Die US-Militärstützpunkte verhalten sich wie extraterritoriale Gebiete, auf denen das Grundgesetz ausgehebelt ist. Von deutschem Boden aus werden völkerrechtswidrige US-Kriege, Drohnenmorde und Folterflüge mit durchgeführt. Und als gelte immer noch das Besatzungsstatut, laden die USA zu den Ramstein-Formaten in Deutschland ein. Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der heutige Tag ist Anlass genug, den Befreiern Deutschlands zu danken. Die Hauptlast im Kampf gegen den deutschen Faschismus trug die Sowjetunion, aber ohne die gemeinsame Anstrengung der USA, Großbritanniens und Frankreichs hätte dieser so wichtige Sieg über die Barbarei nicht errungen werden können. 400 000 US-Soldaten haben im Zweiten Weltkrieg ihr Leben im Kampf gegen den japanischen Militarismus und den deutschen Faschismus verloren. Ihnen gilt unser Angedenken. Vor ihnen verneigen wir uns in Demut. Ihnen gilt unser ganzer Dank. Gegen den antisemitischen Hass und die rassistische Hetze des Dritten Reiches setzen wir die Freundschaft der Völker, Freundschaft mit den Völkern der Sowjetunion, mit Franzosen und Briten und der amerikanischen Bevölkerung. Wir brauchen die deutsch-amerikanische Freundschaft ganz dringend. Und wir begrüßen die Förderung eines engen gesellschaftlichen Austausches mit wachsenden gegenseitigen Kontakten. Freundschaft miteinander heißt aber auch, dass wir das bisherige Verhältnis einer extremen Unterwürfigkeit der Bundesrepublik gegenüber einer US-amerikanischen Außenpolitik aufkündigen, die geprägt ist von Krieg, Völkerrechtsbrüchen und Putschunterstützung. Deshalb sagen wir auch: Nach 78 Jahren ist es an der Zeit, dass die US-Soldaten nach Hause gehen. Alle anderen Alliierten haben Deutschland längst verlassen. Es gab mal eine Zeit, da hatte der Deutsche Bundestag mehr Mut. Ich erinnere an den Beschluss zum Abzug der US-Atomwaffen 2010, auch auf Initiative des FDP-Außenministers Westerwelle; dieser Beschluss ist bis heute nicht umgesetzt worden. Diese Zeiten sind lange vorbei, aber wir bleiben dabei: Die US-Atomwaffen müssen weg. Jetzt lässt sich die Bundesregierung von den USA mit der Lieferung der Leopard-Panzer mitten ins Feuer schicken. Jetzt weigert sich die Bundesregierung, eine internationale Untersuchungskommission zur Aufklärung der Terroranschläge auf die Nord-Stream-Pipelines mit zu unterstützen. Ich sage: Terror und Anschläge unter Freunden, das geht gar nicht. Die US-Administration vermittelt den Eindruck, sie wolle gar keine Alliierten, sondern schlicht Vasallentreue. Das aber wollen sich immer weniger Staaten weltweit gefallen lassen, und das ist auch gut so. Grundlage für eine gemeinsame Freundschaft sollte die Achtung von Menschen- und Völkerrecht sein. Warum aber, fragt man sich, weigert sich die Bundesregierung auch nach 20 Jahren, den US-Angriffskrieg auf den Irak als Völkerrechtsbruch zu verurteilen? Warum setzen Sie sich nicht für die Freilassung des Journalisten Julian Assange ein, dem wegen der Veröffentlichung von US-Kriegsverbrechen in den USA 175 Jahre Haft drohen, Frau Baerbock? Warum haben Sie dem Dissidenten Edward Snowden kein Asyl angeboten? Der preußische Offizier Friedrich Wilhelm von Steuben, der zu Unrecht in Deutschland fast vergessen ist, half als Generalinspekteur der Streitkräfte der US-amerikanischen Unabhängigkeitsbewegung, die Unabhängigkeit der USA mit zu erkämpfen. Sein Beispiel sollte uns Mahnung sein, wie wichtig der Kampf um die demokratische Souveränität als Voraussetzung für Völkerfreundschaft, für Frieden, für Freiheit und Gerechtigkeit ist. Vielen Dank.