Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herzlichen Dank für diese freundliche Anmoderation. Dann will ich auch versuchen, zu liefern. Liebe Kolleginnen und Kollegen, „Zeitenwende“ – das wissen Sie – ist das Wort des Jahres. Es passt in gewisser Weise auch zur Debatte heute Abend, und zwar in zweierlei Hinsicht: erstens, weil wir mit Blick auf eine Situation keine Zeitenwende erleben, und zweitens, weil wir mit Blick auf eine andere Situation keine Zeitenwende wollen. Erstens. Warum erleben wir keine Zeitenwende? Es ist mal wieder Donnerstagnacht, und die AfD macht das, was sie eigentlich immer donnerstagnachts macht: klamaukige Debatten. Der einzige Unterschied ist, dass der Oberpausenkasper Brandner nicht da ist und Sie diese Rolle heute übernommen haben. Sie sagen: Gendern, das ist doch gar kein Thema. – Das war der Einstieg. Wer hat es denn zum Thema gemacht? Sie haben es zum Thema gemacht! Da hätten wir gerne eine Zeitenwende. Die bleibt leider aus. Aber, liebe Kolleginnen und Kollegen, ich sage Ihnen, wo wir ausdrücklich keine Zeitenwende wollen. Wir wollen keine Zeitenwende gegen unsere Sprech- und Sprachfreiheit. Wir wollen auch keine Zeitenwende gegen die grammatikalische Richtigkeit unserer Sprache, liebe Kolleginnen und Kollegen. Wir alle erleben das ja in Berlin immer wieder: Im woken Umfeld gibt es manchen, der sich gerne mal in einen Rausch gendert. Es gibt Leute, die glauben, dass sie damit tatsächlich etwas Mutiges, etwas Substanzielles erreichen. Aber ich sage Ihnen eines: Mit diesem Sprachaktivismus, mit Auswüchsen wie „Steuer/-innenzahler“ und „Gäst/-innen“ leisten Sie weder einen Beitrag zur Geschlechtergerechtigkeit noch bringen Sie irgendetwas Konkretes voran, liebe Kolleginnen und Kollegen. Man muss sagen: Mehr Forscherinnen, mehr Ingenieurinnen, die schafft man nicht durch Genderhicks und durch Schluckaufgaga, sondern nur durch gute Forschungs- und Bildungspolitik, liebe Kolleginnen und Kollegen. Und das geht insbesondere an die Adresse der linken Seite dieses Parlaments, an die Mitglieder/-innen dieser Fraktion: Die gesellschaftliche Akzeptanz für dieses Thema erhöht man nicht, indem man jeden diskreditiert, der diese Genderakrobatik nicht mitmacht, und als rückständig und provinziell in die Ecke stellt. Für uns ist klar: Wir sind für Sprechfreiheit und gegen Genderzwang, liebe Kolleginnen und Kollegen. Das Problem ist – um zur AfD zu kommen –: Sie machen dieses Thema hier groß auf. Ich kann nur sagen: Die Debatte ist an vielen Stellen unsachlich. Wenn Sie zum Thema Frauen in dieser Sitzungswoche etwas hätten beitragen wollen, hätte ich mir gewünscht, dass Sie mal über Frauen in der AfD reden, die von Ermittlungsrichtern des Bundesgerichtshofs in Untersuchungshaft geschickt wurden. Das wäre angemessen, nicht diese Scheindebatten hier zu diesem Thema. Sie brauchen sich hier nicht zum Sprachpolizisten aufzuspielen. Sie sind die, die zur Verrohung der Debatte beitragen. Deswegen lehnen wir Ihre Anträge ab. Herzlichen Dank.