– Das ist auch wahr. Man muss da nicht hingehen; das ist jedem selbst überlassen. Wir sind ein freies Land. Herzlichen Dank. – Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Es haben auch Schülerinnen und Schüler auf den Tribünen Platz genommen. Ich denke, es macht uns allen immer große Freude, wenn sie uns aus den Wahlkreisen besuchen und wir Gelegenheit haben und es irgendwie in den Terminkalender hineinpasst, dass wir miteinander sprechen können. Wenn das in den letzten beiden Wahlperioden der Fall war – man kommt in den Raum hinein, stellt sich vor, und dann kommt die erste Frage von einer Schülerin oder einem Schüler –, dann hieß es ganz häufig: Kennen Sie die Angela Merkel? – Ich habe immer gedacht: Da kommen die mir immer mit dieser Angela Merkel. Dann habe ich denen verraten: Wisst ihr, eigentlich kann ich die gar nicht so gut leiden. – Ich habe aus meinem Herzen keine Mördergrube gemacht; ich habe gesagt: Wisst ihr, die gehört halt auch nicht meiner Partei an. Ich finde, sie verwaltet zu viel und sie gibt dem Land keine Orientierung. Sie hat sich ausgedacht, über alles eine Soße zu machen. Wenn wir als SPD von Solidarrente gesprochen haben, dann hat sie plötzlich Lebensleistungsrente gesagt, und wenn wir gesagt haben: „Wir brauchen einen Mindestlohn“, dann hat sie von Lohnuntergrenze gesprochen. Damit hat sie was ganz anderes gemeint, und gemacht hat sie nichts – usw. usf. Dann habe ich aber gesagt: Die Frau ist viermal gewählt. Die Frau steht jeden Tag auf, dient unserem Land. Sie hat als Allererstes Respekt verdient für das, was sie geleistet hat. Das ist eben der Unterschied. Denn das, was Sie hier mit dieser Debatte angezettelt haben, ist respektlos, meine Damen und Herren der AfD, und so sind wir es auch von Ihnen gewohnt. Ich war mit einem Kollegen von Ihnen jetzt auf Dienstreise; er war eben dabei. Er hat sich dann immer als Mitglied der AfD vorgestellt, einer konservativen Partei. In Ihre eigenen Kameras sagen Sie ganz häufig: Wir sind die neue bürgerliche Partei. – Ich will Ihnen sagen: Wenn Sie konservativ und bürgerlich sein wollen, dann gehören dazu auch Anstand und Stil, und beides lassen Sie hier komplett vermissen. Jetzt kann man Angela Merkel natürlich kritisieren. Wer uns das in den letzten Tagen vorgemacht hat, sind die Kolleginnen und Kollegen der CDU/CSU. Das ist selbstverständlich erlaubt, auch angesichts einer solchen Verleihung. Sie brauchen ja schon fast die AfD, damit Sie Angela Merkel so geschlossen bejubeln können, wie Sie das heute im Parlament gemacht haben. Es ist kaum zu verdecken, dass Sie nach dem Erbe Angela Merkels auf der Suche nach einem konservativen Profil sind: ein bisschen gegen Ausländer, ein bisschen für Atom. Ich wünsche Ihnen weiter gute Verrichtung bei der Sinnsuche, meine Kollegen von der CDU. Aber Kritik ist erlaubt. Ich will die Debatte auch dazu nutzen, zu sagen, dass wir in diesem Land schon manchmal unbarmherzige Diskussionen führen, wenn es darum geht, nach wem eine Straße benannt wird oder für wen ein Denkmal auf einem unserer Plätze errichtet werden soll. Wenn das nur Menschen sein dürften, die nie einen Fehler gemacht haben oder deren Lebensbilanz ohne jeden Zweifel ist, dann wäre es auf unseren Plätzen leer, und dann könnten wir unsere Straßen nur nach irgendwelchen Trockenpflanzen benennen. Deswegen sollten wir darauf achten, dass wir bei aller Kritik immer auch barmherzig miteinander umgehen. Um noch eine Referenz auf Angela Merkel zu machen: Man darf auch nach Bayreuth gehen und ein Werk von Wagner genießen, ohne gleichzeitig jeden Unsinn, den dieser Mann verzapft hat, gut finden zu müssen. Jede Verleihung eines Ordens in diesem Land ist nicht nur eine Auszeichnung für die Person, die ihn verliehen bekommt, sondern sie ist auch eine Erinnerung daran, dass niemand irgendetwas leisten kann, ohne dass sehr viele Menschen im Stillen, im Hintergrund, im familiären Umfeld mithelfen, die teilweise morgens aufstehen, ohne ganz genau zu wissen, was heute wieder ihr Beitrag zum großen Ganzen sein kann. So ist es selbstverständlich bei einer Bundeskanzlerin auch. Wenn sie für 16 Jahre den Verdienstorden des Großkreuzes bekommt, dann ist das auch eine Auszeichnung für die Bürgerinnen und Bürger dieses Landes, dass wir es zusammen versucht und geschafft haben, unser Land voranzubringen. Allen dafür herzlichen Dank! Abschließend noch zwei gute Nachrichten: Erstens. Die AfD hat jetzt so hohe Maßstäbe an die Verleihung des Verdienstkreuzes formuliert, dass klar ist: Von Ihnen wird nie jemand diesen Orden bekommen. Zweitens, an die Kollegin Jurisch gerichtet. Auch die unnötigste Aktuelle Stunde nimmt einmal ein Ende, und zwar jetzt. Ich wünsche Ihnen weiter einen erfolgreichen Tag.