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Verehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Kolleginnen und Kollegen! Ich weiß nicht, ob schon jeder den Schuss gehört hat.
Ich weiß nicht, ob schon jeder gemerkt hat, dass wir in einer Zeitenwende leben, dass wir im Deutschen Bundestag Verantwortung nicht nur für die europäische
Agrarpolitik haben, sondern auch für die Menschen auf der ganzen Welt, für die Welternährung. Da, Herr Kollege Bär und liebe Freundinnen und Freunde der Grünen,
müssen auch Sie nachjustieren.
Wir haben aufgrund des Angriffskriegs von Putin eine ganz andere Situation bei der Welternährung. Vor mehr als zwei Wochen ist dieser Anschlag auf den
Staudamm in der Ukraine passiert, was verheerende Auswirkungen auf die landwirtschaftlichen Nutzflächen hat: Es gibt wesentlich mehr Felder, die durch die
Minen, die herausgespült werden, jetzt nicht mehr nutzbar sind. Es gibt dort in der Ukraine keine Bewässerungsmöglichkeiten mehr. Die Ukraine fällt in den
nächsten Jahren als Lebensmittelexporteur aus. Und das müssen wir sehen. Da ist unser entschiedenes Handeln erforderlich. Ein solches Handeln verlange ich auch
von der Bundesregierung, meine Damen und Herren.
Beifall bei der CDU/CSU
Zuruf des Boris Mijatović [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])
Wir diskutieren im Agrarausschuss ja oft auch über Berichte von der europäischen Ebene. Wir fragen nach: Wie läuft das denn mit dem Getreidekorridor?
Wir wissen, dass das alles sehr fragil ist. Wir wissen zum Beispiel, dass das Getreide aus der Ukraine in die Nachbarländer exportiert wird und dort die Märkte
kaputtmacht. Aber die Menschen auf der Welt, die dieses Getreide brauchen, bekommen es gar nicht.
Das stimmt doch gar nicht!)
Hier ist Spekulation Tür und Tor geöffnet.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, die wichtigste Aufgabe der deutschen Bauernfamilie ist, die Menschen zu ernähren. Ihre wichtigste Aufgabe ist,
Nahrungsmittel zu produzieren, und die deutschen Bäuerinnen und Bauern wollen Nahrungsmittel produzieren. Deshalb: Bitte, lassen wir sie die Arbeit tun, die sie
gerne machen. Deswegen muss einfach die Pflicht zur Stilllegung von 4 Prozent der Agrarflächen weg. Diese Pflicht ist aus der Zeit gefallen; sie ist nicht mehr
zeitgemäß. Unsere Bäuerinnen und Bauern wollen produzieren. Lassen wir sie auch!
Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der AfD)
Natürlich kommt das Argument: Wir brauchen ökologische Ausgleichsflächen, wir brauchen mehr Biodiversität. – Biodiversität und Artenschutz: Das geht
nicht mit Prozentvorgaben für Flächenstilllegungen. Das geht mit Qualifizierung von Flächen, die wir ökologisch aufwerten können. Da hilft keine sture
Prozentvorgabe, wie sie vielleicht die Grünen für richtig ansehen, sondern wir müssen qualifizierte ökologische Ausgleichsflächen schaffen. Zu diesen 4 Prozent
der Agrarflächen gehören ab und zu ja auch Flächen, bei denen der Landwirt kein Interesse hat, sie wieder für die Nahrungsmittelproduktion zu verwenden, und die
stillgelegt bleiben.
Ein Gedanke sei mir zum Schluss noch gestattet. Wir haben jetzt im Zusammenhang mit dem sogenannten Mehrfachantrag die Antragsphase hinter uns. Ich
habe ganz großen Respekt vor den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Ämtern für Landwirtschaft. Sie sagen mir alle hilferufend: Schafft diese Pflicht zur
Stilllegung von 4 Prozent der Agrarflächen ab! Sie macht nur Arbeit. Sie bedeutet zusätzliche Auflagen und macht unsere Nerven kaputt. Wir wollen doch für die
Landwirtschaft arbeiten, und die Landwirtschaft will für die Welternährung arbeiten. – Lassen wir sie gewähren!
Beifall bei der CDU/CSU
Was reden Sie eigentlich immer mit den gleichen zwei Leuten?)
Nächste Rednerin ist Dr. Franziska Kersten für die SPD-Fraktion.
Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)