Sehr geehrte Frau Präsidentin! Werte Bürgerinnen und Bürger! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Bei den Razzien letzte Woche in elf Bundesländern durch unsere Sicherheitsbehörden traten Reichsbürgernetzwerke, demokratiefeindliche Ideologie und Terrorpläne in einem Ausmaß zutage, das sich wohl die wenigsten von uns hätten vorstellen können. Die aufgedeckten Rechtsterrorstrukturen zeigen, wie stark sich die Szene der Reichsbürger, Coronaleugner/-innen und Organisatoren der Herbstaufmärsche radikalisiert. Es hat sich bestätigt, was die SPD immer schon klar benannt und unsere Innenministerin Nancy Faeser auch sehr deutlich ausgesprochen hat: Die größte Bedrohung für unsere Demokratie in diesem Land ist der Rechtsextremismus. Ich bin froh, dass wir endlich eine Innenministerin haben, die diese Gefahr ernst nimmt und konsequent handelt. Es kommt eben entschieden darauf an, dass unsere Sicherheits- und Ermittlungsbehörden rechtzeitig durchgreifen und, wie nun geschehen, Schlimmeres verhindern. Dieser Schlag war so erfolgreich, weil die zuständigen Stellen intensiv und gut koordiniert zusammengearbeitet haben. Für dieses verantwortungsvolle Handeln möchte auch ich dem Generalbundesanwalt danken, dem Bundeskriminalamt, den Nachrichtendiensten sowie den beteiligten Staatsanwaltschaften, Polizei- und Verfassungsschutzbehörden in den Ländern. Danken möchte ich ebenso für die große Transparenz, mit der die Aufklärer/-innen und Ermittler/-innen diese Woche im Innenausschuss das Parlament über die Vorgänge informiert haben. So schützt man unsere Demokratie, Gesellschaft und Parlamente. Liebe Kolleginnen und Kollegen, schauen wir aber einmal auf die relativierenden oder auch ausbleibenden Reaktionen von einigen Meinungsträgern und auch sonst recht lautstarken politischen Stimmen. Wenn man sich das anguckt, dann muss man sich angesichts der Gefahrenlage schon recht wundern. Denn was wurde am vergangenen Mittwoch beschlagnahmt? Mindestens 93 Waffen, darunter 44 potenziell tödliche Schusswaffen, und auch augenscheinliche Feindeslisten. Zudem wollte das Netzwerk offenbar mehrere Hundert paramilitärische Einheiten aufstellen. Vor diesem Hintergrund frage ich mich ernsthaft: Wie vernebelt muss man denn sein, die aufgeflogenen Terrorpläne herunterzuspielen, wie es einige konservative Kreise und natürlich die AfD hier versuchen, oder dass man sich eben gar nicht zu dem größten bewaffneten Rechtsterrornetzwerk der letzten Jahrzehnte äußert, wie es der Vorsitzende der Union, Friedrich Merz, vorzieht? Werte Kolleginnen und Kollegen von der Union, auch wenn einige von Ihnen hier deutlicher geworden sind: Es gibt doch eine Schieflage in Ihrer sicherheitspolitischen Wahrnehmung. Sie müssen sich schon den Vorwurf gefallen lassen, wieder einmal rechts außen nicht so ganz genau hinzuschauen. Zur Wahrheit gehört doch auch, dass unionsbesetzte Innenministerien und auch Nachrichtendienste über Jahrzehnte nur halbherzig durchgegriffen haben; Frau Mihalic hat es dargestellt. Die NSU-Terrorserie, der Mord an Walter Lübcke und die Attentate von München, Halle und Hanau haben tragischerweise gezeigt: Schon eine Schusswaffe genügt, um Tod und Schrecken zu verbreiten. Die Razzien verdeutlichen, wie richtig es ist, dass unsere Bundesinnenministerin schon wenige Monate nach Amtsantritt einen Aktionsplan gegen Rechtsextremismus aufgesetzt hat. Es braucht nun schnelle Konsequenzen beim Waffenrecht. Bisher wurden schon über 1 000 Reichsbürgern die Waffen entzogen. Es ist gut, dass das noch umfassender passieren soll. Wir müssen auch genauer hinschauen, wer eigentlich welche Waffen bekommen darf. Außerdem macht die Verstrickung einiger Bundeswehr- und Polizeiangehöriger in das Terrornetzwerk klar, wie wichtig es ist, Staatsfeinde konsequent aus den Sicherheitsbehörden entfernen zu können. Wer unsere Demokratie verachtet, hat im öffentlichen Dienst nichts verloren. Dem werden wir mit der nun anstehenden Gesetzesnovelle Rechnung tragen. Ich bin froh, dass die Union das anscheinend auch so sieht. Es ist an der Zeit, die Rolle der AfD neu zu bewerten. Dass drei Beschuldigte aus Ihren Reihen kommen, das ist kein Zufall, sondern eine direkte Folge der Verachtung gegenüber unserer Demokratie in der AfD. Als geistige Brandstifter liefern Sie das ideologische Futter für solche Umsturzfantasien und Gewalttaten; Dr. Curio hat das eben deutlich gemacht. Um das Übel dieser Ideologien aber an der Wurzel zu packen, ist umfassende Prävention immer noch das beste Mittel gegen Radikalisierung. Zum Beispiel mit dem Ausbau des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ und den Projekten der Bundeszentrale für politische Bildung gegen Desinformation und Verschwörungserzählungen stärken wir unsere Gesellschaft gegen rechtsextreme Ideologie. Ich bin sehr froh, dass wir nun das Demokratiefördergesetz auf den Weg bringen, mit dem die Engagierten in unserem Land unterstützt werden, die sich tagtäglich für eine selbstbewusste und lebendige Demokratie einsetzen. Dass Sie von der Union dieses Gesetz in der letzten Legislaturperiode blockiert haben und die notwendige Stärkung der Zivilgesellschaft immer noch in Abrede stellen, ist unverantwortlich. Deswegen bin ich froh, dass wir als Ampel das jetzt machen. Vielen Dank.