Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich ahne, was jetzt gleich passieren wird. Schauen wir mal, ob es so kommt. Für die FDP-Bundestagsfraktion darf ich an dieser Stelle feststellen, dass wir in der Tat einen befristeten Weiterbetrieb der drei sich noch in Betrieb befindlichen Kernkraftwerke in Deutschland auch inklusive einer einmaligen Bestellung neuer Brennelemente für sinnvoll gehalten hätten. – Der Applaus von Ihrer Seite wird Ihnen noch vergehen, weil wir diesen Standpunkt ganz anders einbetten, als Sie das tun. Wir als Freie Demokraten sind davon überzeugt, dass die Reihenfolge des Ausstiegs aus den bestehenden Kern- und Kohlekraftwerken in Deutschland mit Hinblick auf das Klima zumindest sehr fragwürdig ist. Wir hätten es außerdem für sinnvoll gehalten, dass die preisdämpfenden Effekte, die sich aus einem möglichen Weiterbetrieb mit einmalig neu bestellten Brennelementen ergeben hätten – ich komme gleich auf die Kosten; Sie übersehen da nämlich was, – nicht außer Acht gelassen worden wären. Aber wir gehen mit den demokratischen Mehrheiten in diesem Hause im Gegensatz zu Ihnen reif um und sind auf der Suche nach konstruktiven Lösungen. Ich darf an dieser Stelle für die Freien Demokraten auch feststellen, dass wir der Meinung sind, dass die Kernkraftwerke mindestens bis zur vollständigen Substitution des russischen Erdgases durch andere Quellen – das ist durch sehr erfolgreiche Maßnahmen der Ampelkoalition voraussichtlich im Frühjahr 2024 der Fall – reaktivierbar bleiben sollten. Darüber hinaus sind wir auch durchaus offen beispielsweise gegenüber einer sehr gründlichen und auch alle Sicherheitsaspekte berücksichtigenden Erforschung der Kernfusion oder von mir aus unter Umständen auch der Small Modular Reactors, wobei da das Interessante ist – und da kriegen wir den Schwenk zu sehr guter FDP-Politik –, dass da auch viel privates Kapital reinfließt. – Aber jetzt kommt die Sache, wo Sie auf der Autobahn zur Unvernunft sind. Kollege Lenkert, ich habe auch kein Problem damit, da mal eine inhaltliche Übereinstimmung mit der Linksfraktion festzustellen oder auch mit anderen Kollegen. Kollege Lenkert hat festgestellt, dass die konventionelle Kernkraft eben alles andere als billig ist, und das blenden Sie in Ihrem Antrag völlig aus. Da gehen wir völlig unterschiedliche Wege. Mit Hinblick auf Frankreich darf ich darauf verweisen, dass die Électricité de France dieses Jahr zwar ungefähr mit einer Produktion zwischen 300 und 330 Terawattstunden kalkuliert – das ist schon mehr als letztes Jahr –, aber dass aufgrund der Wartungswelle die ehemaligen 380 Terawattstunden in weite Ferne gerückt sind; die werden nicht mal für 2030 prognostiziert. Und – das ist etwas, was man im Dialog mit den europäischen Partnern auch zu den Neubauplänen ganz sachlich sagen kann – die Kostensituation ist in allen Ländern explodiert. Flamanville 3 war mal mit einem niedrigen einstelligen Milliardenbetrag kalkuliert. Die Franzosen steuern da jetzt auf ungefähr 20 Milliarden Euro zu. Es ist ja auch bezeichnend, dass in solche Projekte eben kein privates Kapital fließt. Das sind lauter Aspekte, die Sie in Ihrem Antrag völlig ausblenden. Warum sollte es ausgerechnet in Deutschland gelingen, so was wesentlich günstiger zu projektieren? Da habe ich erhebliche Zweifel. Deswegen setzen die Freien Demokraten auf einen breiten Technologiemix. Kollege Wiener von der Union, nein, wir setzen nicht alles auf eine Karte, sondern auf eine Vielfalt von Technologien, sei es Wasserstoff, sei es Geothermie, seien es noch weitere Verbesserungspotenziale bei Wind und Solar, selbstverständlich auch die Digitalisierung und marktgetriebene Energieeffizienz. Es ist die ganze Vielfalt der Technologien und die damit einhergehende Risikostreuung, die zu einer guten und klimaneutralen Energieversorgung in diesem Lande führen wird. Das ist genau das, was Sie überhaupt nicht auf dem Radar haben. Wir werden für die Energieversorgung in diesem Lande vieles tun, aber Ihren Anträgen sicherlich nicht zustimmen. Vielen Dank.