- Bundestagsanalysen
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Lieber Herr Jarzombek, Sie sagen, das eine tun, ohne das andere zu lassen. Das klingt gut, aber das Problem ist ja, dass Sie als Union das eine fordern und das andere lassen.
Die Platte wieder!)
Aber gut! Auch wir wollen weitere Quellen für nachhaltige und saubere Energie finden und so schnell wie nur möglich nutzbar machen.
Natürlich stellt uns diese Aufgabe aufgrund ihrer Komplexität vor Herausforderungen; denn wir suchen nichts weniger als zusätzliche Energieträger, die unseren Strombedarf decken und gleichzeitig weder den Planeten noch das Klima weiter belasten. Hier können Fusionsreaktoren einen wichtigen Beitrag leisten.
Beifall bei Abgeordneten der SPD und der FDP)
Sie haben es gerade gesagt: Die Rohstoffe für Kernfusionen sind quasi unbegrenzt vorhanden, es entsteht kein radioaktiver Abfall, und im Gegensatz zur herkömmlichen Atomkraft, aus der wir aus gutem Grund ausgestiegen sind, gibt es kein Risiko für Kernschmelzen und katastrophale Unfälle.
Wir als Ampel wissen auch, wie wichtig die Fusionstechnologie gerade für den Forschungsstandort Deutschland ist. Das Forschungszentrum Jülich, das Max-Planck-Institut für Plasmaphysik und das KIT in Karlsruhe leisten hier exzellente und weltweit anerkannte Arbeit. Die sind also bereits Weltklasse.
Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/CSU, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)
Und auch unser Beitrag zum europäischen Projekt ITER unterstreicht unser politisches Commitment.
Vor diesem Hintergrund hat das BMBF im Dezember 2022 eine Expertenkommission Laserfusion eingesetzt. Am Montag hat diese unter Leitung des Aachener Professors Constantin Häfner der Ministerin ihr Memorandum übergeben, und das Ministerium nimmt die Ergebnisse ernst. Es wird ein passendes Ökosystem schaffen, in dem technologieoffen diskutiert und gearbeitet werden kann.
Weil „technologieoffen“ anscheinend Ihr neues Buzzword zu werden scheint, liebe Kolleginnen und Kollegen der Union:
Ich habe es gar nicht verwendet!)
Wenn wir „technologieoffen“ sagen, meinen wir das tatsächlich auch. Wir fördern alle Forschungsvorhaben und Innovationsansätze, die uns kurz-, mittel- und langfristig bei der nachhaltigen Energiewende unterstützen. Dazu kann auch die Fusionstechnologie gehören, aber neben vielen anderen Technologien zum Beispiel auch die Forschung an grünem Wasserstoff.
Auch dabei machen wir nicht an Länder- oder Kontinentgrenzen halt. Das habe ich im letzten Jahr mit einigen Ausschusskolleginnen in Namibia erfahren. Vor Ort haben wir gesehen, wie viel Potenzial gemeinsame Kooperationen zum Beispiel mit Hochschulen wie der RWTH Aachen, mit Forschungseinrichtungen, aber auch mit kleinen und mittelständischen Unternehmen, wie zum Beispiel dem Betrieb TS Elino aus Düren, für die gemeinsame Entwicklung von grünem Wasserstoff haben. Einige Monate nach uns war Wirtschaftsminister Habeck in Namibia, und er hatte einen Förderbescheid für solch ein vielversprechendes Kooperationsprojekt dabei.
Sie sehen also, wir erkennen die Trends von morgen, fördern sie schon heute und beschränken uns dabei nicht auf einzelne Technologien.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, natürlich dürfen wir gleichzeitig die Herausforderungen von heute nicht vergessen. Fusionsreaktoren sind vielversprechend, sie liefern aber nicht genug Energie, um den Bedarf, wie wir es wollen, jetzt schon möglichst klimaneutral zu decken. Deshalb, lieber Herr Jarzombek, ist es unseriös, Fusionsenergie als Lösung für die aktuelle Energiekrise darzustellen, wie Sie es am Anfang Ihrer Rede getan haben.
Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN
Hat er doch gar nicht gesagt!
Ich glaube, Ihre Rede war schon vor seiner Rede fertig! Nicht zugehört!)
Es gab im letzten Jahr große Durchbrüche im Bereich der Forschung, und trotzdem gehen Expertinnen und Experten davon aus, dass es noch mehrere Jahrzehnte dauern wird, bis Fusionskraftwerke wissenschaftlich und wirtschaftlich ausgereift Energie produzieren.
Was Sie in Ihrem Antrag ebenfalls nicht erwähnen, ist die Tatsache, dass wir für eine auch nur annähernd ausreichende Deckung unseres Energiebedarfs mindestens Dutzende Fusionskraftwerke bräuchten. Und deren Bau wird nicht eben mal so von heute auf morgen möglich sein. Das heißt, die aktuell steigenden Energiepreise werden wir mit neuen Fusionskraftwerken nicht senken können. Das zu suggerieren, weckt falsche Hoffnungen.
Wir als Ampelkoalition konzentrieren uns bei der Energiewende und bei der Energiesicherheit weiterhin mittelfristig auf vielversprechende innovative Technologien und auf den Ausbau erneuerbarer Energien, die schon jetzt und kurzfristig Entlastungen bringen. Das ist der entscheidende Unterschied zwischen Ihren Anträgen und unserem Handeln.
Danke schön.
Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)
Für die AfD-Fraktion hat das Wort Dr. Michael Kaufmann.
Beifall bei der AfD)