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Sehr geehrte Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen!
Ich spreche hier im Namen der Menschlichkeit. Rettet uns, rettet uns! Unsere Frauen werden als Sklaven genommen. Und auf den Sklavenmärkten verkauft. Wir werden geschlachtet. Wir werden ausgerottet. Eine ganze Religion wird vor den Augen der Welt hingerichtet. Brüder, ich bitte euch im Namen der Menschlichkeit. Rettet uns.
Dieser Appell der einzigen jesidischen Abgeordneten im irakischen Parlament ging am 5. August 2014 um die Welt. Vian Dakhil spricht nur zwei Tage nach dem Beginn des Genozids von einem Völkermord. Sie beschreibt das Leid der Geflüchteten, der Gehetzten und Gejagten, der Ermordeten und der Vergewaltigten. Am Ende bricht sie unter Tränen im irakischen Parlament zusammen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich bin Christ. Als ich in jenen Tagen die Bilder der Geflüchteten im Sindschar-Gebirge gesehen habe, habe ich zu meinem Gott nicht nur gebetet, ich habe geschrien. Ich habe geschrien, dass er den Mörderbanden des IS endlich Einhalt gebieten soll.
Keiner von uns kann das Leid, das Ihr Volk erfahren hat, in Gänze nachempfinden. Wir können aber dieses Leid anerkennen. Als wir im vergangenen Jahr im Ausschuss für Menschenrechte die Anhörung zum Völkermord durchgeführt haben, hat der Verfasser der Petition, Gohdar Alkaidy – ich freue mich sehr, dass Sie heute da sind –,
Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der FDP und der AfD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)
genau diese Hoffnung formuliert: die Hoffnung, das Leid anzuerkennen. Herr Alkaidy, Sie haben damals gesagt: Das ist die Hoffnung der Menschen, die selbst Opfer von Gewalt wurden, die bis heute physisch und psychisch verwundet sind. Es ist die Hoffnung von Jesiden, die seit 2014 verzweifelt nach ihren verschleppten und in die Sklaverei verkauften Müttern, Schwestern und Töchtern suchen. Es ist die Hoffnung von Menschen, deren Angehörige ermordet und in Massengräbern verscharrt wurden. Am Ende ist es auch die Hoffnung derer, die nicht wissen, ob ihre Kinder einmal Jesiden sein können, die in den Flüchtlingscamps ausharren, fern der Heimat, oder die hier eine zweite Heimat gefunden haben.
Als Deutscher Bundestag geben wir heute genau dieser Hoffnung ein Gesicht. Durch die Anerkennung des Völkermords an den Jesiden geben wir den Opfern ihre Würde wieder. Wir setzen damit ein Zeichen der Menschlichkeit an diejenigen, die vom „Islamischen Staat“ entmenschlicht wurden. Und wir senden damit eine Botschaft an die Täter, eine Botschaft, die da lautet: Die Welt vergisst nicht. Die Welt wird euch verfolgen. Ihr werdet und eure menschenverachtende Ideologie wird zur Verantwortung gezogen werden. Wir senden die Botschaft, dass wir an der Seite jener stehen, die ihr vernichten wolltet, dass wir jene unterstützen, die ihr versklavt und ermordet habt. Und wenn ihr ihnen eure Welt nehmen wolltet, dann geben wir ihnen die unsrige.
Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der FDP sowie bei Abgeordneten der AfD)
Der Kollege Dr. Christoph Hoffmann hat das Wort für die FDP-Fraktion.
Beifall bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)