Sehr geehrte Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Gäste und Zuschauer hier im Raum und draußen an den Bildschirmen! Ich komme zurück zum Antrag.
Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Stellen Sie sich ein neunjähriges Kind vor, das morgens nicht weiß, ob es die Schule vorzeitig verlassen muss, weil seine Mutter wieder einmal in eine tiefe Depression gefallen ist, oder einen Siebenjährigen, der nach der Schule nach Hause kommt, und der alkoholkranke Vater liegt halb ohnmächtig im Wohnzimmer, ohne ein Mittagessen vorbereitet – er hat noch nicht einmal dafür eingekauft – zu haben. Das sind nur zwei Kinder, die viel zu früh Verantwortung übernehmen müssen, was ihre kindliche Seele völlig überfordert.
In Deutschland leben etwa 4 Millionen Kinder mit einem psychisch- oder suchtkranken Elternteil. Das sind etwa 4 Millionen junge Menschen, deren Leben von Unsicherheit, Angst und auch von Scham geprägt ist.
Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der Abg. Linda Heitmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])
Diese jungen Menschen sind zudem einem erhöhten Risiko ausgesetzt, selbst psychische Erkrankungen zu entwickeln, wenn sie keine angemessene Unterstützung erhalten.
Wir stehen damit vor einer großen gesellschaftlichen Herausforderung: die Unterstützung von Kindern psychisch- und suchtkranker Eltern, Kinder, die oft unsicher, unsichtbar und ungehört sind, Kinder, die jeden Morgen mit der Ungewissheit aufwachen, wie sie ihren Tag bewältigen können. Diese Kinder brauchen unsere besondere Aufmerksamkeit und Fürsorge. Das ist der Grund, warum die Ampelkoalition und die CDU/CSU diesen Antrag einbringen. Unser Ziel ist es, dass diese Kinder endlich die notwendige Hilfe bekommen, die sie brauchen und die sie verdienen.
Mit dem vorliegenden Antrag setzen wir als Ampel nicht nur ein Ziel des Koalitionsvertrages um, wir senden vielmehr ein wichtiges Signal, dieses gesamtgesellschaftliche Problem endlich ernsthaft anzugehen –
Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)
inzwischen sieben Jahre nach dem ersten Beschluss zu diesem Thema hier im Bundestag. Wir legen einen konkreten Fahrplan vor, um die Unterstützung und Versorgung von Kindern und Familien mit psychisch- oder suchtkranken Eltern zukünftig familienorientierter und sozialgesetzbuchübergreifender gestalten zu können.
So soll es einen bundesweiten Ausbau spezialisierter Beratungsstellen und therapeutischer Angebote für Familien, in denen ein Elternteil psychisch- oder suchtkrank ist, geben. Hierbei können die bereits bestehenden Lotsendienste einen wertvollen Beitrag leisten.
Es braucht aber noch mehr niedrigschwellige und noch besser vernetzte Angebote, um den Zugang zu Hilfe zu erleichtern, ohne dass die betroffenen Kinder und ihre Eltern stigmatisiert werden.
Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Entstigmatisierungskampagnen, die auf Kampagnen wie zum Beispiel die Aktionswoche für Kinder aus Suchtfamilien oder die Woche der seelischen Gesundheit aufbauen, sollten daher ausgebaut werden. Auch in Schulen und Kitas braucht es gezielte Unterstützungsangebote sowie Aus- und Weiterbildungsangebote, damit Lehrer und Erzieher die belasteten Kinder besser erkennen und unterstützen können.
Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Wir müssen die Sensibilität für diese Thematik erhöhen und dafür sorgen, dass betroffene Kinder frühzeitig die nötige Hilfe erhalten.
Dieser Antrag ist lediglich ein Schritt in die richtige Richtung und kann daher nur der Anfang sein. Wir brauchen eine breite gesellschaftliche Bewegung, die das Schweigen bricht und offen über psychische Erkrankungen spricht; denn psychische Gesundheit betrifft uns alle. Die Unterstützung von Kindern psychisch- und suchtkranker Eltern muss eine nationale Aufgabe sein.
Diese Kinder verdienen es, in einer Gesellschaft aufzuwachsen, die sie sieht, versteht und ihnen die Hand reicht.
Vielen Dank.
Beifall bei der FDP, der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Das Wort erhält Alexander Föhr für die CDU/CSU-Fraktion.
Beifall bei der CDU/CSU und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)