- Bundestagsanalysen
Geschätzte Präsidentin! Werte Kollegen! Der Antrag der Union zum Thema Wasserstoff ist ein bisschen was fürs Schaufenster. Pragmatisch, schnell und technologieoffen soll es sein, und die Wirtschaft soll es auch stärken.
Liebe Kollegen, der grundsätzliche Fehler des Antrags beginnt bereits im allerersten Satz – Zitat –: „Wasserstoff ist der Schlüssel für eine starke und klimafreundliche Volkswirtschaft.“ Dieser Satz ist falsch. Richtig ist: Wasserstoff ist eine von mehreren Möglichkeiten, Energie chemisch zu speichern – für Volkswirtschaften, die so dumm sind, sich bei ihrer Stromerzeugung auf stark schwankende Energieträger zu verlassen, und deswegen verzweifelt nach einer Möglichkeit suchen, die Energie von Woche zu Woche, Monat zu Monat oder vom Sommer in den Winter hinüberzuretten, koste es, was es wolle.
Beifall bei der AfD)
Noch dazu: Wasserstoff basiert auf einer volkswirtschaftlich eher schlechteren Methode, um dies zu tun. Er ist schlecht handhabbar, hat eine geringe Energiedichte, hat die Tendenz zur Bildung zündfähiger explosiver Gemische, und er verflüchtigt sich bei Lagerung. Aber – zugegeben – das geben Sie in Ihrem Antrag auch ganz offen zu, und deswegen erwähnen Sie die entsprechenden Wasserstoffderivate. Damit haben Sie sich selbst aber auch die Antwort auf die Frage nach der Bedeutung des Wasserstoffs gegeben. Dieser wird immer nur Mittel zum Zweck sein können. Die Bedeutung bei Lagerung, Transport und Logistik in größeren Mengen wird immer aufseiten der Derivate liegen.
Zur Erzeugung all dieser Stoffe braucht es Energie, viel Energie; Energie – und das gehört zur Wahrheit dazu –, die wir gar nicht haben. Allein von gestern Abend bis heute musste Deutschland 10 Gigawatt und mehr kontinuierlich importieren, damit bei uns die Lichter an bleiben – hauptsächlich aus den Ländern Frankreich, Tschechien und Schweden, also den traditionellen Kernkraftländern. Weil Sie alle hier die heimischen Kernkraftwerke abgeschaltet haben, müssen uns fremde Kernkraftwerke retten.
Beifall bei der AfD)
Liebe Union, in Ihrem Antrag steht jedoch nirgends, wo diese riesigen Energiemengen zuverlässig und preisgünstig herkommen sollen. Und ja, es muss gesagt werden: Auch wegen Ihnen sind 17 sichere und zuverlässige deutsche Kernkraftwerke vom Netz gegangen. Die Schlüsselfrage bei der Herstellung von Wasserstoff ist aber „preiswerte und zuverlässige Energie“, und zwar sehr viel davon. Dazu einfach mal zwei Szenarien:
Szenario eins. Im Land A wird manchmal etwas Wasserstoff erzeugt – wenn die Sonne hoch am Himmel steht und der Wind kräftig weht. Die Produktion des Wasserstoffes schwankt und ist unzuverlässig. Als Folge sind die Gestehungskosten hoch.
Szenario zwei. Im Land B läuft der Elektrolyseur Tag und Nacht durch. Die Produktion ist also zuverlässig und planbar, die Gestehungskosten von Wasserstoff entsprechend niedrig.
Und nun die Frage: Welches Erzeugungsszenario hat wohl eine marktwirtschaftliche Zukunft auf der Welt? Ganz richtig: Szenario zwei. Wir in Deutschland leben dank Ihres Atomausstieges aber Szenario eins aus. Viele teure Elektrolyseure sollen teils wochenlang ungenutzt herumstehen, bis die Dunkelflaute einmal wieder vorbei ist, um mal wieder etwas Wasserstoff zu produzieren. Das ist teuer und ineffizient, eben typische sozialistische Planwirtschaft.
Beifall bei der AfD)
Im genannten zweiten, besseren Szenario gibt es mittels zahlreicher zuverlässiger Kraftwerke – und ja, zum Beispiel natürlich auch Kernkraftwerke, die dann auch noch Ihren CO2-Fetisch bedienen würden – große Mengen an preiswertem und planbarem Wasserstoff.
Und jetzt bleibt mir zuletzt nur noch übrig, den Logikfehler und den großen weißen Elefanten im Raum anzusprechen: Wenn ich denn zur Herstellung von großen zuverlässigen Mengen an Wasserstoff große Mengen an zuverlässigem Strom habe, um ebendiesen Wasserstoff herzustellen, dann brauche ich gar keinen Wasserstoff als Energiespeicher mehr, um Energie von den stromstarken zu den stromschwachen Zeiten zu bringen. Denn ich habe ja bereits eine große Menge an zuverlässigem Strom.
Großen Bedarf an Wasserstoff haben daher nur energiepolitisch gescheiterte Volkswirtschaften. Lassen wir Deutschland nicht zu solch einer werden! Beginnen wir jetzt mit der Planung von sehr viel zuverlässiger und preiswerter Energie in Deutschland und den Kraftwerken, die diese in Zukunft für den Erhalt von Arbeitsplätzen und Wohlstand in Deutschland erzeugen!
Beifall bei der AfD)
Für Bündnis 90/Die Grünen hat das Wort Dr. Ingrid Nestle.
Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD und der FDP)