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Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Wir diskutieren heute erstmals ein Handlungskonzept Quantentechnologien der
Bundesregierung. Weil das Thema – das sieht man ja auch hier im Plenum – ein Stück weit ein Fachthema ist und vermutlich noch nicht an jedem Frühstückstisch
diskutiert wird,
ein paar Worte dazu, was diese Quanten eigentlich sind, auf denen diese Technologien beruhen.
Quanten sind subatomare Teilchen. Im Unterschied zu Atomen sind sie aber nicht teilbar, sondern die kleinste physikalische Einheit, die wir kennen.
Sie sind nur etwa 0,2 Nanometer groß, also nur etwa ein 250-Tausenstel eines Haares dick. Um Ihnen dieses Größenverhältnis etwas plastischer zu machen: Würden
wir mal annehmen, dieses Haar wäre so breit wie die Erde, dann wäre das Atom so groß wie unser Plenarsaal hier. Ihre Fantasie kann noch folgen? – Sehr gut. Der
Atomkern hier im Zentrum wäre ungefähr so groß wie eine Stecknadel, und die Quanten würden sich, winzig klein, zwischen dem Zentrum hier am Redepult und dem
Ausgang unseres Plenarsaals bewegen.
Stellen Sie sich also Quanten für einen wirklich kurzen Moment wie glückliche Abgeordnete vor.
Heiterkeit bei Abgeordneten der FDP)
Aber nur kurz; denn die Physik hat bereits bewiesen: Quanten haben viele Zustände und bewegen sich auf unterschiedlichen Pfaden. Sie können also an
mehreren Orten gleichzeitig sein. Um im Bild zu bleiben: Frau Präsidentin und alle Kollegen wären also gleichzeitig hinter und vor mir und vielleicht links von
mir. Spätestens da sprechen einige von Fiktion, im besten Fall von Science-Fiction, aber der menschliche Verstand rebelliert. Professor Harald Lesch sagt
deshalb zur Quantenmechanik, es sei die Theorie, über die selbst Physiker sagen, man könne sie nicht verstehen, man müsse sie hinnehmen. Der Mann muss es
wissen, er ist selbst Physiker.
Für uns ist aber wichtig, zu wissen: Die Besonderheit von Quanten, gleichzeitig an mehreren Orten sein zu können, machen sich Quantentechnologien und
insbesondere Quantencomputer zunutze. Sie rechnen nicht nur in den beiden Zuständen von Null und Eins und können daher komplexe Rechenoperationen rasend schnell
lösen. Sie revolutionieren also gerade erneut die Datenverarbeitung. Und anders als bei uns Abgeordneten steigt mit der Anzahl der Quanten nicht nur die Anzahl
der möglichen Kombinationen, sondern auch die Geschwindigkeit, in der diese Lösungen gefunden werden, und zwar exponentiell.
Sie sind so potenziell perfekte Codeknacker oder auch Verschlüsseler. Sie können komplexe Klimadaten in Echtzeit verarbeiten, Verkehrs- und
Energieflüsse regeln oder Bildgebungsverfahren revolutionieren.
Was ist denn jetzt der Gestaltungswille eigentlich?)
Wir ahnen also, welche Potenziale im Bereich Digitales, Medizin oder Logistik in dieser Technologie stecken. Genau deshalb wollen wir hier
international führend sein.
Deutschland steht bei Quantentechnologien gut da. Wir haben sehr gute Grundlagenforschung. Wissenschaft und Wirtschaft kooperieren in zahlreichen
Verbundprojekten, und es gibt nahezu in allen Feldern, auf allen Technologieplattformen bereits Kooperationen. Aber wir dürfen bei Anwendung und Bau den
Anschluss an die Weltspitze nicht verlieren. Deutschland stellt sich deshalb mit diesem Handlungskonzept den aktuellen Herausforderungen. Wir wollen vor allen
Dingen drei Ziele erreichen: Zum Ersten wollen wir mehr Talente in diesem Bereich fördern und gute Forscher, aber auch Unternehmer anziehen. Wir wollen
Quantentechnologien öfter in Industrie, aber auch in staatlichen Institutionen in die Anwendung und zum Einsatz bringen. Und wir wollen bis 2026 einen eigenen
Quantencomputer bauen.
Beifall bei der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN
Genau deshalb wird die Bundesregierung richtigerweise weitere 3 Milliarden Euro – Herr Jarzombek, durchaus das Doppelte der Summe, die wir zusammen
schon auf den Weg gebracht haben –
investieren und darum kämpfen, als Land bei dieser Zukunftstechnologie vorn mitzuspielen.
Unterstützen Sie uns daher bitte auf diesem Weg, und lassen Sie Ihrer Fantasie gern weiter freien Raum.
Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP)
Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Michael Kaufmann für die AfD-Fraktion.
Beifall bei der AfD)