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Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Vor ziemlich genau sieben Jahren habe ich hier schon einmal gestanden und zu einem gemeinsamen Antrag „Hilfen für Kinder psychisch erkrankter Eltern“ gesprochen. Damals habe ich Ihnen die Geschichte von Frau Mayer erzählt, die immer wieder depressive Episoden hat, in denen sie sich nicht gut um ihre Kinder kümmern kann. Darum ist deren Risiko stark erhöht, selbst zu erkranken und Probleme in der Kita, der Schule und ihren Beziehungen zu anderen zu entwickeln. Schon damals habe ich klargestellt, dass etwas passieren muss, und inzwischen ist einiges passiert.
Auf den Antrag des Bundestages hin wurde die AG „Kinder mit psychisch kranken Eltern“, eine Expertenkommission, eingesetzt, die einstimmig 19 Empfehlungen abgegeben hat. Einige dieser Empfehlungen konnten wir bereits mit dem Kinder- und Jugendstärkungsgesetz 2021 umsetzen. So haben wir zum Beispiel einen elternunabhängigen Beratungsanspruch für Kinder und Jugendliche eingeführt und den Zugang zu Hilfen in Notsituationen niedrigschwelliger gestartet.
Die Umsetzung dieser und weiterer Empfehlungen ist aber noch Stückwerk. Wenn Sie sich ein ungeschminktes Bild der heutigen Lebenswirklichkeit von Familien machen möchten, in denen ein Elternteil psychisch erkrankt ist, dann empfehle ich Ihnen wärmstens den Podcast „Und wer fragt mich?“ der Fachverbände AFET, DGSF und DGPPN. Dort kommen der 13-jährige Jonas und seine Mutter zu Wort. Beide kämpfen immer wieder mit der Krankheit, aber auch mit dem Hilfesystem. Ihre Geschichte wird mit Expertise aus Wissenschaft und Praxis angereichert.
Solche großartige Aufklärungsarbeit ist das Verdienst vieler engagierter Menschen. Fachleute, die sich in der AG „Kinder mit psychisch kranken Eltern“ 2019 zusammengefunden hatten, haben weitergemacht, Ideen entwickelt, Politikberatung gemacht und die Umsetzung der Empfehlungen regelmäßig angemahnt. Ich empfinde große Hochachtung vor ihrer Leistung und Leidenschaft, und ich freue mich sehr, dass dieses Engagement 2023 mit dem Deutschen Gesundheitspreis der AOK gewürdigt wurde.
Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP)
In unseren Gesprächen wurde immer wieder klar: Handlungsbedarf ist vorhanden, und er ist dringend. Wenn zum Beispiel eine Mutter mit Wochenbettdepression keinen adäquaten Behandlungsplatz findet, bei dem auch ihr Baby mit einbezogen wird, dann kann der fehlende Bindungsaufbau das ganze spätere Leben des Kindes enorm zum Schlechteren beeinflussen. Das können wir nicht akzeptieren.
Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP)
Hier dürfen wir nicht an der falschen Stelle sparen.
Schon 2017, damals mit Paul Lehrieder von der CSU und Beate Walter-Rosenheimer von den Grünen, hat unser Antrag Bewegung gebracht. Nun nehmen wir einen neuen Anlauf; denn wir wollen Breitenwirkung. Wir haben uns nicht mehr und nicht weniger vorgenommen, als überall in Deutschland funktionierende Strukturen für wirksame Präventionsarbeit zu schaffen, sozialgesetzbuchübergreifend und auf allen Ebenen.
Kinder mit psychisch kranken oder suchtkranken Eltern hüten oft ein Familiengeheimnis. Darum müssen wir psychische Erkrankungen, Suchterkrankungen von ihrem gesellschaftlichen Stigma befreien, mit kontinuierlicher Aufklärung.
Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP)
Das Personal in der Kinderarztpraxis, in der Kita, in der Schule braucht Fortbildung, um Warnzeichen zu erkennen und Probleme sensibel anzusprechen. Und schließlich brauchen wir einen besseren Überblick darüber, was es gibt, wo etwas fehlt und was den Betroffenen wirklich hilft. Das erleichtert dann auch die Finanzierung.
Ich danke meinen Mitstreiterinnen Denise Loop, Katja Adler und Bettina Wiesmann mit ihren Büros und den Kolleginnen und Kollegen im Gesundheitsausschuss für die engagierte und gute Zusammenarbeit und wünsche mir, dass unser Antrag mittelfristig dazu beiträgt, das Leben der betroffenen Familien nachhaltig zu verbessern.
Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Für die AfD-Fraktion erhält das Wort Martin Reichardt.
Beifall bei der AfD)