- Bundestagsanalysen
Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Wissenschaft ohne Kommunikation ist wie eine Lampe ohne Strom: Es leuchtet, aber niemand kann es sehen. Diese Bemerkung wird dem US-amerikanischen Wissenschaftskorrespondenten Joe Palca zugeschrieben. Recht hatte er.
Wir haben nun schon eine Menge Argumente für eine Stärkung der Wissenschaftskommunikation gehört und ein paar gute Beispiele, auch aus den öffentlich-rechtlichen Medien. Aus eigener Erfahrung kann ich nur bestätigen, wie notwendig, aber auch wie schwierig es zuweilen ist, wissenschaftliche Erkenntnisse unters Volk zu bringen, sie populär – nennen wir es ruhig so – zu vermarkten.
Das habe ich erlebt, als ich in der ersten Legislaturperiode nach der Wende hier in Berlin Pressesprecherin beim Wissenschaftssenator war. Nur mit Medizinthemen war es überhaupt denkbar, auf die allgemeinen Politikseiten einschlägiger Medien zu kommen. Die eigene Betroffenheit potenzieller Leserinnen und Leser war ausschlaggebend dafür, sich für neue Erkenntnisse aus der Welt der Forschung zu interessieren. Und dann brachten es eben auch die Medien. Wie gesagt, nur bei Medizinthemen.
Bei all den anderen, teilweise ja hochspannenden und aufregenden Themen waren wir letztlich angewiesen auf Medien, die sich eigene Seiten für die Wissenschaft gönnen – einmal in der Woche zum Beispiel –, oder auf Fachpublikationen. Dabei hätte es oft sogar einen großen Unterhaltungswert gehabt. Dabei wären diese Erkenntnisse für viele Menschen von Belang und Interesse gewesen. Dabei hätten sogar die infrage kommenden Medien selbst damit glänzen können.
Vor allem: Dabei täten wir alle unserer Gesellschaft und, ja, auch unserer Demokratie einen großen Gefallen;
Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)
denn es sind die Vordenker, die Intellektuellen, die Geistesgrößen einer Gesellschaft, die unser aller Fortschritt sichern. Sie sind es, die mit ihrem Mut zum Experiment, das immer auch das Risiko des Scheiterns in sich trägt, neue Erkenntnisse gewinnen.
Damit sie dies unabhängig und frei tun können, muss der Staat ihre Freiheiten durch großzügige Rahmenbedingungen schützen und mit Respekt vor der Autonomie der Institutionen, Frau Ministerin, und vor der Freiheit der Wissenschaft agieren. Nur so entsteht Fortschritt, wird Avantgarde möglich. Eine blühende Wissenschaft ist nicht das Ergebnis unseres Wirtschaftswachstums, sondern sie ist dessen Voraussetzung. Sie geht der Wirklichkeit voraus.
Tue Gutes und rede darüber: Diese Maxime gilt allemal auch für das Wissenschaftssystem. Und ja, wir müssen die Forschenden ertüchtigen. Wenn sie ihr eigenes Marketing nicht so beherrschen, dann müssen wir die Echokammer für das sein, was sie uns zu sagen haben. Dann sollten auch die Medien die Verantwortung für die Übersetzung wissenschaftlicher Leistung in populäre Sprache übernehmen.
Und ja, dann müssen wir alle immer wieder bereit sein, Zumutungen auszuhalten, die mit der Verbreitung manch unbequemer Erkenntnisse einhergehen. Und ja, dann müssen wir alle die Überbringer dieser Nachrichten auch beschützen, wenn sie Anfeindungen, zum Beispiel von rechts außen, ausgesetzt sind.
Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)
Vor allem aber sollten wir bereit sein, dies alles nicht allein den Wissenschaftlern zu überlassen, –
Ich bitte Sie, zum Schluss zu kommen.
– sondern unseren eigenen Beitrag zu einem offenen und kommunikativen System leisten. Also, die Wissenschaft nicht unter den Scheffel stellen, sondern unter Strom, damit die Leuchte auch wirklich wirkt.
Vielen Dank.
Beifall bei der CDU/CSU)
Der letzte Redner ist für die SPD-Fraktion Ruppert Stüwe.
Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)