- Bundestagsanalysen
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Gäste in diesem Haus! Demografischer Wandel, Arbeitskräftemangel auf allen Qualifikationsstufen, disruptive Veränderungen in der Arbeitswelt und die Interaktion zwischen Studium und beruflicher Ausbildung – all dies sind Herausforderungen, vor denen die Arbeitswelt in unserem Land in der Tat steht. Nicht umsonst sind wir daher im intensiven Austausch mit relevanten Verbänden wie kürzlich zum Beispiel mit dem Zentralverband des Deutschen Handwerks, ZDH. Und auch unser Koalitionsvertrag beinhaltet nicht umsonst – unter anderem – das Bekenntnis zur Durchlässigkeit zwischen beruflicher und akademischer Bildung.
Nun haben Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen, Anträge vorgelegt, die diesen Dingen Rechnung tragen sollen – wohlgemerkt: tragen sollen. Denn was hier vorliegt, erscheint mir eine Mischung aus nicht schlechten, aber teilweise etwas unambitionierten und vielleicht auch nicht immer zu Ende gedachten Ideen zu sein.
So wird zum Beispiel bei der Union die Digitalisierung wiederholt als eine Wurzel des Übels aus der Mottenkiste geholt, die für das Aussterben von Arbeitsplätzen sorgt.
Was? Wo steht das?)
Dabei ist längst allen Akteuren klar, dass Digitalisierung nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung ist, Ihnen von der Union eigentlich auch; denn bei Ihren Forderungen taucht sie dann ja wieder auf
Wo steht das denn?)
– doch, doch; das taucht auf –, aber eben in einem Maße, das wir schon längst auf dem Schirm haben, wie man zum Beispiel an der gestern angekündigten Förderbekanntmachung zum Kompetenzzentrum für digitales und digital gestütztes Unterrichten sehen kann.
Beifall bei der SPD)
Klar ist nämlich: Digitalisierung ist eines der Mittel, um Ausbildung attraktiver zu machen und gleichzeitig dem drohenden Fachkräftemangel entgegenzuwirken.
So haben wir es verwendet!)
39 Prozent der Ausbildungsunternehmen gehen da in Deutschland laut IW Köln schon voran, 41 Prozent wollen nachziehen und haben bereits in digitale Tools für die Ausbildung investiert. Besonders für den ländlichen Raum stecken hier nicht nur neue Chancen, die Menschen an modernen Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten teilhaben zu lassen, sondern es besteht obendrein auch die Möglichkeit, dass ländliche Regionen aufholen, wenn es um Attraktivität und Konkurrenz mit urbanen Räumen geht.
Ich vermisse leider den Fokus auf Umschulung, Fortbildung und lebenslanges Lernen; denn in der heutigen Arbeitswelt verlaufen Karrieren häufig nicht mehr klassisch geradlinig. Dem wird zu wenig Rechnung getragen. Da sind wir mit unserem Koalitionsvertrag schon ein bisschen weiter. Auch die Forderung nach Vernetzung von Instrumentarien taucht bei Ihnen auf. Schauen Sie mal in unseren Koalitionsvertrag; da steht zum Beispiel auf Seite 67 etwas zu diesem Thema.
Sie sprechen von einer Konkurrenzsituation zwischen Ausbildung und Studium und davon, dass beides gleichwertig sein sollte. Das ist für uns selbstverständlich; da sind wir durchaus bei Ihnen. Aber Sie vergessen: Selbst wenn es uns gelingt, alle Potenziale an Arbeitskräften, die wir in unserem Land haben, zu mobilisieren, reicht das leider noch nicht aus. Auf absehbare Zeit haben wir in Deutschland mehr Arbeit als Menschen, die diese verrichten. Deswegen vermisse ich auch das Thema Zuwanderung in diesen Anträgen.
Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der FDP)
Liebe Kolleginnen und Kollegen, abschließend stelle ich erfreut fest, dass wir in zahlreichen grundlegenden Fragen durchaus übereinstimmen. Zugleich bin ich davon überzeugt, dass wir mit der Fortschrittskoalition gerade die richtigen Weichen stellen.
Vielen Dank.
Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP)