Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Frau Kollegin Stöcker, vielen Dank für Ihre Rede. Sie knüpfen eigentlich an das an, was Karl Lauterbach gerade eben eingefordert hat, nämlich dass wir, die demokratischen Fraktionen, gemeinsam und konstruktiv das aufarbeiten, was wir als Fehler erkannt haben, und daran anknüpfen. Vielen Dank dafür! Das muss ich Ihnen wirklich sagen. Ich will noch einen Punkt ansprechen. Natürlich, der Bericht sagt aus: Wir haben Fehler in der Pandemie gemacht. – Da kommt immer gleich die nächste Frage: Warum habt ihr die denn gemacht? – Ja, weil wir es nicht besser wussten. Das muss man an dieser Stelle wirklich sagen: Es gab keine Blaupause für diese Pandemie. Wir mussten gucken, wie wir die Gesundheit der Menschen und damit das Leben der Menschen schützen. Da passieren auch Fehler. Diese Fehler bereuen wir natürlich sehr, aber ich halte es für sehr, sehr zweifelhaft, dass diese Fehler vermeidbar gewesen wären. Ich will auch noch verdeutlichen: Wie die Kinder und Jugendlichen sich fühlen, ihre psychische Labilität, ihre mangelnde Bewegung, ihre Bewegungsstörungen, ihre Ängste – all das, was wir gerade hier besprechen –, das rührt nicht ausschließlich von der Tatsache, dass sie keine Begegnungen hatten, dass sie keine Bildung und Betreuung wahrnehmen konnten, sondern daher, dass sie insgesamt Zukunftsängste haben. Das ist nicht nur ausschließlich der Tatsache geschuldet, dass wir einen Lockdown hatten. Auch in Schweden, wo es keine Kontaktbeschränkungen gab, hat sich die Situation während der Pandemie verstärkt, auch da sind die psychischen Erkrankungen und die Zukunftsängste unter den Kindern und Jugendlichen stärker geworden. Hören Sie auf, glauben zu machen, dass ausschließlich der Lockdown dafür verantwortlich ist, dass es den Kindern und Jugendlichen gerade nicht so gut geht! Aber natürlich haben wir Fehler gemacht, und wir werden in anderen Pandemien auch aus diesen Fehlern lernen. Liebe Kolleginnen und Kollegen, was in diesem Bericht auch sehr deutlich wurde, ist, dass besonders Kinder und Familien, die finanziell nicht so stark aufgestellt sind, besonders gelitten haben. Armut macht häufig krank. Das müssen wir, auch als Familien- und Kinderpolitiker, in den Blick nehmen. Deshalb ist es umso wichtiger, dass wir Kindern eine grundsätzliche Absicherung ermöglichen: durch eine Kindergrundsicherung. Kinder müssen unabhängig von der Tatsache, woher sie kommen, wo sie aufwachsen, in welcher Familie sie aufwachsen, eine grundsätzliche Absicherung haben: Wir brauchen die Kindergrundsicherung, liebe Kolleginnen und Kollegen! Sie besteht nicht nur darin, dass wir den Familien, denen es nicht so gut geht, materiell mehr zukommen lassen, sondern sie besteht auch darin, dass wir Zugang zu Bildung und Betreuung gewährleisten können, dass wir Begegnungsmöglichkeiten gewährleisten können und dass wir auch die Infrastruktur stark machen. Wir als Bund beteiligen uns bei Investitionen in die Qualität von Kitas. Wir nehmen dafür zusätzliche Mittel in die Hand. Wir als Bund unterstützen den Ganztagsausbau in den Ländern. Wir als Bund wollen das Startchancen-Programm auf den Weg bringen, um insbesondere Schulen zu unterstützen, die vor besonders großen Herausforderungen stehen, weil dort die Schülerinnen und Schüler sind, die auch eine besondere Betreuung brauchen. Wir haben das erkannt und werden deutlich machen, dass eine Kindergrundsicherung auch neben der finanziellen Entlastung eine Säule hat, liebe Kolleginnen und Kollegen. Aber wir brauchen auch die monetäre Unterstützung für Kinder. Diese muss unabhängig davon sein, in welcher Familie die Kinder groß werden. Deshalb brauchen wir eine Kindergrundsicherung unabhängig von der Tatsache, ob die Familie Sozialhilfe bezieht, Kindergeld bekommt oder gut verdient. Wir brauchen eine eigenständige Absicherung von Kindern und Jugendlichen, damit Stigmatisierung ein Ende hat, liebe Kolleginnen und Kollegen. Deshalb ist es gut und richtig, dass wir die ersten Schritte zur Kindergrundsicherung hin bereits gemacht haben: Wir haben das Kindergeld erhöht, den Kinderzuschlag erhöht und einen Kindersofortzuschlag beschlossen. Wir arbeiten daran, dass wir ein Gesamtpaket zur Kindergrundsicherung hinbekommen. Ich bin froh, dass wir damit auch eine langfristige Maßnahme haben und nicht nur in Programmen an den Symptomen herumdoktern, sondern ein grundsätzliches Konzept langfristig auf den Weg bringen, was Kindern wirklich eine Grundsicherung zur Verfügung stellt. Herzlichen Dank.