Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir alle sind wahrscheinlich schon einmal mit Insekten in Lebensmitteln in Kontakt gekommen. Wenn man sich eine Pflaume oder eine Kirsche vom Baum pflückt, sie isst und merkt: „Da ist eine Made drin“, dann ist das echt kein Problem. – Warten Sie, es kommt noch was Neues für Sie. In anderen Regionen der Welt sind Insekten traditionell Teil der menschlichen Ernährung. Diese alternativen Proteinquellen jetzt auch in Europa zu nutzen, hat viele Vorteile: Die Insektenzucht benötigt deutlich weniger Land und Wasser für die Proteinproduktion als die herkömmliche Landwirtschaft. Als Futter für die Insekten werden für die menschliche Ernährung ungeeignete Pflanzenteile verwendet. Wenn die Insekten als Tierfutter verwendet werden sollen – nur dann –, nimmt man auch gesundheitlich unbedenkliche Lebensmittelabfälle. Davon haben wir europaweit 90 Millionen Tonnen jedes Jahr; das ist eine echte Nahrungsgrundlage für diese Insekten. So kann proteinreiches Tierfutter zur Verfügung gestellt werden, ohne schädliche Umweltauswirkungen und ohne lange Transportwege, wie sie zum Beispiel bei Sojaanbau in Südamerika notwendig sind. Die Verwendung von Insekten für die menschliche Ernährung ist nichts Neues; das haben wir schon gehört. Man denke an den Farbstoff Karminrot oder an Schellack; das haben wir heute schon gehört. Die Liste der Lebensmittel, deren Rotfärbung oder Glanz auf Insekten beruht, ist lang. Ich nenne als Beispiele die roten Fruchtgummis und glänzendes Schokoladenkonfekt; ich habe jetzt nicht den Markennamen genannt. Vielleicht ein Tipp an die rechte Seite: Wenn Sie sich ohne Insekten ernähren wollen, stellen Sie auf vegetarische und vegane Nahrung um. Da ist nichts drin. Neben der Zutatenliste ist der Allergiehinweis wichtig. Ich möchte an dieser Stelle noch einmal auf eine Tradition aus meiner Heimat in Sachsen-Anhalt hinweisen. Haben Sie schon einmal etwas vom Würchwitzer Milbenkäse gehört? Diese traditionelle Spezialität wird seit über 500 Jahren aus magerem Käse hergestellt, der im Reifungsprozess mit Käsemilben besiedelt wird. Es handelt sich um eine anerkannte, hochgeschätzte deutsche Produktion. Ihm werden sogar gesundheitsfördernde Eigenschaften bei einer Allergie gegen Hausstaubmilben nachgesagt. Nur einmal in der Vergangenheit war er verboten – in der DDR. Sie geben immer vor, für Regionalität und Tradition zu sein. Nach Ihrer Argumentation müsste der Würchwitzer Milbenkäse letztendlich wieder verboten werden. Das zeigt, wes Geistes Kind Sie sind. Ich fordere: Schluss mit dieser reißerischen Debatte, Schluss mit Ihren Versuchen, die Menschen für dumm zu verkaufen, und zurück zu gesundem Menschenverstand! Danke.