Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Kennen Sie die Geschichte von Max Planck und seinem Chauffeur? Max Planck übte auf jeder Fahrt ein und denselben Vortrag, und seinem armen Chauffeur blieb nichts anderes übrig, als dieselben Sätze und Pointen immer wieder anzuhören.
Eines Tages sagte er: Nun, Herr Planck, ich habe Ihren Vortrag über Quantenphysik schon so oft gehört, dass ich ihn selber halten könnte. Ich möchte, dass wir die Rollen tauschen: Sie sind der Chauffeur und ich der Professor. – Gesagt, getan. Zwei Wochen später hielt der Chauffeur in der TU München im Brustton der Überzeugung den Vortrag so perfekt, dass niemand den Unterschied merkte.
Ein Student fragte ihn sogar: Wie genau hat Sie Ihre Entdeckung des Wirkungsquantums zur Begründung des quantisierten Energieaustauschs in der Schwarzkörperstrahlung geführt? Der Chauffeur antwortete trocken: Nie hätte ich gedacht, dass in einer so fortschrittlichen Universität eine so einfache Frage gestellt würde; ich werde meinen Chauffeur bitten, diese Frage zu beantworten.
Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP
Beifall der Abg. Corinna Rüffer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])
Liebe Kolleginnen und Kollegen, warum erzähle ich diese Geschichte? Wissenschaftskommunikation braucht auch heute Begeisterung, Witz, Überzeugung und Esprit. Fantasie und Kreativität sind gefragt, damit mehr Forscher die Leidenschaft für ihre Projekte mit anderen teilen – gerne auch mit ein paar Tricks, damit auch Laien den Nutzen neuer Technologien verstehen, lernen, wie Wissenschaft überhaupt funktioniert, und sich im besten Fall selber vom Forschergeist anstecken lassen.
Die Expertenanhörung zu Ihrem Antrag hat bestätigt: Der intensive Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft wird immer wichtiger in einer Zeit, die von komplexen Herausforderungen und einer zunehmend fragmentierten Gesellschaft geprägt ist. Guter Wissenschaftsdialog fördert die Innovationsbereitschaft und das Vertrauen in Politik und Wissenschaft. Er ist gleichzeitig das schärfste Schwert gegen Unwissenheit, Technikangst, Fake News, Desinformation, Polarisierung und Ausgrenzung.
Um mehr jüngere Menschen zu erreichen, muss man sie da abholen, wo sie sich wohlfühlen. Deshalb sollten Forscherinnen und Forscher eng mit Social-Media-Experten und Influencern zusammenarbeiten. Die beiden Youtube-Spezialisten der Kanäle „Breaking Lab“ und „Senkrechtstarter“ haben in der Anhörung eindrucksvoll geschildert, wie das gut funktionieren kann. Wie wichtig gerade solche Formate sind, das schreiben Sie in Ihrem Antrag leider nicht.
Leider auch eine Leerstelle im Antrag: Qualitativ hochwertige Wissenschaftskommunikation braucht vor allem mehr finanzielle Unterstützung. Das betrifft auch den in einer Krise steckenden Wissenschaftsjournalismus. Trotz einiger Lücken ist Ihr Antrag ein wichtiger Antrag. Er setzt auf Kontinuität. Deshalb stimmen wir ihm zu.
Zum Schluss kann ich Ihnen eine Bemerkung aber doch nicht ersparen: Wissenschaftskommunikation wirkt nicht nur nach außen, sie hat auch eine besondere Wirkung nach innen. Und die Signale, die über die Wissenschaftskommunikation des Forschungsministeriums kürzlich ausgesandt wurden, gerade mit Blick auf den Umgang mit kritischen Wissenschaftlern, haben leider Gottes mit Wissenschaftsfreiheit nichts zu tun.
Herzlichen Dank.
Beifall bei der CDU/CSU)
Für die SPD-Fraktion hat Maja Wallstein das Wort.
Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)