- Bundestagsanalysen
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Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Danke für den Antrag. In einigen Punkten sind wir uns einig; das kann man in diesen unruhigen Zeiten auch mal sagen. Deswegen will ich die Gelegenheit nutzen, zu den Punkten zu sprechen, in denen wir uns uneinig sind.
Leuten fällt beim Thema Batteriespeicher, gerade im Zusammenhang mit E-Autos, zum Beispiel die Frage ein, wie viel Wasser wir brauchen, um Lithium für die Batterien zu gewinnen. Es stimmt: Es sind 4 000 bis 5 000 Liter bei einer ganz normalen 60-Kilowattstunden-Batterie, die in einem E-Auto drin ist. Nur, was auch stimmt: So viel Wasser brauchen wir auch, um eine halbe Jeans herzustellen und um 10 Avocados, Kaffee für 30 Tassen oder 250 Gramm Rindersteak zu produzieren.
Falls Sie jetzt den Schrei gehört haben: Das ist wieder Alice Weidel, die befürchtet, dass man ihr Schnitzel wegnimmt. Tatsächlich ist es aber nach wie vor so, dass niemand irgendjemandem was wegnehmen will, sondern es ist einfach so, dass manche Leute unterschätzen, was wir mit unserer alten Technik für Schaden anrichten. Und manche Leute überschätzen die Risiken, die uns neue, vielversprechende Techniken bieten.
Tatsächlich ist es so – wir haben das spaßeshalber mal ausgerechnet –: Hätten wir letztes Jahr in jedes Auto, das produziert worden ist, eine 60-Kilowattstunden-Batterie eingebaut, hätte das 54-mal weniger Wasser verbraucht als die Produktion aller Jeans, die wir letztes Jahr hergestellt haben. Das heißt: Lasst uns das alle mal in einem angemessenen Rahmen betrachten!
Nächstes Beispiel wäre Kobalt. Wir brauchen immer weniger Kobalt für Batterien, in Zukunft wohl gar keines mehr. Es gibt Elektroautos, die schon ohne Kobalt funktionieren, und Batterien, die ohne Kobalt auskommen. Das ist die Zukunft, in die wir uns bewegen. Bei den Batteriespeichern gibt es einen unglaublich dynamischen Markt, wo unglaublich viel Fortschritt passiert.
Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Allein bei den Lithium-Ionen-Batterien haben sich in den letzten zehn Jahren die Kosten um 90 Prozent reduziert; die Kapazität hat sich verdoppelt.
Wie ist es mit dem Wasser bei den Lithium-Ionen-Batterien?)
Die Lebensdauer, die Sicherheit, die Nachhaltigkeit, die Ladezyklen und die Kapazität von Batterien verbessern sich. Gleichzeitig sinkt das Gewicht, sinken die Kosten.
Viele Leute in Deutschland merken: Es geht hier sehr wohl sehr schnell voran. Dieses Jahr werden wir die 1-Million-Marke knacken, was die installierten Heimspeicher angeht. Allein im ersten Halbjahr dieses Jahres haben wir mehr Heimspeicher installiert als im letzten Jahr insgesamt, 250 000 ungefähr. Bei den Gewerbespeichern haben wir den höchsten Zubau aller Zeiten zu verzeichnen, und wir haben 28 Großspeicherprojekte mit insgesamt 125 Megawattstunden ans Netz gebracht. Es geht vorwärts in Deutschland, und das ist gut so.
Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Warum ist das gut so? Speicher sind zum einen eine Notwendigkeit und zum anderen eine Chance. Was meine ich mit „Notwendigkeit“? Wir brauchen Speicher für die Energiewende; das ist richtig. Aber wir haben es halt auch in der Hand, zu entscheiden, wie viel wir davon brauchen. Wenn wir Solar und Wind besser aufeinander abgestimmt ausbauen, brauchen wir weniger Speicher. Denn Solar ist im Sommer super, Wind geht im Winter noch mehr ab; das heißt, das ergänzt sich klasse. Wenn wir damit super viel Strom erzeugen, sinkt der Bedarf, zu speichern. Wenn wir unser Netz besser ausbauen, können wir den Strom besser transportieren, sinkt der Bedarf, zu speichern. Wenn wir unser Stromnetz intelligenter ausbauen und Strom besser verteilen, sinkt der Bedarf, zu speichern. Wenn wir beim Wasserstoff ausbauen – und wir tun das ja –, sinkt der Bedarf, Strom an anderer Stelle zu speichern.
Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Es gehört zur Wahrheit dazu: Hätte die CDU beim Netzausbau, bei den erneuerbaren Energien und bei anderen Geschichten nicht gebremst, müsste man jetzt nicht die Krokodilstränen bei Speichern vergießen.
Beifall der Abg. Dr. Nina Scheer [SPD] und Katrin Uhlig [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])
Deswegen: Wir geben bei all diesen Punkten Gas, und wir schaffen ein Energiesystem, in dem Speicher effizient arbeiten können; denn Speicher sind auch eine Chance.
Gas kriegt ihr gar nicht mehr hin!)
Ab 2025 kriegt jeder dynamische Stromtarife angeboten. Das heißt, der Strompreis kann deutlich günstiger sein, wenn gerade viel Strom im Netz ist. Wenn man dann speichert, spart man noch mal brutal viel Geld, und das wünschen wir uns ja für uns alle.
Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Deswegen: Wir wollen Speicher in Deutschland, aber in einem System, das funktioniert.
Herr Kollege, kommen Sie zum Schluss, bitte.
Das entwickeln wir gerade, zum Beispiel mit der Plattform Klimaneutrales Stromsystem. Wir haben erst eine Strategie, dann handeln wir, und dann haben wir ein klimaneutrales Land.
Herr Kollege, bitte.
Das ist unser Weg; gehen Sie gern mit.
Haben Sie vielen Dank.
Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)
Vielen Dank. – Nächster Redner ist der Kollege Dr. Rainer Kraft, AfD-Fraktion.
Beifall bei der AfD)