Das ist ein historischer Tag. Sie haben gerade die Fundamente der deutschen Außenpolitik der Nachkriegszeit über Bord geworfen. Vielen Dank. – Frau Präsidentin! Liebe Kollegen! Sehr geehrter Herr Kanzler, Sie merken es schon an der bedrückten Stimmung hier im Saal: Die besondere Verantwortung Deutschlands für die Opfer des Zweiten Weltkrieges war sinnstiftend für die junge Bundesrepublik. Hier ging es natürlich in erster Linie um die 6 Millionen jüdischen Mitbürger, aber auch um die 20 Millionen Frauen, Kinder und Männer, die in der Sowjetunion getötet wurden. Ihre großen sozialdemokratischen Vorgänger Helmut Schmidt und Willy Brandt haben sich in besonderer Weise für den Frieden, für die Versöhnung eingesetzt. Willy Brandt hat dafür sogar den Friedensnobelpreis bekommen. „Nie wieder Krieg“, „keine Waffen in Kriegsgebiete“ – das waren die Fundamente deutscher Außenpolitik der Nachkriegszeit. – Danke, lieber Herr Kollege. Ich schließe mich dem an; auch „nie wieder Faschismus“ gehört dazu. Genau diese Fundamente – – – Sie sind dieser Debatte überhaupt nicht würdig, wenn Sie hier weiter so rumbrüllen. Liebe Frau Präsidentin, ich hoffe doch sehr, dass Sie mir diese Zwischenrufe jetzt nicht von meiner Zeit abziehen. Lieber Herr Kanzler, Sie werden jetzt in die Geschichte eingehen als der Kanzler, der dieses Vermächtnis mit Füßen getreten hat. Millionen der Bürger in diesem Lande fragen sich: Was ist der Grund dafür, dass Sie das getan haben? Was ist der Grund dafür, dass Sie Ihr eigenes Wahlversprechen gebrochen haben? Was ist der Grund dafür, dass Sie jetzt gegen die Mehrheit der eigenen Bevölkerung handeln?