Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Wir wollen das Beste für unsere Kinder, wissend, dass sie uns brauchen, dass sie zu uns aufschauen, dass wir sie prägen. Doch gleichzeitig machen uns die große Verantwortung oder einfach die alltäglichen zusätzlichen Aufgaben schwer zu schaffen. Wir müssen uns anstrengen, gute Eltern zu sein. Und wenn wir ganz ehrlich sind, zweifeln wir auch oft dabei.
Es braucht keine große Fantasie, um sich vorzustellen, wie belastend es wäre, wenn wir die Liebe zu unseren Kindern nicht zeigen, die Sicherheit nicht vermitteln, die nötige Zuversicht nicht geben könnten, wenn wir selbst zu sehr von einer psychischen Krankheit oder Sucht geschwächt wären.
Erlauben Sie eine Zwischenfrage aus der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen?
Na klar, natürlich.
Herzlichen Dank, dass Sie die Zwischenfrage zulassen. – Ich freue mich wirklich sehr, dass es hier gelungen ist, diesen Antrag fraktionsübergreifend zu einen – auch mit Ihnen zusammen. Und ich freue mich ganz besonders über den Punkt 5 in diesem Antrag, wo es darum geht, die Verhältnisprävention in Bezug auf Suchtmittel in diesem Land zu stärken – zum Schutz unserer Kinder und Jugendlichen. Ich glaube, wenn wir die Verhältnisprävention stärken, gerade auch in Bezug auf Alkohol, dann profitieren davon wirklich alle in dieser Gesellschaft. Deshalb meine Frage, ob Sie mit uns auch in Zukunft an einem Strang ziehen werden, die Verhältnisprävention bei Suchtmitteln gemeinsam zu stärken.
Liebe Frau Kollegin, dass wir jetzt gemeinsam diesen Antrag erarbeitet haben und im Konsens dieses Thema mit einer großen parlamentarischen Mehrheit hier angehen, zeigt ja, glaube ich, dass wir es alle ernst meinen und dass wir auch bereit sind, da die eine oder andere Hürde zu überspringen.
Ich kann es vielleicht mal sagen: Mein Wahlkreis ist Heidelberg. Da gibt es das Deutsche Krebsforschungszentrum, eine Einrichtung, die beispielsweise sowohl beim Thema Rauchen, aber auch beim Thema Alkoholmissbrauch eine sehr zentrale Rolle einnimmt. Ich stehe mit dem Zentrum im engen Kontakt und rückkopple mich diesbezüglich auch immer mit meinen Kolleginnen und Kollegen.
Sehen Sie doch das, was wir jetzt gerade erreicht haben, als schönes Ziel an. Über alle weiteren Ziele müssen wir natürlich diskutieren, und wir müssen für sie gemeinsame Wege finden; das ist ja schon manchmal bei der Ampel intern nicht ganz so einfach. Aber wir gemeinsam – da bin ich mir sicher – werden die nächsten guten Schritte gehen und zu guten Zielen kommen. Von daher bin ich unglaublich zuversichtlich, dass wir das hinbekommen.
Beifall bei der CDU/CSU)
Meine Damen und Herren, es ist dramatisch und tragisch, wenn Eltern nicht Schutzschild, sondern Risikofaktor für die Gesundheit der eigenen Kinder sind. Es braucht kein besonderes Maß an Empathie, um zu begreifen, welchen Beeinträchtigungen und Gefahren Kinder dann in einem solchen Umfeld ausgesetzt sein können. Deshalb ist heute unsere wichtige Botschaft: Wir lassen Betroffene und besonders die gefährdeten Kinder in solchen Situationen nicht alleine, weil wir wissen, dass das Leben schwere Schicksalsschläge bereithalten kann, weil wir wissen, dass krank zu sein, keine Schande ist, ganz gleich, ob physisch oder mental,
Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der Abg. Dr. Kirsten Kappert-Gonther [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])
weil das zentrale Funktionsprinzip unseres Gesundheitssystems das Solidaritätsprinzip ist. Die Gesunden helfen den Kranken.
Sehr geehrte Damen und Herren, psychische Erkrankungen haben in Deutschland in den letzten Jahren leider deutlich zugenommen. Wenn Eltern eine Suchterkrankung oder eine psychische Erkrankung haben, betrifft das auch die Kinder. Verglichen mit der allgemeinen Bevölkerung haben sie ein erhöhtes Risiko, selbst an einer psychischen Störung zu erkranken oder verhaltensauffällig zu werden. Etwa die Hälfte der Kinder und Jugendlichen in psychiatrischer Behandlung hat mindestens ein psychisch erkranktes Elternteil.
Das Bewusstsein für die Thematik ist in den vergangenen Jahren – man kann sagen: zum Glück! – gestiegen. Politik, vor allem Parlamentarier und Fachleute haben besser zueinander gefunden, und das ist gut so.
Ein Ergebnis beraten wir heute; es ist der vorliegende Antrag – elf Forderungen an die Bundesregierung, deren Umsetzung Kinder mit psychisch- oder suchterkrankten Eltern in Zukunft besser unterstützen würde. Dazu gehört eine stärkere Bündelung der Erkenntnisse durch den Bund, sodass eine gemeinsame Basis für alle Länder und Kommunen geschaffen wird. Dazu gehört, die Zugänglichkeit verfügbarer Hilfsangebote zu erhöhen und deren Vernetzung zu stärken. Dazu gehört, die rechtlichen Rahmenbedingungen zu erweitern, um psychotherapeutische Versorgung bedarfsorientiert auch in Kitas und Schulen anbieten zu können.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, Kinder, denen nicht geholfen wird, leiden nicht nur im Moment, sondern möglicherweise ein Leben lang. Als Gesellschaft und Staat müssen wir alles tun, um die Situation der betroffenen Kinder zu verbessern. Dass wir zu diesem wichtigen Anliegen einen gemeinsamen Antrag einbringen, ist ein gutes Zeichen.
Vielen herzlichen Dank.
Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP)
Jetzt erhält das Wort Dirk Heidenblut für die SPD-Fraktion.
Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP)