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Frau Präsidentin! Frau Staatssekretärin! Kolleginnen und Kollegen!
Wenn wir heute, wie ursprünglich vorgesehen – Kollege Kubicki hat es
angesprochen –, das Wort „Klimaextremismus“ im Titel der Aktuellen Stunde gehabt
hätten, dann wäre das schon deswegen am Thema vorbeigegangen, weil ich nicht
glaube, dass es denjenigen, die sich auf Straßen festkleben und sonstigen
Vandalismus betreiben, wirklich um das Klima geht. Das sind Extremisten, denen
es darum geht, den Rechtsstaat zu verhöhnen und vor allen Dingen die Bürger in
diesem Rechtsstaat vorzuführen.
Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der AfD)
Meine Damen und Herren, es ist bei uns ein hohes Rechtsgut, dass wir
unsere Meinung friedlich bei Demonstrationen frei äußern können, übrigens auch
bei Demonstrationen, die nicht zwingend vorher angemeldet worden sein müssen.
Und wir alle würden uns wünschen, dass dies in allen Ländern der Welt heute so
möglich wäre. Das bedeutet aber nicht, dass wir, wenn wir das Grundrecht aus
Artikel 8 unseres Grundgesetzes so nutzen, wie es derzeit der Fall ist, die
Freiheit haben, die Schranken zu überschreiten dahin, wo Freiheit und
Unversehrtheit anderer Menschen und Eigentum verletzt werden.
Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Götz Frömming
[AfD])
Meine Damen und Herren, diese organisierten Kleingruppen mit ihren
eventartigen Krawallaktionen definieren selbst ihre Taten als Straftaten, und
deswegen müssen sie sich, bitte schön, auch dem Rechtsstaat stellen.
Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der AfD)
Sie maßen sich an, selbst Staatsgewalt auszuüben und Zwang gegen
andere. Das ist für mich nichts anderes, als die freiheitlich-demokratische
Grundordnung infrage zu stellen.
Beifall bei der CDU/CSU und der AfD)
Das Gleiche gilt, wenn ich sehe, dass vor dem Amtsgericht Tiergarten
oder dem Amtsgericht München Verteidiger, die ein unabhängiges Organ der
Rechtspflege sind – festgelegt in unseren Gesetzen –, einfach mal so Studenten
und befähigte Aktivisten sein sollen, die sich in keiner Form darum scheren,
welche Ordnung in unserer Judikative herrscht. Diese ist zu achten.
Die Judikative hat Recht gesprochen. Deswegen haben Sie nicht recht,
meine Damen und Herren von den Grünen. Diese Taten sind als Straftaten bereits
abgeurteilt,
und sie werden es weiterhin.
Ich sage Ihnen noch etwas: Wer sich gegen unsere Grundordnung wendet,
der macht Folgendes: Er wendet sich auch gegen unsere soziale Ordnung, und zwar
genau mit diesen Taten. Und wer sich gegen die soziale Ordnung wendet, handelt,
so die rechtspolitische Philosophie, in anarchistischer Absicht.
Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Und ich möchte in unserer Bundesrepublik Deutschland keine Anarchie
durch einige wenige erleben, die glauben, sie seien anderen moralisch überlegen,
weil sie ein 9‑Euro-Ticket oder ein Tempolimit haben möchten.
Ich kann da zitieren, was der Kollege vor mir gesagt hat: Wenn sie
wirklich Effekte erreichen wollen würden, würden sie da demonstrieren, wo es
einen erheblichen CO2-Ausstoß gibt,
Zuruf des Abg. Dr. Rainer Kraft [AfD])
erheblichen Handlungsbedarf gibt, wo es tatsächlich noch einen großen
Hebel gibt und nicht einen Hebel von 0,01 Promille; denn genau den könnten Ihre
Themen hier erreichen. Meine Damen und Herren, wenn ich mir überlege, wie hoch
allein der CO2-Ausstoß immer dann ist, wenn diese Staus verursacht werden, wenn
die Menschen im Stau stehen und den Motor laufen lassen müssen, dann haben sie
sich selbst ad absurdum geführt.
Lassen Sie mich zu dem Thema kommen, dass dies ein Hilfeschrei sein
soll oder politisches Gedankengut, das Einzug halten muss. Nein, das hat keinen
Einzug in unser Parlament zu halten. Was ich möchte, ist, dass diese Menschen
alle Regeln einhalten, die sie einhalten müssen, um ihre Interessen zu
vertreten. Das dürfen sie; dafür sind sie legitimiert. Aber sie sind nicht dafür
legitimiert, andere in Gefahr zu bringen, sei es dadurch, dass die
Rettungskräfte nicht durchkommen, oder sei es – bitte stellen Sie sich das
vor! – durch Abseilen von Autobahnbrücken, wodurch unschuldige Bürger auf einmal
mit einem Menschen konfrontiert sind, dem sie vielleicht gar nicht mehr
ausweichen können, und dann für ein Leben traumatisiert sind von einem Unfall,
den sie selbst niemals verschuldet haben.
Das Gleiche gilt für unsere Polizeibeamten, die unsere kritische
Infrastruktur, nämlich die Flughäfen, schützen wollen. Wenn heute jemand,
teilweise aus Versehen, die Sicherheitsvorkehrungen am Flughafen umgeht, dann
lösen wir aus Angst vor terroristischen Angriffen eine Vollblockade aus, und das
aus gutem Grund. Diese Menschen machen sich einen Spaß daraus, in diese
gesicherten Bereiche vorzudringen und unsere rechtschaffenden Polizisten, die
weiß Gott nicht im Wohlstand baden, dazu herauszufordern, eine Entscheidung
treffen zu müssen, ob das nun ein terroristischer Akt ist und zu welchen Mitteln
der Gegenwehr sie greifen müssen. Davor müssen wir auch unsere Polizistinnen und
Polizisten weiß Gott bewahren.
Beifall bei der CDU/CSU und der AfD sowie bei Abgeordneten der
FDP)
Wenn Sie, Herr Kollege Emmerich, von politischem Gewahrsam sprechen,
dann sage ich Ihnen mal eines: Niemand ist für zwei Stunden Festkleben 30 Tage
eingesperrt worden. Es erfolgte eine sofortige Freilassung. Auch hier wird ohne
Ansehen des Themas, sondern rein an den rechtsstaatlichen Gegebenheiten gewogen,
und wer ankündigt, Straftaten zu begehen – schwere Straftaten! –, den muss man
daran hindern, um die Gesellschaft zu schützen.
Beifall bei der CDU/CSU und der AfD
Letzter Redner in dieser Aktuellen Stunde ist Helge Lindh für die
SPD-Fraktion.
Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE
GRÜNEN)