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Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Im Jahr 2020 hat die unionsgeführte Bundesregierung die Nationale Wasserstoffstrategie aufgesetzt
mit dem klaren Ziel, Deutschland bei den Wasserstofftechnologien zur Nummer eins in der Welt zu machen. Der Ampel – das hat man ja auch in der Diskussion heute
wieder gehört – war diese Strategie wohl nicht gut genug. Deshalb hat sie in ihrem Koalitionsvertrag ein ambitioniertes Update versprochen.
Ich finde, nach anderthalb Jahren kann man berechtigterweise mal nachfragen, was denn aus diesem ambitionierten Update, das im Koalitionsvertrag
versprochen wurde, geworden ist. Fakt ist: Die Bundesregierung hat die Fortschreibung der Wasserstoffstrategie mehrmals vertagt, hat selbst gesetzte Deadlines
gerissen. Das Konzept zum Wasserstoffnetz wurde kurzerhand um ein ganzes Jahr nach hinten verschoben, und das, obwohl gerade infolge des russischen
Angriffskrieges der Ausbau, der Wasserstoffhochlauf noch drängender geworden ist. So sieht es also aus, das ambitionierte Update dieser Regierung. Das ist die
sogenannte Deutschlandgeschwindigkeit dieser Regierung. Ich stelle fest: Das Versprechen haben Sie gebrochen.
Beifall bei der CDU/CSU)
Wir haben wertvolle Zeit verloren. Wichtige Investitionen bleiben auf der Strecke, die Unternehmen verlieren die Geduld, gehen in andere Länder,
schauen nach Möglichkeiten im Ausland. Statt Leitmarkt für Wasserstoff zu werden, droht Deutschland jetzt wegen mangelnder Schaffenskraft und auch wegen der
mangelnden Einigkeit in dieser Regierung den Anschluss zu verlieren. Da passt es ganz gut ins Bild, dass der Minister vor Kurzem geklagt hat, dass in
Deutschland alles länger dauert, dass der Abstimmungsbedarf sehr groß ist. Ich habe mir das mal genauer angeschaut und bei der Regierung nachgefragt, wann denn
der letzte Bund-Länder-Arbeitskreis Wasserstoff getagt hat. Der Bund-Länder-Arbeitskreis Wasserstoff hat in dieser Legislaturperiode ein einziges Mal getagt, am
3. November 2021. Seitdem gab es keinerlei Abstimmungen mit den Ländern. Die Energieminister der Länder wünschen sich die nächste Sitzung. Die nächste Sitzung
ist noch nicht einmal geplant. – So viel zur Deutschlandgeschwindigkeit.
Beifall bei der CDU/CSU)
Herr Rimkus, Sie haben die Überproduktion angesprochen. Mit Verlaub, wenn Sie so gut sind, warum nutzen Sie dann nicht die Überproduktion von Energie
aus den Erneuerbaren heute schon für die Produktion von Wasserstoff?
Weil man Elektrolyseure bauen muss!
Warum tun Sie das nicht? Wir brauchen für den Wasserstoffhochlauf im Wesentlichen erst mal ausreichende Netze, die Elektrolyseure. Dann machen Sie das
doch. Gerade als Industriestandort mit einer sehr gut ausgebauten Gasinfrastruktur hat Deutschland alle Voraussetzungen, zur Wasserstoffdrehscheibe im Herzen
von Europa zu werden. Dafür braucht es aber nicht nur große Fernleitungsnetze in alle Himmelsrichtungen – mit unseren europäischen Nachbarn –, sondern vor allen
Dingen auch Verteilnetze,
damit der Wasserstoff dorthin kommt, wo er gebraucht wird, zur Industrie, zu den Kraftwerken, in Wohnquartiere, wo wir auch zukünftig mit Wasserstoff
heizen möchten, und natürlich auch zu unserem Mittelstand.
Unser Mittelstand braucht eine zuverlässige Energieversorgung und gerade auch beim Wasserstoffhochlauf Planungssicherheit. Aber gerade das Rückgrat
unserer Gesellschaft lässt die Ampelregierung bei ihren Entscheidungen gefühlt systematisch unter den Tisch fallen. Das sehen wir gerade übrigens auch bei der
Diskussion um einen Industriestrompreis. Liebe Ampelfraktionen, Familienunternehmen sind nicht die Verhältnisse, die wir gerade im Wirtschaftsministerium
erleben. Der Mittelstand, die Menschen in unserem Land brauchen Verlässlichkeit und Planungssicherheit. Mit Ihren Ankündigungen verunsichern Sie die Menschen.
Handeln Sie endlich zum Wohle der Menschen in unserem Land.
Beifall bei der CDU/CSU)
Herr Kollege Gramling, lassen Sie eine Frage von Frau Dr. Nestle aus der Fraktion Die Grünen zu?
Herzlichen Dank, Herr Kollege, dass Sie die Zwischenfrage zulassen. – Sie haben gerade zu Recht darauf hingewiesen, wie wichtig es ist, unsere
Industrie nicht im Stich zu lassen. Würden Sie denn zustimmen, dass es richtig ist, den Wasserstoff für die Industrie zu priorisieren, für die es notwendig ist,
relativ schnell, also noch in diesem Jahrzehnt, an substanzielle Mengen von Wasserstoff ranzukommen?
Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD)
Ich verstehe Ihre Frage nicht. Am Ende des Tages geht es darum: Wenn der Wasserstoffhochlauf gelingen soll, dann müssen wir – –
Im Antrag steht was von Wärmenetzen! Nur mal so!
– Dann erklären Sie mir mal, wie Sie die Verteilnetze aufgliedern wollen. Der Mittelstand sitzt nämlich in der Nähe zu Wohngebieten. Deswegen ist die
Frage, die Sie hier gerade aufgeworfen haben, fragwürdig.
Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Wir brauchen jetzt endlich die Wasserstoffstrategie dieser Bundesregierung für den Wasserstoffimport, für die Netze, für Speicher, für die
Erzeugungsanlagen, und zwar nicht nur für die großen Elektrolyseure, über die wir heute schon viel gesprochen haben, sondern insbesondere auch für die kleinen,
dezentralen Anlagen, die es energieintensiven Unternehmen ermöglichen können, planbar und schnell in Wasserstoff einzusteigen. Die Wirtschaft wartet auf Ihr
Konzept. Wir haben einen Antrag vorgelegt. Kommen Sie endlich Ihrem Versprechen nach, und legen Sie die Wasserstoffstrategie hier im Hohen Haus endlich vor.
Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Gasumlage wurde zur Chaosumlage und in letzter Minute einkassiert. Mit dem Abschalten der Kernkraftwerke wurde
Angebot vom Markt genommen. Weniger Angebot – höherer Preis.
Stimmt nicht! Fake News!)
Ein Industriestrompreis ist im Gespräch. Wann, ob und für wen dieser kommt, ist weiter ungewiss. Mit dem Heizungswahnsinn verkennt das
Wirtschaftsministerium zum wiederholten Mal die Realität der Menschen in unserem Land. Und mit den Streitigkeiten bei der Wasserstoffstrategie
Zuruf der Abg. Dr. Ingrid Nestle [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])
wird der dringend notwendige Wasserstoffhochlauf gerade leichtsinnig von Ihnen verspielt.
Minister Habeck, an Ihrem eigenen moralischen Anspruch sind Sie mit Ihrem Staatssekretär gescheitert. Räumen Sie in Ihrem Ministerium auf, und handeln
Sie endlich für die Menschen in unserem Land, für die Arbeitsplätze, für unseren Mittelstand und für unseren Wohlstand.
Beifall bei der CDU/CSU)
Für die SPD-Fraktion hat das Wort Bengt Bergt.
Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)