Frau Präsidentin! Sehr geehrte Betroffene, Angehörige und Freunde hier im Saal! Werte Kolleginnen und Kollegen! Für viele Menschen ist heute ein besonderer Tag; denn zum ersten Mal debattiert der Deutsche Bundestag, auf unsere Initiative hin, in dieser Form über ME/CFS. Mehr als 300 000 Erkrankte in Deutschland und weltweit zwischen 17 und 24 Millionen Menschen sind – so wird geschätzt – von dieser Erkrankung betroffen.
Die Pandemie hat die Situation noch einmal verschlimmert und zu vielen neuen Diagnosen geführt. Es ist mir wichtig, zu sagen, dass hier keine Eifersüchteleien aufkommen dürfen. Long Covid, Post Covid, Post Vac sind das eine – ME/CFS ist das andere. Wir brauchen gemeinsame Forschung und individuelle Behandlung.
Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Martina Stamm-Fibich [SPD], Johannes Wagner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] und Lars Lindemann [FDP])
ME/CFS ist eine schwere neuroimmunologische Erkrankung, die oft in einer signifikanten körperlichen Behinderung resultiert. Nicht nur Erwachsene und ältere Menschen, sondern vor allem auch Kinder und Jugendliche können davon betroffen sein. ME/CFS schränkt die Lebensqualität der Betroffenen stark ein; oftmals sind die Betroffenen auf Pflege angewiesen. Die Zahlen wurden von Sepp Müller genannt.
Aktuell – das müssen wir anerkennen – gibt es keine Behandlung oder gar Heilung. Es ist der Auftrag an uns, dass wir Verbesserungen schaffen, dass wir Lösungen durch Forschung und Wissenschaft anstoßen.
Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Nach dem, was ich heute mitbekomme, sind wir dazu auch bereit, meine sehr geehrten Damen und Herren. Ich bin meiner Fraktion, meiner Landesgruppe, aber auch Ihnen allen nach diesen vielen Gesprächen dankbar, dass wir diesen Antrag vorlegen und die Positionen klarmachen können.
Die Erkrankung sowie das Leid der Betroffenen müssen ernst genommen werden. Darüber hinaus ist mir sehr wichtig, dass die Stigmatisierung der Betroffenen und der Angehörigen endlich ein Ende findet. Gerade die Ärzteschaft möchte ich in die Verantwortung nehmen und darum bitten, die Betroffenen ernst zu nehmen und bei Unwissenheit nicht der Einfachheit halber eine psychische Erkrankung, einen Burn-out oder sonst irgendetwas zu diagnostizieren. Mobilisierende Reha kann schädlich sein, kann teilweise sogar lebensgefährlich sein.
Es wird notwendig sein, meine sehr geehrten Damen und Herren, dass wir Angehörige, Verbände und alle, die damit zu tun haben, die Öffentlichkeit für ME/CFS sensibilisieren. Frau Professor Scheibenbogen und Frau Professor Behrends wurden genannt; sie sind Leuchttürme in der Versorgung.
Die Visualisierung heute mit Feldbetten vor dem Reichstagsgebäude war wichtig und hat noch einmal gezeigt, wie dringend dieses Thema ist. Ich bitte alle Abgeordneten, den Betroffenen nicht nur heute, sondern dauerhaft ein offenes Ohr zu schenken.
Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Heike Baehrens [SPD], Lars Lindemann [FDP] und Matthias W. Birkwald [DIE LINKE])
Nach mehr als dreißig Jahren sind wir es den Betroffenen auch schuldig.
Frau Heitmann, Sie haben es gesagt: Wir brauchen eine dauerhafte Implementierung im Haushalt. – Das gilt aber nicht nur für den Bundeshaushalt, sondern wir müssen auch die Länder in die Verantwortung nehmen. Es kann hier nur gemeinschaftlich etwas gelingen.
Unsere Forderungen sind ganz klar: erstens Aufbau von Kompetenzzentren, zweitens Aufbau einer zentralen Koordinierungsstelle, drittens Förderung von Forschungsvorhaben und viertens vor allem die Anerkennung dieser Erkrankung hier in Deutschland – europäisch ist das geschehen –, fünftens Aufklärungskampagnen und, sechstens, natürlich auch ein besserer Zugang für Betroffene zu Leistungen des Gesundheits- und Sozialsystems. Ja, wir brauchen auch die Kostenübernahme durch die Kassen. Ja, es wird auch Geld kosten.
Herr Kollege, Sie kommen zum Ende bitte.
Selbstverständlich, sehr gerne. – Letzter Satz: Liebe Kolleginnen und Kollegen, ME/CFS kennt keine Parteipolitik. Lassen Sie uns heute hier den Anfang für eine Zusammenarbeit machen.
Herzlichen Dank.
Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der FDP und der LINKEN)
Der Kollege Dr. Herbert Wollmann hat das Wort für die SPD-Fraktion.
Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)