Vielen Dank. – Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir beraten heute in erster Lesung den Gesetzentwurf zur Einführung einer staatlichen Tierhaltungskennzeichnung. Wir Freie Demokraten wollen eine verpflichtende staatliche Tierhaltungskennzeichnung europaweit schon seit sehr, sehr langer Zeit. Von daher bin ich sehr froh, dass wir das heute machen. Was wollen wir mit dieser Kennzeichnung erreichen? Wir wollen mehr Landwirten eine verlässliche Basis dafür schaffen, dass sie tatsächlich auch von mehr Tierwohl in ihren Ställen profitieren können, indem durch eine staatliche Kennzeichnung endlich die notwendige und verlässliche Transparenz für die Verbraucher an der Ladentheke hergestellt wird. Dieses Gesetz, das heute vorliegt, ist für uns eine Arbeitsgrundlage. Nahezu alle Verbände, Stakeholder rund um die Landwirtschaft, vom Tierschutz bis zum Bauernverband, und der Handel haben uns in ihren Stellungnahmen schon wertvolle Ratschläge gegeben. Ich bin froh, dass diese wertvollen Ratschläge eingegangen sind. Ich wundere mich, ehrlich gesagt, über die Opposition, die nur kritisiert, aber in der Debatte bisher keinen einzigen Beitrag dazu geleistet hat, was denn besser gehen kann. Worum geht es uns Freien Demokraten? Das will ich kurz verdeutlichen. Erstens. Das ist doch ganz klar: Landwirte, die bereits den Weg beschritten haben und in mehr Tierwohl investiert haben, dürfen doch am Ende nicht die Dummen sein. Deshalb haben wir uns innerhalb der Ampel auch schon darauf verständigt, dass sich das Label an bestehenden Initiativen orientieren muss. Wir wollen zweitens das Tierwohl auf keinen Fall nur auf dem Papier im Gesetzestext verankern, sondern wir wollen auch, dass es in der Praxis stattfinden kann. Deshalb müssen wir auch ermöglichen, dass Tierwohl umgesetzt werden kann. Herr Özdemir hat es ja verdeutlicht. Dafür sind Änderungen im Baurecht und auch Änderungen im Bundes-Immissionsschutzgesetz, ganz konkret bei der TA Luft, notwendig. Das müssen wir auch machen. Ich hätte es gut gefunden, wenn wir direkt die erste Lesung der Baurechtsdebatte heute hätten anschließen können. Das wird folgen. Bei der TA Luft müssen auch die Länder ihren Beitrag leisten. Da können sie dann vielleicht auch mal konkrete Vorschläge machen, wie man baurechtliche Weichen so stellt, dass Landwirte dazu befähigt werden, Tierwohl auch umzusetzen. Denn die Zeit dieser Verantwortungsschieberei muss jetzt definitiv vorbei sein. Wer auf den Höfen unterwegs ist, der merkt doch, was los ist. So kann es auf jeden Fall nicht weitergehen. Wir wollen Landwirten eine verlässliche Basis und Planungssicherheit schaffen. Diese Kennzeichnung ist für uns kein Vehikel für eine einzelbetriebliche Reduktion von Tierbeständen. Ich will ein Beispiel nennen: Worum geht es uns? Mich hat ein junger Mann angerufen, 22 Jahre alt, der den Hof von seinem Vater übernehmen will. Er will den Schweinestall mit 500 Mastplätzen umbauen zu mehr Tierwohl. Das kann er im Moment nicht, weil ihn baurechtliche Hürden hindern. Diesem jungen Mann, der bereit ist, hohe sechsstellige Beträge in die Hand zu nehmen, um in Tierwohl zu investieren, müssen wir den Weg ebnen, dass es möglich ist, dass er diesen Markt, den er sich bereits erschlossen hat, bedienen kann und dass er im Laufe seiner Lebenszeit – er ist ja noch sehr jung – auch eine Entwicklung machen kann. Das ist doch das, was die Gesellschaft erwartet, was möglich sein muss. Wir werden es doch wohl hinkriegen, das hier zu machen. Lassen Sie mich zum Abschluss noch ein Wort sagen, weil das Thema der Finanzierung natürlich alle umtreibt. Wir erleben das doch. Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, dafür zu sorgen, dass mehr Tierschutz zustande kommt. Dazu müssen alle Akteure in der Wertschöpfungskette ihren Beitrag leisten. Der Handel überbietet sich dabei – das ärgert mich wirklich –, bessere Haltungsformen in seinen Werbeblättchen für sich zu bewerben. Zumindest jetzt muss doch der Zeitpunkt sein, dass den Worten Taten folgen. Bessere Tierhaltung gibt es nicht zum Nulltarif. Wir müssen als Staat den Weg ebnen. Das begleiten wir, aber jeder muss seinen Beitrag leisten; denn wir können nicht dauerhaft die Schäden quersubventionieren, – – die durch diese Preispolitik passieren. Da werden wir eine gute Lösung finden und die Gespräche nicht scheuen. Vielen Dank.