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Herzlichen Dank. – Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Mit dem Gesetz, das heute hier als Entwurf vorliegt, soll die
Kindertagesbetreuung verbessert werden, sagen Sie.
Ich frage: Wirklich? Der Evaluationsbericht zum sogenannten
Gute-KiTa-Gesetz I mag Reformbedarf bescheinigt haben. Dass dieses Ziel aber mit
dem KiTa-Qualitätsgesetz, über das wir heute beraten, tatsächlich erreicht wird,
bezweifle ich nicht nur, sondern ich bin fest davon überzeugt, dass es so nicht
funktionieren wird, liebe Kolleginnen und Kollegen, weil es der Ampel nämlich
nicht um das geht, was sie in den Titel des Gesetzentwurfs geschrieben hat, um
Qualität, weil dieser Gesetzentwurf eine Mogelpackung, Etikettenschwindel ist.
Warum das so ist, werde ich Ihnen erläutern.
Sie legen einen Gesetzentwurf vor, in dem es vor allem um eines geht,
nämlich um Beitragsentlastung, schreiben aber „Qualität“ drauf. Das ist wirklich
fatal, liebe Kolleginnen und Kollegen,
Beifall bei der CDU/CSU
Zuruf von der SPD: Stimmt doch überhaupt
nicht!)
das ist unehrlich. Das Gesetz ist ungerecht, es sorgt nicht für mehr
Qualität, und es sorgt auch nicht für mehr Gleichwertigkeit von
Lebensverhältnissen, wie es unsere Verfassung vorgibt. Ich möchte mich schon
auch mal an die Familien und die Erzieherinnen und Erzieher da draußen wenden.
Ich glaube nicht, dass Sie es hinbekommen, allen glaubhaft zu machen, dass die
Bundesmittel, die Sie hier für die Finanzierung einer angeblichen Qualität in
die Hand nehmen, auch wirklich dazu dienen. Die Mittel werden am Ende nur zu
Beitragsentlastungen genutzt.
Das stimmt einfach
nicht!)
In manchen Bundesländern führt das bis zur völligen Beitragsfreiheit
für Eltern, und das auch noch unabhängig vom Einkommen. Das kann doch nicht
wirklich Ihr Ernst sein, liebe Ampel.
Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Laut Ihrem Gesetzentwurf ist es nämlich so, dass Bundesländer, in
denen bislang noch keine Mittel aus dem Gute-KiTa-Gesetz für die Senkung der
Elternbeiträge eingesetzt wurden, beispielsweise Baden-Württemberg, künftig von
dieser Option ausgeschlossen werden, auch dann, wenn sie schon ein
Top-Qualitätsniveau haben. Und wo gibt es schon jetzt ein Top-Qualitätsniveau?
Beispielsweise in Bayern; ich weiß, dass Sie das an dieser Stelle wieder
triggern wird. Im Gegensatz dazu dürfen aber Länder wie zum Beispiel
Mecklenburg-Vorpommern, das den schlechtesten Personalschlüssel aller
Bundesländer aufweist – mal überlegen, wer da regiert –,
Zuruf der Abg. Nina Stahr [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])
weiterhin die Bundesmittel für Beitragsentlastungen ausgeben. Das ist
nicht richtig, liebe Kolleginnen und Kollegen. Ich sage nur: Finde den
Fehler!
Beifall bei der CDU/CSU)
Dann schauen Sie sich einmal den Ländermonitor Frühkindliche
Bildungssysteme an. Dort können Sie es nachlesen – das gilt auch für die SPD und
die Grünen –: Bayern ist wieder ganz vorne. Wen wundert es? Schlusslichter sind
natürlich Bremen und Berlin. Das ist nicht verwunderlich, wenn man weiß, wer in
diesen Ländern regiert. Spätestens wenn wir dann noch sehen, wie wertvolle
Qualitätsmaßnahmen wie die Sprach-Kitas, das Bundesprogramm „Fachkräfteoffensive
Erzieherinnen und Erzieher“ oder auch unser Bundesprogramm
„ProKindertagespflege“ von Ihnen ohne Not plattgemacht werden, kauft dieser
gesamten Regierung niemand mehr ab, dass Ihnen frühkindliche Bildung am Herzen
liegt.
Beifall bei der CDU/CSU)
Frühkindliche Bildung – das können Sie ruhig zugeben – ist Ihnen
lästig. Sie nehmen doch offen in Kauf, dass sich die Qualität verschlechtert,
und Ihnen ist völlig egal, ob diese Bundesmittel in die Qualität oder in die
Beiträge gehen. Aber sich dann als Heilsbringer für Qualität hierhinzustellen,
das ist wirklich infam.
Beifall bei der CDU/CSU)
Ich darf einen großen Mann dieses Hauses zitieren. Matthias
Seestern-Pauly
hat als Ihr Koalitionspartner schon in der zweiten und dritten Lesung
das Gute-KiTa-Gesetz I wegen der Regelungen zur Beitragsentlastung als
„Verpasste-Chancen-Gesetz“ bezeichnet. Ich finde, wo Herr Seestern-Pauly recht
hat, hat er einfach recht.
Beifall bei der CDU/CSU
Deswegen ändern
wir das jetzt ja auch!)
Ich werde das noch erweitern, Herr Seestern-Pauly. Das, was Sie hier
vorlegen, ist nicht nur ein „Verpasste-Chancen-Gesetz“, sondern ein
„Rolle-rückwärts-Gesetz“. Wir als Union lehnen eine Finanzierung von
Beitragsentlastungen bis hin zur völligen Beitragsfreiheit aus Bundesmitteln,
die für ein KiTa-Qualitätsgesetz gedacht sind, ab, noch dazu, wenn das
unabhängig vom Einkommen der Eltern erfolgen soll.
Für uns kommt Qualität vor Beitragsentlastung. Deswegen kann ich Sie
nur auffordern, unserem Antrag zuzustimmen. Wenn Ihnen die Kinder wirklich am
Herzen liegen und das nicht nur Lippenbekenntnisse sind, wäre es sehr traurig,
wenn Sie hier nicht mitmachten.
Beifall bei der CDU/CSU)
Es folgt für die SPD-Fraktion Sönke Rix.
Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie des Abg.
Matthias Seestern-Pauly [FDP])