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Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Am vergangenen Freitag hat die Ampel einen
ersten konkreten Vorschlag für ein vermeintlich modernes Staatsangehörigkeitsrecht vorgelegt. Nach näherer Durchsicht muss man allerdings sagen: Wenn das ein
modernes Einbürgerungsrecht sein soll, dann hat die Ampel die Zeichen der Zeit immer noch nicht erkannt.
Beifall bei der CDU/CSU
Mitten in einer schweren Migrationskrise legt die Regierung einen Gesetzentwurf vor, der die Voraussetzungen für die Einbürgerung absenkt und damit
weitere Anreize für die ungesteuerte Zuwanderung nach Deutschland schafft und der vor allen Dingen die Bedeutung der Einbürgerung für die Integration von
Ausländern in unsere Gesellschaft und in den Arbeitsmarkt schwächt.
Die Voraussetzungen werden sogar
verschärft!)
Das ist nicht modern, sondern das ist realitätsfern und schädlich für den gesellschaftlichen Zusammenhalt in unserem Land.
Beifall bei der CDU/CSU)
Die Ampel will die bis zur Einbürgerung erforderlichen Aufenthaltszeiten nahezu halbieren, und zwar von derzeit regelmäßig acht auf fünf und in
bestimmten Fällen von sechs auf drei Jahre. Auch irregulär nach Deutschland gekommene Flüchtlinge können damit künftig wesentlich früher einen
Einbürgerungsantrag in Deutschland stellen. Und das, liebe Kolleginnen und Kollegen, sind völlig falsche Signale.
Beifall bei der CDU/CSU)
Denn Integration braucht Zeit, und Zeit ist an dieser Stelle mehr als nur Arbeit und Sprache. Eine Einbürgerung muss am Ende einer gelungenen
Integration stehen, und nicht an ihrem Anfang.
Beifall bei der CDU/CSU)
Mit den bisherigen Mindestzeiten von acht und sechs Jahren liegt Deutschland im Übrigen im europäischen Mittelfeld. Selbst das einst liberale
Schweden, das Sie ja früher, liebe Kolleginnen und Kollegen der Ampel, so gerne zitiert haben, denkt mittlerweile wieder über eine Verlängerung von fünf auf
acht Jahre nach. Die von SPD, Grünen und FDP geplante Turboeinbürgerung für alle ist also alles andere als modern. Wirklich modern wäre dagegen eine
Fast-Track-Einbürgerung speziell für die Hochqualifizierten, die unser Land so dringend braucht und die sich in der Regel auch schnell integrieren.
Beifall bei der CDU/CSU
Was ist denn mit den Menschen, die schon seit 50 Jahren hier leben?)
Die Ampel will auch den Doppelpass generell zulassen,
und das lehnen wir als Union ab. Natürlich verstehen wir, wenn Menschen, die Verbindungen zu mehreren Staaten haben, ungern auf ihre
Staatsangehörigkeit verzichten möchten. Und es ist daher auch richtig, dass wir Ausnahmen – zum Beispiel bei EU-Bürgern – aufgrund gemeinsamer europäischer
Werte machen. Aber Deutschland ist schon rein geografisch in einer völlig anderen Lage als Länder mit Doppelpass wie Kanada und Australien, die – anders als wir
es tun – die Zuwanderung in ihr Land stark steuern und daher bei der Einbürgerung auch großzügig sein können.
Beifall bei der CDU/CSU
Zuruf des Abg. Konstantin Kuhle [FDP])
Bei uns hat das Staatsangehörigkeitsrecht eine viel größere Bedeutung, auch als Instrument der Migrationssteuerung. Es kommt dazu, dass der Doppelpass
die politische Einflussmöglichkeit ausländischer Staaten in Deutschland verstärkt.
Erst vor wenigen Wochen wies der nordrhein-westfälische Verfassungsschutz darauf hin, dass die türkische Regierung immer wieder versucht, sich in
politische Debatten in Deutschland einzumischen.
Und was hat das mit dem Doppelpass zu tun? Frau Lindholz, ich habe auch einen Doppelpass!)
Im Übrigen kommt auch der Sachverständigenrat zu der gleichen Analyse. In einer Welt, in der weniger als die Hälfte der Weltbevölkerung in Demokratien
lebt, ist der generelle Doppelpass nicht modern. Wirklich modern wäre es, mit Staaten, die unsere grundlegenden Werte teilen, gegenseitig die Akzeptanz der
doppelten Staatsangehörigkeit zu vereinbaren.
Beifall bei der CDU/CSU)
Und ein letzter Punkt zum Schluss. Die FDP hatte Anfang März vollmundig Folgendes angekündigt: Künftig darf bei allen Einbürgerungstatbeständen nur
noch eingebürgert werden, wer seinen eigenen Lebensunterhalt bestreiten und für seine Familie sorgen kann.
Ausnahmen, nach denen von diesem Kriterium abgesehen werden kann, wollen wir abschaffen.
Liebe FDP, damit sind Sie wahrlich krachend gescheitert. Nach dem Referentenentwurf wird der Grundsatz, dass ein Einbürgerungsbewerber für sich und
seine Familie den Lebensunterhalt ohne Inanspruchnahme von Sozialleistungen sichern muss, aufgeweicht. Das steht genau im Widerspruch zu dem Ziel, einer
Einwanderung in die Sozialsysteme entgegenzuwirken, und das ist alles andere als modern. In einem großzügigen Sozialstaat, wie es Deutschland ist, wäre es
modern, zusätzlich zu den bestehenden Anforderungen auch zu verlangen, dass der Ausländer 24 Monate vor der Einbürgerung ununterbrochen erwerbstätig ist und
auch eine angemessene Altersvorsorge zu erwarten hat.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, Sie sollten auf dem Weg zum Kabinettsbeschluss dringend noch mal nachdenken und nacharbeiten. Das ist alles andere als
ein modernes Einbürgerungsrecht für Deutschland.
Beifall bei der CDU/CSU
Einfach nur polemisch! Ohne
jede sachliche Grundlage, Frau Lindholz! Aber wir kennen es nicht anders!
Legt ihr doch mal ein Gesetz vor! Warum
haben wir eine Aktuelle Stunde?)
Filiz Polat hat das Wort für Bündnis 90/Die Grünen.
Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der FDP
Jetzt wird es wieder grausam!)