Sehr geehrter Präsident! Liebe Kolleg/-innen! Das war gegendert. Ganz einfach eigentlich. Es tut nicht weh, und ich mache das sogar im Alltag, freiwillig. Klingt komisch, ist aber so! – Ich mache das so, damit auch Sie mich verstehen; keine Sorge. Aufpassen! – Für viele Menschen macht das einen riesengroßen Unterschied, und allen anderen schadet es nicht. So einfach ist das, würde man meinen. Trotzdem haben wir wegen Ihnen von der AfD wieder so eine Diskussion hier im Plenum, in der Sie aufgrund mangelnder Kompetenz – also, mal ehrlich, was können Sie eigentlich? – das Thema Gendern aufs Tapet bringen und ein bisschen Content für die sozialen Medien kreieren wollen. Gleichzeitig jammern Sie, dass man nicht übers Gendern, sondern über echte Probleme reden sollte. Okay, gut, so machen wir das. Reden wir darüber, dass Frauen auf dem Weg in die wenigen Praxen, die Schwangerschaftsabbrüche anbieten, belästigt und bedroht werden. Reden wir darüber, dass Gewalt gegen queere Menschen auf einem Höchststand ist. Reden wir darüber, dass Geflüchtetenunterkünfte brennen, und reden wir darüber, welche Rolle die AfD bei diesem Hass und dieser Hetze spielt. Aber das wollen Sie natürlich nicht. Sie versuchen, Ihre menschenverachtende Ideologie noch irgendwie anschlussfähig zu machen, und da Gendern für viele Menschen ungewohnt ist und sie es auch nicht machen wollen, ist das ein Lieblingsthema der AfD. Es ist übrigens total okay, nicht gendern zu wollen. Sprache ändert sich mit der Zeit, nicht durch Zwang, und den gibt es auch nirgends, egal wie oft Sie das behaupten; außer natürlich in Thüringen, wo die AfD Hand in Hand mit der CDU den Zwang zum generischen Maskulinum durchgesetzt hat. Herzlichen Glückwunsch dazu! Dabei gibt es eine Vielzahl wissenschaftlicher Studien, die eindeutig belegen, dass die Nutzung des generischen Maskulinums dazu führt, dass Frauen und queere Personen unsichtbar gemacht werden. Ein Beispiel zum Abschluss gefällig? – In der AfD sind verdammt viele Faschisten. Da denken wir automatisch an Männer und machen damit die Frauen, die an den Grenzen auf Kinder schießen oder den Staat stürzen wollen, unsichtbar. Dabei sind die eine genauso große Gefahr wie die Männer in der AfD und gehören genauso wenig in dieses Parlament.