Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Hahn, wie verlogen ist das denn? Sie haben uns gerade eben hier lang und breit ausgeführt, dass die deutsche Beteiligung am MINUSMA-Einsatz gescheitert ist, dass das lange abzusehen war. Aber gerade mal drei Monate bevor Sie diesen Antrag hier eingebracht haben, haben Sie den Antrag gestellt, die deutsche Beteiligung ergebnisoffen zu evaluieren. Der Antrag kam dann aus dem Ausschuss zurück – ablehnend beschieden am 1. Dezember 2022. Sie haben den Antrag heute aufgesetzt und dann wohl gemerkt, dass die Zeit Sie überholt hat. Wer zu spät kommt, den bestraft halt das Leben; das hat die Geschichte schon gezeigt. Dann haben Sie, mit heißer Nadel genäht, am 7. Februar einen Antrag zum Thema „MINUSMA beenden – Eine Gesamtstrategie für den Sahel schaffen“ dazugestellt. Tja, wären Sie der AfD gefolgt, hätten Sie diese Mission von Anfang an abgelehnt. Seit wir im Parlament sind, lehnen wir die deutsche Beteiligung ab, weil dieser Einsatz gescheitert ist. Zehn Jahre sind wir vor Ort, und zehn Jahre hat sich nichts zum Besseren gewandt. Die Bundesregierung möchte nun die deutsche Beteiligung, die im Mai 2023 ausläuft, noch mal um ein Jahr verlängern, um dann geregelt abziehen zu können. Ich hoffe, dass dies kein zweites Afghanistan wird, wo man auch die Zeichen der Zeit nicht erkannt hat und nicht rechtzeitig abgezogen ist. Obwohl die amerikanischen Partner dort gesagt hatten: „Wir gehen“, wollte Deutschland das nicht glauben. Man hat die Augen vor der Realität verschlossen, bis irgendwann aus dem Verteidigungsministerium kritische Stimmen aufkamen, die sagten: Oh, wir müssen die Abgeordneten jetzt mal eben – so heißt es – in homöopathischen Dosen auf die geänderte Lage vorbereiten. – Dieses Fiasko darf uns in Mali nicht passieren, und deshalb müssen unsere deutschen Truppen so schnell wie möglich nach Hause zurück. Was ist in der Region passiert? Wir betreiben seit den 60er-Jahren in der Sahelzone Entwicklungszusammenarbeit; damals hieß das noch Entwicklungshilfe. Und was hat das gebracht? Nichts! Außer dass wir Millionen und Milliarden deutsche Steuergelder in der Region, in Subsahara-Afrika verbrannt haben. Jetzt beklagen Sie, dass „Wagner“-Truppen vor Ort sind, dass Russland an Einfluss gewinnt. Aber mal ganz ehrlich: Die Menschen dort vor Ort feiern die Russen als Heilsbringer. Sie wollen keine europäische Besatzungsmacht, keine UN‑Besatzungsmacht. Sie haben das Recht, sich ihre Partner selber auszusuchen. Und wenn Außenminister Lawrow vor Ort ist und dort Gespräche auf Regierungsebene geführt werden, dann ist das ein Zeichen, das wir zu akzeptieren haben. Wir sind vor Ort nicht willkommen; wir haben es eben gehört. Unsere Soldaten werden gar nicht mehr in die Region hineingelassen. Welche Interessen haben wir jenseits der feministischen, wertegeleiteten Außenpolitik in der Region? Gar keine. Einmischung tut selten gut. Lassen Sie sich nicht von Werten, sondern von Interessen leiten. Und deutsche Interessen sehe ich hier nicht tangiert. Was waren unsere Interessen, die dazu geführt haben, dass wir uns in der Region engagiert haben? Erstens. Der Kampf gegen den islamistischen Terrorismus. Das machen die Russen jetzt offensichtlich effektiver und besser – kein Grund für uns, dazubleiben. Zweitens. Stabilisierung der Region. Ich sage Ihnen: Durch Truppen stabilisieren Sie nicht. Durch wirtschaftliche Zusammenarbeit und Hilfe zur Selbsthilfe retten Sie Regionen und ermöglichen den Menschen ein Leben vor Ort. Drittens. Eindämmung der Migration nach Europa. Ich sage Ihnen: Ihnen fehlt der politische Wille, sonst würden Sie nämlich die Pullfaktoren beenden, einen effektiven Grenzschutz betreiben und das staatlich finanzierte Schleppertum über das Mittelmeer beenden. Wir haben es eben gehört: Die Kommandoketten funktionieren nicht mehr. Die internationale Schutztruppe ist bereits auseinandergefallen. Die Franzosen sind bereits weg; die Briten und Schweden ziehen jetzt ab. Lassen Sie uns nicht die Letzten sein, die das Licht ausmachen. Wir stimmen der Überweisung in den Ausschuss zu. Unsere Soldaten müssen so schnell wie möglich nach Hause. Ich erinnere an die 2021 zwölf schwerverletzten deutschen Soldaten. Das wäre uns erspart geblieben, wenn Sie vorher die Reißleine gezogen hätten. Vielen Dank.