Glück auf, Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Beim Lesen dieses Antrages habe ich gedacht: Aus welchem Mustopf der AfD ist er denn gekrochen? Und beim Hören der Rede hatte ich den Eindruck, Frau Bachmann: Sie haben die falsche erwischt; diese Debatte kommt erst später am Tag. Von Migration von außen steht in Ihrem ganzen Antrag kein einziges Wort. – Ja, ja. Ich habe ihn gelesen. Keine Sorge. Alles, was Sie in Ihrem Antrag aus dem vergangenen Jahr fordern, ist aber bereits Schnee von gestern. Seit Jahren engagiert sich die Bundesregierung mit unterschiedlichen Programmen und Projekten für die Unterstützung des ländlichen Raums: die jetzige, aber auch die unter CDU-Führung in den letzten Jahren. Was Sie fordern, wird also seit Längerem überall im Land umgesetzt. Sie von der AfD wollen nur wieder mal Ressentiments schüren: städtischer Raum gegen ländlichen Raum. Ich vertrete hier im Deutschen Bundestag einen Wahlkreis direkt, der ländlichen und städtischen Raum umfasst. Entscheidend ist nach meiner festen Überzeugung: Wo die Menschen die Freiheit haben, ihre Wünsche und Vorstellungen zu verwirklichen, da werden sie ihre persönliche Lebensplanung platzieren und dort werden sie hingehen. Aus meiner Sicht haben wir in der Politik zwei Möglichkeiten, diese Rahmenbedingungen im ländlichen Raum zu gestalten: eine stabile und verlässliche Breitbandversorgung – so wie es der Landkreis Bautzen umgesetzt hat – und ein optimaler ÖPNV mit einem Halbstundentakt an jeder Haltestelle, wie man es auch in Österreich an jeder Haltestelle erleben kann. Eine aktuelle Prognose der UNO weist uns aber darauf hin, dass im Jahr 2050 mehr als zwei Drittel der Weltbevölkerung in Städten leben könnten. Ob wir diese globale Entwicklung aufhalten, auch mit den besten staatlichen Programmen, möchte ich bezweifeln; denn die Menschen lassen sich nicht vorschreiben, wo sie leben möchten. Sie gehen dorthin, wo sie Arbeit und Lebensqualität finden. Wir sollten die Ausbreitung städtischer Lebensformen nicht einfach verteufeln, sondern versuchen, sie zu unterstützen, genauso wie im ländlichen Raum. Wir sollten den Wandel unbedingt konstruktiv begleiten. Dass wir ihn aufhalten können, glaube ich nicht. Wir müssen vielmehr anfangen, unsere Städte und das Umland nachhaltig zu planen. In Zeiten des Klimawandels ist kluge Stadtplanung und nachhaltige dörfliche Entwicklung angesagt. Einerseits brauchen wir möglichst kompakte Siedlungen, um Wege und damit CO2 zu sparen, andererseits brauchen wir grüne Oasen, um den Folgen des Klimawandels, wie etwa Hitzewellen, zu begegnen. Denn durch den Klimawandel werden sich vor allem die dicht bebauten Städte weltweit durch Hitzewellen erwärmen, der sogenannte Wärmeinseleffekt. Modellanalysen haben gezeigt: Die Stadt der Zukunft ist sternförmig. Menschen siedeln sich entlang von Verkehrsachsen an. Das war schon immer so, und das erleben wir auch jetzt wieder so. Insofern glaube ich, dass Ihr Antrag nichts bringt. Die Bundesregierung muss aber hier reagieren. Wir sollten die Kommunen und die Länder unterstützen, die Städtebauentwicklung gegen den Donut-Effekt laufen zu lassen. Wir sollten auf eine Entwicklung entlang der Verkehrsachsen schauen. Lassen Sie mich zum Schluss kommen. Alle reden vom Wetter, aber keiner unternimmt was dagegen, hat Karl Valentin gesagt. Vielleicht würde heute ein Urururenkel von Karl Valentin sagen: Alle reden vom Klima, aber keiner will es gewesen sein. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.