- Bundestagsanalysen
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die Landwirtinnen und Landwirte in unserem Land produzieren Lebensmittel von hoher Qualität – einmal, um die heimische Bevölkerung zu ernähren, aber auch, Herr Auernhammer, um die Welternährung sicherzustellen. Damit das so bleibt, müssen wir unsere natürlichen Lebensgrundlagen schützen.
Eine Übernutzung des Bodens führt zu Auslaugung und Degradierung. Die Folge ist weniger Ertrag. Das ist im Grunde schon seit dem Mittelalter bekannt. Außerdem ändert sich das Klima. Die Wasserknappheit in den Sommermonaten nimmt rasant zu. Das ist in Sachsen-Anhalt, das zum größten Teil im Regenschatten des Harzes liegt, sehr deutlich zu spüren. Ein Weiter-so kann es nicht geben.
Beifall bei Abgeordneten der SPD und des Abg. Karl Bär [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])
Die Frage, die wir uns jetzt stellen müssen, lautet: Wie machen wir unsere Landwirtschaft widerstandsfähig, sodass sie auch in Zukunft Lebensmittel in ausreichender Menge und hoher Qualität produzieren kann? Der Schlüssel ist der Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen: Boden, Wasser, Luft und Biodiversität. Das gelingt nur mit einer Wirtschaftsweise, die Ökonomie und Ökologie vereint. Hier sind sich die Agrarwissenschaftler schon lange einig.
Unruhe bei der AfD-Fraktion)
Frau Abgeordnete, warten Sie bitte kurz. Ich möchte die AfD-Fraktion einmal bitten, etwas ruhiger zu sein. Ich weiß nicht, ob Sie schon zu lange drüben beim Fest waren, aber die Gespräche könnten Sie bitte mal nach draußen verlagern.
Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Sie sind die Einzigen, die hier im Moment richtig laut sind.
Wir sind auch die Einzigen, die richtig anwesend sind!)
Bitte schön, Frau Abgeordnete; versuchen wir es noch mal.
Dies gelingt nur mit einer Wirtschaftsweise, die Ökonomie und Ökologie vereint. Hier sind sich die Agrarwissenschaftler schon lange einig.
Im Mai letzten Jahres gab es hier im Deutschen Bundestag eine öffentliche Anhörung zum Thema „Brachflächen und Stilllegungen“. Der Agrarökonom Professor Lakner von der Universität Rostock hat dort eindringlich vor den Folgen eines immer schlechteren ökologischen Zustandes der Agrarsysteme gewarnt.
Brachen sorgen gemeinsam mit Blühstreifen für einen besonders effizienten Schutz der Biodiversität. Beispiele sind am Boden brütende Vögel, aber auch Wildkräuter. Durch eine Strukturerhöhung tragen Brachen außerdem zum Insektenschutz bei; ich denke dabei an Bestäuber und Nützlinge. In ausgeräumten Landschaften sind Brachen daher besonders effizient. Brachen tragen schließlich auch zur Bodenfruchtbarkeit sowie zum Erosionsschutz bei und wirken als Puffer bei Nährstoffüberschüssen.
Untersuchungen des Thünen-Instituts haben gezeigt, dass als Brachen meist die Flächen eines Betriebes ausgewählt werden, die nur geringe Erträge erbringen. Die auf diesen Flächen realisierbare kurzfristige Produktionssteigerung ist also nicht erheblich. Langfristig überwiegen die ökologischen Funktionen der Brachen eindeutig, und sie helfen, die landwirtschaftliche Produktion auch dauerhaft zu sichern.
Dr. Röder vom Thünen-Institut hat in einer Anhörung noch auf einen weiteren Aspekt hingewiesen: Viele Arten in unserer Kulturlandschaft sind auf lückige Bestände angewiesen. Eine Steigerung des Produktionsniveaus geht aber fast unweigerlich mit dichteren Beständen einher. Als Ausgleich werden die Brachen also immer wichtiger.
Erlauben Sie eine Zwischenfrage aus der AfD-Fraktion?
Nein.
Wir haben mit so viel Interesse Ihrer Rede gelauscht!
Zurufe von der AfD: Oh!)
Wichtig ist zudem, verschiedene Aspekte der Flächennutzung zusammenzudenken. Wir haben in diesem Jahr das Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz auf den Weg gebracht. Ziel ist es, durch eine Wiederherstellung degradierter Ökosysteme und durch naturnahe Bewirtschaftungsweisen auf dafür geeigneten Flächen einen wesentlichen Beitrag auch zum Klimaschutz zu leisten. Insbesondere Niedermoor-Standorte, aber auch Auen werden eine besondere Bedeutung gewinnen.
Diese Themen habe ich kürzlich bei meinem Besuch im Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle diskutiert. Moore haben nicht nur großes Potenzial als Kohlenstoffsenken, sondern können auch als Wasserspeicher dienen. So fließt weniger wertvolles Nass in die Meere. Das wird gerade bei diesen über das Jahr ungleich verteilten Niederschlägen, wie wir sie jetzt schon erleben, immer wichtiger.
Wie können die Biodiversitätsfunktion der Stilllegungsflächen und die Klimaschutzeffekte mit Wiedervernässung kombiniert werden? – Hören Sie von der AfD einmal zu! – Vielleicht wäre es im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik in der EU ja möglich, über eine stärkere Förderung der Wiedervernässung nachzudenken, die als Bonus bei der Stilllegung ausgestaltet werden könnte.
Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Der Europäische Rechnungshof hat in mehreren Sonderberichten zur Agrarpolitik festgestellt: Ökolandbau ist nicht das Allheilmittel; aber Strukturelemente, die zu einem Biotopverbund führen, werden als besonders förderwürdig angesehen.
Was ich mit all diesen Beispielen verdeutlichen will, ist: Die Frage der Brachflächen ist auf vielfältige Weise mit weiteren Programmen, Maßnahmen und Politikbereichen verknüpft. Gemeinsam haben sie das Ziel, unsere Landwirtschaft so zu gestalten, dass sie auch mittel- und langfristig unsere Ernährung sichern kann. Dabei soll sie einen Beitrag zur Herstellung intakter Ökosysteme leisten. Und selbstverständlich wollen wir auch den Arbeitenden ein sehr gutes Einkommen ermöglichen.
Diese Ziele werden wir aber nur erreichen, wenn wir die komplexe Thematik vernetzt denken und gemeinsam bearbeiten. Wir tun das. Die mit der heißen Nadel gestrickten Schaufensteranträge sind da überhaupt nicht hilfreich,
Das ist kein Schaufensterantrag! Das ist ein sinnvoller Antrag!)
auch wenn sie jährlich oder monatlich wiederholt werden.
Ja!)
Sehen Sie sich doch einmal die Begründung Ihres Antrags an! Sie enthält keinerlei wissenschaftliche Quellen und lässt daher die notwendige Solidität komplett vermissen.
Die Quellen können wir nachliefern!)
– Vorher wäre es besser gewesen.
Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Im Übrigen hat die Aussetzung der Stilllegung in diesem Jahr zu einer sehr geringen Nutzung der entsprechenden Ökoregelung geführt, wonach die Gemeinwohlleistungen ja stärker honoriert werden sollen. Das werden wir in Zukunft vermeiden.
Wir lehnen daher diesen Antrag ab.
Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN
Ja, das ist nicht überraschend!)
Nächster Redner ist für die AfD-Fraktion Frank Rinck.
Beifall bei der AfD)