutender Wirtschaftsfaktor, sondern sie ist auch eine Integrationschance.
Beifall bei der CDU/CSU)
Wir werden den Fachkräftemangel nicht besiegen, wenn wir die Potenziale der Zuwanderung nicht nutzen.
Weiß das die ganze Union, auch die CSU?)
Die Integration der Zuwanderer in den Ausbildungsmarkt ist nicht nur besonders wichtig, weil unser Grundgesetz jedem Menschen ein Recht auf Bildung und Ausbildung einräumt, sondern auch, weil wir sehr dringend mehr gut ausgebildete Menschen brauchen. Die zugewanderten Menschen sind auch die Fachkräfte von morgen.
Hier will ich auf ein Problem hinweisen, das wir kennen: Die Anerkennung und die Übersetzung von Abschlusszeugnissen sowie fehlende Deutschkurse stellen weitere bürokratische Hürden hierbei dar. Zuwanderer brauchen mehr Unterstützung. Bürokratische Hürden müssen abgebaut werden.
Beifall bei der CDU/CSU)
Zum Schluss. August Bebel sagte einmal:
Genies fallen nicht vom Himmel. Sie müssen die Gelegenheit zur Ausbildung und Entwicklung haben.
Schaffen wir die Rahmenbedingungen, um allen Menschen in unserem Land die Chance zu geben, ein Genie zu werden.
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.
Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)
Vielen Dank. – Zum Abschluss dieser Debatte erhält Ruppert Stüwe das Wort für die SPD-Fraktion.
Beifall bei der SPD)