Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Erst mal ist zu sagen: Ich freue mich, dass die Union so langsam zur Klimapolitik kommt und da so ihren Weg findet; das finde ich gut. Ich möchte Jens Spahn, der heute Morgen in der Debatte und auch an anderer Stelle schon öfter gesagt hat, kurz zitieren. Er sprach von „zu wenig“ und „zu spät“. Ich finde, die Union könnte das noch ein bisschen schneller und ein bisschen kraftvoller machen; aber der Ansatz und die Richtung stimmen; das geht schon ganz gut los. Ich freue mich, dass die Union sich angeguckt hat – das entnehme ich dem Antrag –, wo man wirklich gute Klimapolitik findet, nämlich bei uns, bei den Freien Demokraten, und unsere Anträge aus der letzten Legislatur übernommen hat. Das ist großartig. Ich finde, bei uns kann man sich gute Anregungen holen. Das ist ganz großartig. Vielen Dank dafür. Zum Thema CCS ist, glaube ich, viel zu sagen. Es gibt zwei Wege, wie wir auf CCS gucken können. Wir können uns angucken, wie wirklich radikale Klimaschützer zu CCS eigentlich stehen müssten. Ich glaube, es ist relativ klar: Wer wirklich einen echten, radikalen, harten Klimaschutz will, der muss sagen: Ja, ich will auch CCS. – Denn jeder, der das nicht sagt, sagt gleichzeitig: Ich will maximal ein 95-Prozent-Ziel. Das Ziel der Klimaneutralität – dazu haben wir uns committed – heißt: Wir müssen CO2 im Boden speichern. So einfach ist das. Das ist die Wahrheit. Das sage auch nicht ich; das sagt der IPCC. Da muss man sich mal angucken: Wenn man „Unite behind the science“ – also: versammelt euch hinter der Wissenschaft – einfordert, dann heißt das ganz klar: CCS-Technologien sind das, was wir in Anwendung bringen müssen. Das ist relativ einfach: Ohne kommen wir nicht aus. Das heißt, wenn man wirklich echten Klimaschutz einfordert und Klimaschutz machen will, dann muss man das auch so umsetzen. Man kann das Ganze auch mit mehr Pragmatismus angehen und sagen: Na ja, alles, was wir tun können, hilft uns weiter, das Klima zu schützen. Wenn man dann in den IPCC-Report blickt und sagt: „Ja, wir haben unterschiedliche Szenarien, unterschiedliche Vorstellungen davon, wie wir Klimaschutz wirklich organisieren wollen“, dann sieht man an den Pfaden, dass wir auch da ohne BECCS, also Bioenergie und Speicherung von CO2, nicht auskommen. Deswegen ist es richtig, jetzt über diese Dinge zu reden und jetzt die Debatte anzufangen. Deswegen freue ich mich auch, dass die Bundesregierung, dass das Wirtschaftsministerium einen Bericht zur CO2-Speicherung mit klaren Handlungsempfehlungen vorgelegt hat und ganz klar sagt: Wir brauchen die Ratifizierung des Londoner Protokolls. – Im Übrigen zum Punkt „zu wenig und zu spät“: Wir haben hier schon mal über das Londoner Protokoll und die Frage, ob wir CO2 transportieren, abgestimmt. Ich erinnere mich daran – das ist gar nicht so lange her, nämlich erst zwei, drei Jahre –: Da hat die Union dagegengestimmt. Ganz überraschend, dass die Union da gesagt: Nein, also da stimmen wir nicht zu. Dass Sie unseren Anträgen, die wir als Opposition eingebracht haben, die sich ziemlich genau so lesen wie das, was Sie einbringen, nicht zugestimmt haben, ist okay. Das würde ich einer Regierungspartei nie vorwerfen; denn das ist normales Regierungshandeln. Aber dass Sie selber dieses Londoner Protokoll nicht ratifizieren, das ist schon schwierig; denn das brauchen wir, um CO2 zu transportieren. Das müssen wir jetzt endlich umsetzen. Das Gleiche gilt für das Klimaneutralitätsnetz. Wir müssen jetzt dafür sorgen, dass wir beim Klimaneutralitätsnetz – dazu haben wir ja im Koalitionsvertrag etwas aufgeschrieben – in die Planung gehen. Denn Klimaneutralitätsnetz bedeutet eben, dass wir, wenn man kein 95-Prozent-Ziel will, CCS-Pipelines in Deutschland und auch den CO2-Transport durch Deutschland brauchen. Denn wer es mit Klimaschutz ernst meint, der muss es auch mit CCS ernst meinen. Und die Debatte dauert, ja. Es ist richtig, dass man darüber sprechen muss. Ja, es ist richtig, dass man Ängste nehmen muss. Aber wenn selbst der Wissenschaftliche Dienst – ich sagte ja eben „Unite behind the science“ – schon 2018 feststellt, dass die Risiken beherrschbar sind und dass das größte Risiko beim CO2-Speichern davon ausgeht, dass Salzwasser verdrängt werden kann – es geht also um einen normalen geologischen Prozess, wenn man Dinge wie Gas in Kavernen packt –, dann ist das, glaube ich, eine ganz gute Nachricht. CO2, meine Damen und Herren, das finden Sie, wenn Sie auf das Wasser vor sich schauen. Und CO2 finden Sie auch in der Luft und an ganz vielen anderen Stellen. CO2 ist kein gefährliches Gas. Es explodiert ja nicht, es ist ja schwer und in einer Senkenfunktion, Ralph. Deswegen finde ich es echt schade, was du sagst, weil ich viel mehr von dir erwarte. Stichwort „in einer Senke bei inverser Wetterlage“: Wenn die Luft quasi nach unten drückt, kein Wind weht und man sich in einer tiefen Senke auf den Boden legt, dann kann es passieren, dass CO2 zu einem Problem wird, weil man, wenn man zu lange in einer solchen Senke liegt, zunächst Kopfschmerzen bekommt und dann daran ersticken kann. Aber das ist eine Gefahr, Ralph, über die hättest du schon ausführen müssen. Das finde ich echt schade, dass Die Linke sich hier so gegen Wissenschaft und gegen Erkenntnisse stellt. Es ist echt bitter, dass man an dieser Stelle nicht vorwärtskommt. Meine Damen und Herren, es ist doch relativ klar, was wir tun und was wir tun müssen. Wir müssen CCS vorwärtsbringen. Wir haben uns auf eine Carbon-Management-Strategie geeinigt. Wir haben mit dem CCS-Bericht genau die richtige Richtung vorgegeben. Ich glaube, meine Damen und Herren, „Unite behind the science“ ist an dieser Stelle völlig richtig. Das sollten wir überall tun und auch hier, und deswegen werden wir das jetzt auch umsetzen. Vielen Dank.