- Bundestagsanalysen
Verehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Als ich 2001 nur wenige Jahre vor dem Abitur stand, war es für Frauen erstmals möglich, in vollem Umfang in der Bundeswehr und damit Deutschland zu dienen. Aber, zugegeben, mir – junge Frau, passionierte Zeitungsleserin und interessiert an internationaler Politik – kam nicht einmal der Gedanke, zur Bundeswehr zu gehen bzw. die Bundeswehr in meine engere Berufswahl aufzunehmen. Die Bundeswehr war absolut männlich geprägt in Ton und Habitus und ohne attraktive Rahmenbedingungen, die mich als politisch interessierte, körperlich fitte Frau ansprachen. Ich wählte andere Optionen. Ich bedaure das nicht; aber ich frage mich schon ab und an, was wohl geworden wäre, wenn die Bundeswehr schon damals mehr Frauen und vielfältigere Bevölkerungsgruppen angesprochen hätte. Umso größer ist mein Respekt vor jenen ersten Pionierinnen, die trotz allem ihren Weg in der Bundeswehr gemacht haben.
Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)
Dass ich mich nun viele Jahre später mit den diversen Facetten der Verteidigung unseres Landes befasse und im BMVg als Parlamentarische Staatssekretärin arbeite, schließt gewissermaßen die gefühlte Lücke in meinem Lebenslauf. Aber nach wie vor sind es immer noch viel zu wenige Frauen, die den Weg zur Bundeswehr – mit oder ohne Uniform – finden.
Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)
Frauen für die Bundeswehr zu begeistern, ist kein Selbstzweck, der sich aus dem Grundgesetz ableitet. Dass wir sie nicht für uns gewinnen oder halten können, bedeutet, Talent, Potenzial und Fähigkeiten – alles, was wir dringend brauchen – gleichermaßen zu verlieren. Moderne, junge Unternehmen, mit denen auch die Bundeswehr um Personal konkurriert, machen es uns ja vor: Gemischte Teams arbeiten effektiver, sind produktiver. Das gilt genauso für die Bundeswehr. Diversität ist eben kein Buzzword, sondern Erfolgsfaktor. Um als Beruf und Berufung attraktiv zu sein, braucht es personelle Stärkung. Es bedeutet, die Kampfkraft zu steigern. Es bedeutet, die Bundeswehr insgesamt und darüber unsere Verteidigungsfähigkeit zu stärken.
Sie glauben selber kein Wort, was Sie da reden! Niemand glaubt so was wirklich!)
– Da sind Sie, glaube ich, alleine; denn ich glaube das und ganz viele andere Kolleginnen und Kollegen hier auch.
Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)
Im Übrigen bestätigt das, was ich gerade ausgeführt habe, jede Statistik. Und wenn Sie mit der Truppe sprechen, sagen die Ihnen auch, dass sie lieber in gemischten Teams arbeiten, weil die besser funktionieren, schlagkräftiger und effektiver sind. Daher ist das, was Sie sagen, nicht stichhaltig.
Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP
Die Israelis machen das aber nicht mehr! Die haben da andere Erfahrungen gesammelt!)
Halten wir fest: Seit 2001 ist viel passiert. Die Anzahl der Soldatinnen ist kontinuierlich gestiegen. In diesem Sommer leisteten über 24 000 Soldatinnen Dienst in der Bundeswehr. Sie möchte ich an dieser Stelle besonders hervorheben; denn sie sind häufig Vorbilder für ihr nächstes Umfeld, quasi Botschafterinnen für die Bundeswehr.
Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)
Mit dem heute debattierten Entwurf können wir dafür sorgen, dass noch mehr von ihnen für die Bundeswehr gewonnen werden können.
Die jetzige Novellierung des Soldatinnen- und Soldatengleichstellungsgesetzes ist ein wichtiger Baustein. Es handelt sich um einen überfälligen Schritt, das militärische Gleichstellungsrecht an das zivile Recht anzupassen. Ich freue mich, dass die gewonnenen vielfältigen Erfahrungen über die Gleichstellungsarbeit in der Praxis, auch im Geschäftsbereich BMVg, in den Entwurf eingeflossen sind: erstens die Stärkung der Gleichstellungsarbeit innerhalb der Bundeswehr, zweitens die Erhöhung des Anteils der Soldatinnen in der Bundeswehr, drittens die finanzielle Entlastung des militärischen Personals bei Kinderbetreuungs- und Pflegeaufgaben und viertens die Berücksichtigung von Personen mit diversem Geschlechtseintrag oder ohne Geschlechtsangabe. Das sind Inhalte und Schwerpunkte der Novellierung.
Aber eine Neuerung liegt mir besonders am Herzen: Die Vorgesetzten werden noch stärker als bisher in die Verantwortung genommen. Gleichstellung ist nämlich normierte gesetzliche Führungsaufgabe, und die Haltung und das Verhalten von Vorgesetzten ist wichtig für den Erfolg echter Gleichstellung. Wir werden mit diesem Gesetz künftig den Anteil von Frauen in der gesamten Truppe, aber insbesondere in Führungspositionen durch gezielte Förderung erhöhen.
Wir werden das überprüfen!)
Damit ist dieser Entwurf ein wesentlicher Schritt hin zur Bundeswehr als moderner Arbeitgeber. Und wir können in der Zukunft hoffentlich mehr von dem Talent, von dem Potenzial und den Fähigkeiten an uns binden, die wir brauchen, um unser Land auch in Zukunft beständig schützen zu können. Dafür bitte ich um Ihre Unterstützung.
Vielen Dank.
Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)
Der nächste Redner ist Rüdiger Lucassen für die AfD Fraktion.
Beifall bei der AfD)