Trotzdem ist, glaube ich, allen in diesem Hohen Hause eines sehr klar: Es ist mit keinem moralischen Kompass vereinbar, dass wir in den reicheren Ländern Lebensmittel wegschmeißen und an anderer Stelle auf dieser Erde Menschen hungern und sogar verhungern. Niemand in diesem Hohen Hause wird das in irgendeiner Weise rechtfertigen können. Es ist richtig, dass sich die Ampelparteien zum Ziel gesetzt haben, Lebensmittelverschwendung tatsächlich nachhaltig zu reduzieren, meine sehr verehrten Damen und Herren. Verehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Hunger in der Welt spielt glücklicherweise im Jahre 2023 proportional zur Bevölkerungszahl auf dieser Erde eine geringere Rolle, als es vielleicht noch vor 20, 30 oder gar 40 Jahren der Fall gewesen ist. Das liegt vor allem auch daran – ich will das an der Stelle sehr deutlich sagen –, dass Landwirtschaft in Deutschland, in Europa und in weiteren Teilen der Welt immer effizienter und nachhaltiger geworden ist und auf derselben oder sogar weniger Fläche mehr hochwertige Lebensmittel erzeugt worden sind. Das ist ein großer Erfolg der vergangenen Jahre und Jahrzehnte, meine Damen und Herren. Wenn man Probleme allerdings wirklich aus der Welt schaffen möchte, dann reicht es nicht aus, Schaufensteranträge zu formulieren. Und zur Wahrheit gehört, dass der Lebensmitteleinzelhandel es in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten schon sehr gut hinbekommen hat, Lebensmittelverschwendung zu reduzieren. Das ist ja gerade der Grund, warum die Tafeln im ganzen Land so große Probleme haben: weil es eben immer weniger Überschüsse gibt, weil die Logistik und die Planung sehr viel besser geworden sind. Wir müssen das Übel tatsächlich mal benennen, auch wenn das für Politiker eine unpopuläre Botschaft ist: Die größte Lebensmittelverschwendung findet in den privaten Haushalten statt. Denn es läuft doch so: Wenn das Mindesthaltbarkeitsdatum – – – Stellen Sie bitte eine Zwischenfrage! – Sagen Sie es bitte noch mal laut! – Wissen Sie, das ist halt das Problem, wenn man das Prinzip der sozialen Marktwirtschaft nicht verstanden hat, wo es auf der einen Seite Anbieter gibt und wo das, was angeboten und produziert wird, auf der anderen Seite eben auch von Menschen nachgefragt werden muss. Und wenn das nicht zueinander passt und Sie halt nicht verstehen wollen, dass das in unserer westlichen Gesellschaft so funktioniert, dann kann ich Ihnen leider auch nicht helfen, verehrte Frau Kollegin. Frau Präsidentin, Ihre Parteifreundinnen lassen es gerade wirklich darauf ankommen. Wer wirklich Lebensmittelverschwendung bekämpfen will – – Vielen Dank, verehrte Frau Präsidentin. Meine sehr verehrten Damen und Herren, eines von vielen Problemen ist tatsächlich das Mindesthaltbarkeitsdatum; denn wenn das am Horizont, sozusagen noch in weiter Ferne, auftaucht, dann scheinen Menschen immer häufiger das Vertrauen in ihre Sinnesorgane zu verlieren und wollen nicht mehr an dem Lebensmittel riechen oder es in Augenschein nehmen, um selber eigenverantwortlich die Entscheidung treffen zu können, ob es noch genießbar und verwertbar ist. Das genau, diese Entmündigung des Verbrauchers, ist ein großes Problem. Es wäre eine zentrale Chance, Lebensmittelverschwendung in privaten Haushalten zu reduzieren, wenn wir den Menschen vor Ort wieder mehr in die Pflicht nehmen würden, selber zu entscheiden, ob ein Lebensmittel noch genießbar ist oder nicht, auch wenn das den Linken in diesem Hohen Hause nicht gefällt. Ich will auch sehr deutlich sagen, weil das bei Frau Latendorf so ein bisschen herausgeklungen ist: Ich glaube, die Hoffnung, dass die Reduktion von Lebensmittelverschwendung in Deutschland oder in anderen europäischen Ländern dazu führen würde, dass man den Hunger in der Welt bekämpfen könnte, ist wirklich eine Milchmädchenrechnung. Hunger in der Welt bekämpft man vor allem damit, dass man den Menschen vor Ort Technologien und Kenntnisse übermittelt, die es ihnen ermöglichen, vor Ort eine effiziente Landwirtschaft aufzubauen. Dazu gehören moderne Züchtungstechnologien. Dazu gehört es, dass wir den Menschen im Niger, im Sahel oder anderswo auch moderne Züchtungsmethoden an die Hand geben, die zu Pflanzenproduktion führen können. – Stellen Sie doch bitte eine Zwischenfrage, wenn Sie sich trauen! Vielen Dank, verehrte Frau Kollegin, für diese Zwischenfrage. – Ich kann mich nicht daran erinnern, dass wir an dieser Stelle über Bekleidungsindustrie diskutiert hätten oder dass das hier eine besondere Rolle spielen würde. Ich kann mich auch nicht daran erinnern, dass es besonders sinnvoll gewesen wäre, irgendwelche linken Gesellschaftsentwürfe, die in Südamerika ja leider häufiger bis heute zur Anwendung kommen, tatsächlich auf die gesamte Welt übertragen zu wollen. Denn überall da, wo Linke jemals Verantwortung übertragen bekommen haben, sind die Gesellschaften gescheitert, und das werden auch Sie zur Kenntnis nehmen. Ich glaube nicht, dass es eine Welt für irgendjemanden sein kann, wenn Sie glauben, Ihre alten Methoden aus der Mottenkiste reaktivieren zu können. Es tut mir wirklich für alle Kolleginnen und Kollegen leid, dass die Diskussion jetzt so ausgeartet ist; aber das ist manchmal so. Man kann ja Zwischenfragen nicht steuern. Ich glaube, wenn wir Hunger in der Welt tatsächlich wirksam bekämpfen wollen, dann geht das nur durch technologischen Fortschritt. Und dazu gehört, dass Menschen gerade in ärmeren Regionen dieses Globus Techniken an die Hand bekommen müssen, die es ihnen ermöglichen, eigenverantwortlich Landwirtschaft zu betreiben und ihre regionalen und lokalen Bedürfnisse durch eigene Produktion zu befriedigen, anstatt immer am Büttel von irgendwelchen gebebereiten Ländern zu hängen. Vielen Dank fürs Zuhören.