Ich will das noch mal sagen: Das, was Sie hier beigetragen haben – insbesondere Markus Frohnmaier –, Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Diese Debatte und insbesondere die Debattenbeiträge der AfD, aber auch der Linkspartei, zur Sprengung der Nord-Stream-2-Pipeline sind doch symptomatisch für die Arbeit ihrer Bundestagsfraktionen. Polemisieren auf unsicherer Faktenlage, Vermutungen verwischen und zu vermeintlichen Fakten verklären, so macht man keine Politik im Interesse Deutschlands, liebe Kolleginnen und Kollegen. Natürlich – das ist für uns klar –, die Vorwürfe rund um die Sabotage der Nord-Stream-Pipeline müssen aufgeklärt werden: zügig, ja vielleicht auch zügiger und in alle Richtungen. Aber ich kann in diesem Zusammenhang ja durchaus auch verstehen: Sie haben die Sehnsucht nach einfachen Antworten. Das Leben wäre ja auch schöner, wenn alles nicht so kompliziert wäre. Aber, liebe Kolleginnen und Kollegen, ich glaube, es ist für unsere Gesellschaft wichtig, dass wir schon beherzigen, dass wir immer skeptisch sein müssen gegenüber denjenigen, die die einfachsten Antworten auf die kompliziertesten Probleme haben. Deswegen ist klar: Die Aufklärung der Sabotage der Nord-Stream-Pipeline, sie muss faktenbasiert bleiben, sie darf nicht spekulationsbasiert werden. Ihr AfD-Auftritt aufgrund eines einzigen Artikels zeigt demgegenüber die ganze Perversion Ihres Denkens. Herr Chrupalla hat ja gesagt: Das habe ich alles gar nicht so gesagt. – Ich habe mir unter großen körperlichen Qualen mal Ihre Pressemitteilung dazu angeschaut. Aus einem einzigen Artikel, aus einem Blogbeitrag eines 85-jährigen US-Journalisten, der vor über 50 Jahren mal einen Journalistenpreis bekommen hat und der sich lediglich auf eine einzige namentlich nicht genannte Quelle beruft, leiten Sie hier wilden Aktionismus ab. Wen wollen Sie damit eigentlich veralbern, meine Damen und Herren? ist vom Wahrheitsgehalt her eher mit Auftritten im russischen Staatsfernsehen, aber nicht im Deutschen Bundestag zu vergleichen. Liebe Kolleginnen und Kollegen, der Kremlsprecher, Herr Peskow, hat es ja etwas bedauert, dass der von Ihnen jetzt so hochgelobte Blogbeitrag in westlichen Medien nicht genug verbreitet wird. Da kann man sich ja fragen: Warum ist das eigentlich so? Gibt es irgendwie die großen geheimen Mächte in den USA, die festlegen, was man in deutschen Medien noch schreiben darf? Ist es die große Weltverschwörung, warum das nicht in allen deutschen Zeitungen steht? Oder liegt es vielleicht eher daran, dass dieser Artikel nur auf wilden Vermutungen und nicht auf Fakten basiert, dass er hinsichtlich der Belege nicht journalistischen Standards entspricht? – Das ist doch die Wahrheit, und die sollten Sie auch zur Kenntnis nehmen, liebe Kolleginnen und Kollegen. Man muss das sagen: Wir können dankbar sein. In Deutschland und in der gesamten freien Welt können alle Leute Texte schreiben, lesen, verbreiten, teilen, auch wenn sie unsinnig sind. Viele in Russland würden sich dieser Tage wünschen, dass sie das schreiben können, was sie denken. Insofern ist es auch möglich, diesen Text zu verbreiten, sich damit auseinanderzusetzen; das ist doch alles okay. Aber es gibt keine Verpflichtung in unserem Land – und das ist auch gut so –, sich einfach mit unsubstanziierten Behauptungen zu schmücken, sie für bare Münze zu nehmen. Deswegen: Der Einzige, der Ihnen diese Aktuelle Stunde danken wird, ist der Kremlsprecher. Sie machen sich hier zum willfährigen Propagandaassistenten aus Moskau, und das ist nicht im Interesse Deutschlands. Besonders schockierend finde ich, welche Rückschlüsse Sie aus diesem Blogbeitrag ziehen. Okay, Sie beantragen diese Aktuelle Stunde, diese Debatte. Ja, das war vorhersehbar und überrascht einen jetzt auch nicht. Sie fordern, einen Untersuchungsausschuss einzurichten. Das ist zwar wenig plausibel, aber überrascht mich jetzt auch nicht. Noch schlimmer ist aber: In Ihrer Pressemitteilung, Herr Chrupalla, verdächtigen Sie ohne irgendwelche Belege die deutsche Bundesregierung – deren Arbeit ich übrigens auch nicht immer toll finde, die aber immerhin die Bundesrepublik Deutschland völkerrechtlich vertritt –, dass – ich zitiere Sie – „Regierungsvertreter in die Anschlagsplanung eingeweiht“ gewesen sein könnten. Und es ist noch schlimmer – Sie setzen noch einen drauf –: Sie stellen als Konsequenz aus diesem Blogbeitrag in den Raum, dass, wenn sich das erhärte, man kraftvoll US-Truppen aus Deutschland abziehen müsse. Liebe Kolleginnen und Kollegen, diese AfD will tatsächlich wegen eines Blogbeitrags mit einer einzigen namentlich nicht genannten Quelle Deutschland aus der nuklearen Teilhabe in der Welt ausschließen. Das ist doch völliger Wahnsinn! Liebe Kolleginnen und Kollegen, man muss eines sagen: Wir sind in großer Sorge um Deutschland, wenn Sie außenpolitisch Verantwortung für dieses Land übernehmen sollten. Sie haben sich auch mit dieser Debatte aus der Sphäre der staatsbürgerlichen Verantwortung – wenn Sie da überhaupt jemals drin waren – weit verabschiedet. Das ist keine seriöse Politik und nicht im Interesse Deutschlands. Herzlichen Dank.