die sich aus meiner Sicht eindeutig, unzweifelhaft der Rhetorik, wie ich sie aus Reden des Reichspropagandaministeriums im Dritten Reich kenne, bedient. Das war eine unerträgliche, eine widerliche, von Antiamerikanismus und auch antisemitischen Klischees durchsetzte Rede. Es ist eine Schande, Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! Ich denke, man kann in dieser Debatte nicht einfach wieder zur Tagesordnung übergehen, nachdem wir eine Rede erlebt haben – und ich meine die Rede von Frau von Storch –, dass hier in diesem Parlament so gesprochen werden kann. Und wer wie sie selbst aus einem elitären Hintergrund kommt und hier elitär privilegiert im Bundestag sitzt, hat sich nicht über Frau Getty oder sonst wen herabzulassen. Es ist schändlich. Es ist wirklich nicht zu ertragen, dass so etwas hier möglich ist, und wir müssen alles tun, dass im nächsten Parlament solche Stimmen nicht mehr gehört werden können. Zugleich zeigt das aber, wo Rechtspopulismus mündet und dass wir alles tun müssen, um uns in dieser Debatte nicht zu Komplizen von Ihnen zu machen; denn Ihr Manöver und Ihre Absicht sind wirklich durchschaubar. Ansonsten – wenn man das mal außen vor lässt – stelle ich aber bei dem, was man in Social Media, aber auch in Teilen dieser Debatte wahrnimmt, fest, dass der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz erstaunlicherweise mehr Nüchternheit und einen progressiveren Blick auf Protest und auch Formen von zivilem Ungehorsam zeigt als manche prominente Mitglieder der politischen Kultur Deutschlands. Das ist eine interessante Erkenntnis. Das macht mir Hoffnung in Bezug auf den Verfassungsschutz; denn er hat recht mit seiner Aussage. Es ist eben nicht aus Strafbarkeit automatisch Extremismus zu folgern. Ich verstehe nicht, warum man nicht nüchtern über die Frage der juristischen Beurteilung sprechen kann. Genau das hat Herr Haldenwang gemacht. Er hat eben nicht gesinnungsjuristisch gesprochen, sondern als sachlicher Verfassungsschutzpräsident. Deshalb ist er keine Fehlbesetzung; das sehe ich in diesem Fall anders als Herr Kubicki. Wir haben Glück, dass wir einen solchen Verfassungsschutzpräsidenten haben – im Gegensatz zu seinem Vorgänger. Ich finde es aber darüber hinaus erstaunlich, wie sich genau die von rechts außen, die immer einen Kult der Empörung und Cancel Culture beklagen, als Großmeister der Empörung offenbaren und eben auch genau diese Cancel Culture betreiben; denn das werden Sie machen. Jeder, der versucht, zu analysieren, der auch versucht, nach Gründen zu suchen, warum die „Letzte Generation“ und andere so auftreten, den prangern Sie an als Verteidiger von Gewalt, als Apologeten des Terrorismus. Ich habe aber viele Shitstorms erlebt. Deshalb freue ich mich auf Ihr Anprangern, und es kümmert mich nicht die Bohne. Ich kann damit gut leben. Außerdem ist es interessant, dass Sie in der Beantragung dieser Aktuellen Stunde die Klimaproteste insgesamt nicht nur als Extremismus, sondern letztlich auch als eine überaus große Gefährdung der Demokratie darstellen. Sie selbst, werte AfD, haben zur Demokratie folgendes Verhältnis: rein usurpatorisch, rein utilitaristisch, rein parasitär. Sie nutzen diese Demokratie, höhlen Sie aus, profitieren von ihr, aber Sie tragen nichts zu ihrem Gedeihen bei. Darüber hinaus und jenseits all dessen finde ich es aber frustrierend, ja teilweise auch enttäuschend, wie auf Plattformen wie Twitter usw. gesprochen wird und wie diejenigen, die legitimerweise fragen können: „Ist die Demokratie durch Klimaproteste und Klimaaktionen gefährdet oder auch nicht?“, dann selbst fordern, diese Leute wegzusperren, und sagen, sie gehörten einfach weg, und dabei Grundprinzipien des demokratischen Rechtsstaats verletzen. Wir haben eine Gewaltenteilung, und im Rechtsstaat richten Richterinnen und Richter und richten nicht wir als Parteien, richtet nicht der inszenierte Mob auf der Straße. Das ist unser Rechtsstaat, das ist unser Prinzip. Deshalb ist es – ich komme zum Ende – für mich auch Ausdruck einer gewissen Chuzpe und letztlich eine Ironie der Geschichte, dass ausgerechnet Herr Scheuer die Bundesinnenministerin und den Justizminister auffordert, die jungen Aktivisten und Aktivistinnen der „Letzten Generation“ wegzusperren, und sagt, sie müssten Konsequenzen spüren. Das sagt jemand, der – übrigens interessanterweise auch noch beim Thema Verkehr – nun wirklich das Nichtübernehmen und Nichtspüren von Konsequenzen und Verantwortung zur Kunstform erklärt hat. Zum Abschluss: Ich bitte darum, mal darauf zu achten, wie so eine Debatte auf junge Menschen um uns herum wirkt. Das ist doch das Entscheidende: nicht diejenigen, die gewalttätig sind, sondern diejenigen, die sich das angucken. Für diejenigen ist es zutiefst abschreckend, wenn wir null Gespür und Gefühl für junge Generationen zeigen, aber mit altherrenwitzartigem, bräsigem Auftreten belehrend, paternalistisch agieren. So werden wir den Klimaschutz gewiss nicht in seinem Ernst begreifen. Vielen Dank.