Glück auf! Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen der Linksfraktion, wir begrüßen Ihren Antrag und Ihre Initiative, hierüber zu debattieren. Aber wir werden ihn inhaltlich nicht mittragen; das will ich gleich am Anfang sagen. Er ist in unseren Augen einfach viel zu einseitig. Er kann auch kein ernsthafter Vorschlag sein, die divergierenden Interessen zwischen Universität und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zu harmonisieren. Er berücksichtigt in keiner Weise die Interessen der Universitäten und Hochschulen als Arbeitgeber. Ihr Vorschlag setzt aus unserer Sicht den Exzellenzstandort Deutschland aufs Spiel. Wir brauchen wesentlich mehr Fingerspitzengefühl, um das System der wissenschaftlichen Karriere zukunftsfähig zu machen. Wir können Ihrem Antrag daher nicht zustimmen. Doch Ihr Antrag wie auch unsere Anfragen, zwei Kleine und eine Große, zeigen, wie virulent das Thema ist. Es gibt zu viele Negativbeispiele bei den Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft. Frau Dr. Wagner, das waren starke Worte, die Sie hier gesagt haben; aber nichts Konkretes liegt vor. Sie sind in der Regierung. Handeln Sie! Legen Sie einen Vorschlag auf den Tisch! Ein Jahr wartet die Wissenschaftslandschaft auf den Vorschlag aus der Ampel. Die Ampel hat sich in ihrem Koalitionsvertrag für bessere Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft ausgesprochen. Wir haben in der Großen Koalition das Wissenschaftszeitvertragsgesetz 2016 reformiert und eine Evaluation angeschoben, um die Wirkung der Reform zu dokumentieren. Die Ergebnisse der Evaluation sind mittlerweile ein halbes Jahr alt. Weiter ist bisher nichts geschehen, liebe Ampel. Auch Monate nach der Veröffentlichung der Ergebnisse der Evaluation liegt kein Referentenentwurf der Ampel vor. Auf unsere Kleinen und Großen Anfragen haben wir keine inhaltlichen Antworten erhalten. Sie bleiben untätig – offensichtlich. Sie vertüdeln wertvolle Zeit und Chancen für unseren wissenschaftlichen Nachwuchs. Das Thema der schwierigen Arbeitsbedingungen für Promovierende und Postdocs liegt seit Monaten auf dem Tisch. Dabei ist es doch so einfach. Die Evaluation hat gezeigt, dass sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mehr Planbarkeit und Verlässlichkeit wünschen. Wir brauchen eine bessere Personalentwicklung. Im Zentrum einer Reform stehen also zwei wesentliche Fragen: Erstens. Welche Kompetenzen und Fähigkeiten braucht das wissenschaftliche Personal der Zukunft? Und zweitens. Welche Strukturen müssen wir dafür in den Personalverwaltungen der Hochschulen auf- und ausbauen? Die Kompetenzen zwischen Bund und Ländern sind bekannt. Wo bleibt der Referentenentwurf der Ampel? Menschen, die promovieren, sollten nicht von Postdocs betreut werden, sondern von ihren Doktorvätern und Doktormüttern. Auch auf eine weitere Wahrheit will ich an dieser Stelle noch einmal hinweisen; das ist die Sicht auf die Universitäten und Hochschulen, Frau Gohlke. Es hilft nichts, einfach nur die Arbeitsverträge zu entfristen. Sie können sich das in Berlin genau angucken; meine Kollegin Monika Grütters wird dazu sicher gleich noch einiges sagen. Die Menschen in unserem Land in der Wissenschaft brauchen jetzt deutliche Perspektiven und müssen frühzeitig auf ihre Chancen und Möglichkeiten außerhalb der Wissenschaft auf dem Arbeitsmarkt vorbereitet werden. Auch das sollten wir in den Blick nehmen. Die Bundesregierung ist am Zug. Legen Sie endlich einen Reformvorschlag auf den Tisch! Sonst sind Sie, Frau Stark-Watzinger, die Sie gerade nicht im Raum sind, weiter die Ministerin der vertanen Chancen. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.