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Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Jemand, der sagt, das sei nur so ein Schönheitsding, der kann sich gar nicht vorstellen, welche
unglaublichen Schmerzen das sind. Das ist der Horror. – Das sagt Anne O., eine junge Frau aus meinem Nachbarwahlkreis Ahrweiler, die sich vor einigen Jahren
entschlossen hat, den Kampf gegen ihr Lipödem aufzunehmen. Sie sagt: Ich möchte Kinder haben. Die Vorstellung, mein Kind fährt mir mit dem Laufrad davon, weil
ich nicht hinterherlaufen kann, war ausschlaggebend dafür, dass ich etwas ändern wollte. – Innerhalb von drei Jahren hat sie sich sieben Operationen unterzogen.
Sie würde jede einzelne jederzeit wieder machen, weil sie ihr so viel Lebensqualität gebracht hätten: Sie sei leistungsfähiger im Beruf und im Privaten, endlich
könne sie mit Freude Sport treiben.
Anne hat ihre Geschichte bei Instagram öffentlich gemacht. Sie will eine Lanze brechen für Frauen, die das gleiche Schicksal erleiden, und das ist gut
so, meine Damen und Herren.
Beifall bei der FDP und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und des Abg. Matthias W. Birkwald [DIE LINKE])
Denn Frauenleiden wie Lipödem oder Endometriose müssen raus aus der Tabuzone. Deshalb bin ich der Fraktion Die Linke auch sehr dankbar für diese
Initiative, mit der wir Annes Schicksal hier in den Deutschen Bundestag tragen können.
Dass Annes Operationen refinanziert wurden, geht auf eine Entscheidung des G-BA zurück, die 2019 umgesetzt wurde. Danach ist die Liposuktion, die
Fettabsaugung, bei Lipödem im Stadium III unter bestimmten Bedingungen eine Kassenleistung. Aber das ist nicht gesichert. Die Betroffenen müssen in den
folgenden drei Jahren darum bangen, dass sie vom Medizinischen Dienst nachträglich nicht anders eingestuft und so zur Kasse gebeten werden. Liebe Kolleginnen
und Kollegen, das ist ein unhaltbarer Zustand.
Auch eine angemessene Versorgung mit Kompressionswäsche ist nicht gegeben; denn pro Jahr stehen den Betroffenen nur drei Kompressionsstrumpfhosen zur
Verfügung.
Und wie so oft, wenn es um Frauengesundheit geht, stehen keine validen Daten zur Verfügung. Wir wissen nicht einmal genau, wie viele Frauen in
Deutschland am Lipödem erkrankt sind. Die Annahme, es sei jede zehnte Frau betroffen, ist nur eine ganz grobe Schätzung. Der G-BA hat ein Studienprojekt auf den
Weg gebracht, in dem eine klare Datenlage zum möglichen Nutzen der Behandlung erarbeitet werden soll. Doch dieses Projekt stockt seit der Pandemie. Dabei sollte
es schnell weitergeführt werden, damit die Betroffenen endlich mehr Klarheit über ihr Leiden und die Behandlungsmöglichkeiten bekommen.
Beifall bei Abgeordneten der FDP, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Noch immer stehen zu sehr die kosmetischen Auswirkungen des Lipödems im Vordergrund der Debatte. Dabei geht es bei dieser Diagnose um chronische
Schmerzen mit belastenden Folgen auch für die Psyche.
Diese Koalition hat sich vorgenommen, den Data Health Gap für Frauen zu schließen. Mit der Förderung der Endometrioseforschung haben wir den ersten
Schritt getan. Mit mehr Aufklärung zum Lipödem sollten wir weitermachen. Das sind wir den vielen betroffenen Frauen wie Anne O. schuldig.
Beifall bei Abgeordneten der FDP, der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der LINKEN)
Erich Irlstorfer hat jetzt das Wort für die CDU/CSU-Fraktion.
Beifall bei der CDU/CSU)