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Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich glaube, dem 30. Jahrestag des ICTY in einer 39-minütigen Debatte, geschweige denn in einer 3-minütigen
Rede gerecht werden zu wollen, ist wahrscheinlich kaum möglich. Dennoch: Dass wir heute seine Arbeit würdigen, ist unerlässlich, um auf diesem Weg Zeichen zu
setzen – ein Zeichen, dass menschenunwürdige Gräueltaten, denen das Wort „Verbrechen“ kaum noch gerecht wird, nicht ungeahndet bleiben und vergessen werden
dürfen, ein Zeichen, dass sogenannte ethnische Säuberungen nichts anderes als schmutzige Verbrechen sind, ein Zeichen, dass die Wahrheit sich nicht auslöschen
und vertuschen lässt, und vor allem aber auch ein Zeichen, dass wir den Opfern dieser Gräueltaten, des Völkermords, der Verbrechen gegen die Menschlichkeit, der
Folter, der Misshandlung, der Vertreibung und Verfolgung, ein Gesicht geben, sie anhören,
Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP und des Abg. Boris Mijatovi ć [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])
ihnen ihre Stimme zurückgeben und sie und ihre Angehörigen mit ihrem Leid anerkennen. Letztlich, meine Damen und Herren, ist es auch ein Zeichen, dass
jeglichen Verbrechen gegen die Menschlichkeit Grenzen gesetzt werden, Völkerrecht und Menschenrechte über alle nationalen Grenzen hinweg Gültigkeit haben
müssen.
Bereits 1991 veröffentlichte Mirko Klarin, der kroatische Schriftsteller, ein Essay unter dem Titel „Nürnberg jetzt!“. Er rief schon damals dazu auf,
einen Strafgerichtshof für Verbrechen gegen die Menschlichkeit einzurichten, bevor die rassistischen Hetzer in Ex-Jugoslawien ihren Krieg anzetteln. Und auch
wenn er damit scheiterte, gilt er als Initiator des ICTY, an den wir heute denken. Wenn wir heute an diese Entwicklung denken, dann müssen wir auch für die
Gegenwart die richtigen Schlüsse ziehen und daraus lernen.
Wir haben es eben schon mal gehört: Heute herrscht wieder mitten in Europa ein verbrecherischer Angriffskrieg. Ich denke, es ist unsere Verantwortung,
dass wir uns als Deutschland, als Bundesregierung, als Parlament, dass wir uns jetzt alle gemeinsam an die Spitze der Bewegung stellen und auch für ein
Sondertribunal für diesen Putin-Krieg eintreten; da schließe ich mich ausdrücklich der Kollegin von der SPD an.
Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)
Denn die Urheber dieses Kriegs, allen voran den russischen Diktator Wladimir Putin, für das verübte völkerrechtliche Verbrechen der Aggression zur
Verantwortung zu ziehen, ist nicht nur mit Blick auf die unmittelbaren Opfer zwingend erforderlich, sondern auch essenziell, um langfristig überhaupt präventive
Wirkung der völkerrechtlichen Strafbarkeit erzielen zu können. Das sollten wir aus dem ICTY lernen. Daran sollten wir uns heute erinnern.
Lassen Sie uns gemeinsam für Gegenwart und Zukunft die richtigen Schlüsse ziehen!
Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)
Für die SPD-Fraktion hat das Wort Adis Ahmetovic.
Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)