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Liebe Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir beraten
heute den Antrag der Fraktion Die Linke „Energiesoli für Spitzenverdienende –
Vorschlag der Wirtschaftsweisen umsetzen“. Ich habe mich schon sehnlichst danach
verzehrt, lieber Herr Kollege Görke: Endlich mal wieder eine Debatte über höhere
Steuern! Das hatten wir schon lange nicht mehr. Letzte Woche ging es um
Vermögensabgabe und Lastenausgleich; Sie von Rot und Grün haben da fröhlich
mitgestimmt.
– Zumindest zugestimmt. – Und heute Morgen haben Sie von der Ampel –
lieber Herr Kollege Mordhorst, da Sie gerade gesagt haben, die FDP mache das
nicht – eine drastische Erhöhung der Erbschaft- und Schenkungsteuer mit
Zustimmung der FDP beschlossen.
Was machen denn Ihre Kollegen im
Bundesrat?)
Sie müssen übrigens aufpassen, dass überhaupt noch was da ist, was man
umverteilen und wegnehmen kann.
Das sind Fake News! Das wissen
Sie!)
Aber ich will fachlich auf den Antrag eingehen.
Da ist doch fachlich nichts
drin!)
Zunächst mal ist es verfassungsrechtlich unzulässig, eine durch einen
besonderen, konkreten Mittelbedarf des Bundes begründete Ergänzungsabgabe zum
allgemeinen Zweck des sozialen Ausgleichs zu instrumentalisieren. Die
Ergänzungsabgabe darf in ihrer sozialen Verträglichkeit zwar fair ausgestaltet
sein, aber der Grund für die Einführung darf nicht ideologisch sein.
Sie haben das schlau gemacht
– ja, das muss ich jetzt mal sagen, Herr Kollege Görke –, weil Sie
Ihren Grundgedanken der Umverteilung nicht direkt in den Antrag geschrieben
haben, sondern den Antrag mit der Krise begründen und damit sozusagen auf den
Sachverständigenrat eingehen. Wenn man aber sieht, wie der Antrag ursprünglich
lautete, nämlich „Energiesoli – Dax-Manager und Minister zur Kasse“, dann sieht
man den wahren Hintergrund, den Umverteilungsgedanken der Linken. Das ist Ihr
politischer Fußabdruck; das ist okay. Aber dass SPD und Grüne grundsätzlich der
Meinung sind, dass man mehr wegnehmen muss, ist schwierig. Also, man sieht, wes
Geistes Kind das ist.
Stimmen Sie mit uns dagegen!)
Ich will auf den Gedanken der Wirtschaftsweisen zurückkommen. – Es war
ja ein netter Versuch, davon abzulenken. – Wenn man eine Ergänzungsabgabe
einführen würde, dann müsste man besondere und kostenintensive Herausforderungen
abfedern, ohne neue Schulden aufzunehmen. Das ist der Hintergrund. Man muss aber
sehen, dass der Bund bereits 540 Milliarden Euro neue Schulden aufgenommen hat.
Diese Regierung hat in einem Jahr mehr Schulden aufgenommen als 16 Jahre Helmut
Kohl und 16 Jahre Angela Merkel zusammen, und das zulasten der nächsten
Generationen. Also, wenn man über die Einführung einer Ergänzungsabgabe
nachdenkt, dann darf es keine neuen Schulden geben. Das hat die Regierung anders
gemacht.
Ich will noch was sagen: Wenn Sie von den bestverdienenden 10 Prozent
reden, müssen Sie beachten, dass das bei 3 400 Euro netto anfängt. Wollen Sie
diese Leute als Millionäre und Milliardäre, als Manager hinstellen? Das ist die
ganz normale Familie mit zwei Einkommen. Das ist der Handwerker, das ist der
Mittelständler.
Wenn Sie an diese mittleren Einkommen, an diese Betriebe die Axt
anlegen, dann werden Sie Arbeitsplätze vernichten, und dann wird das bei den
Facharbeitern dazu führen, dass sie nicht mehr arbeiten wollen, sondern
vielleicht eher ins Bürgergeld gehen.
Die gehören doch nie im Leben zu den
obersten 10 Prozent!)
Sie nehmen den Menschen die Motivation, wenn Sie ihnen hier in die
Tasche greifen. Das haben Sie schon heute früh genug getan mit dem
Jahressteuergesetz 2022.
Beifall bei der CDU/CSU
Was ist das denn
für ein Quatsch?)
Und, lieber Kollege Mordhorst, wenn Sie das Einsetzen des
Spitzensteuersatzes verschieben wollen, dann tun Sie es doch einfach. Sie sind
ja jetzt in der Regierung. Wir würden da zustimmen.
Zuruf des Abg. Maximilian Mordhorst [FDP])
Ein weiterer Gedanke zur Ergänzungsabgabe. In den einschlägigen
rechtswissenschaftlichen Gutachten und in der Literatur ist die Frage noch
strittig, ob die Teilabschaffung des Solis überhaupt verfassungsgemäß ist. Hier
läuft eine Klage der FDP gegen das – jetzt – FDP-Finanzministerium. Ich bin
gespannt auf die Prozessführung.
Aber es ist natürlich interessant, wie dieser Prozess ausgeht. Ich bin
persönlich auch der Meinung, dass eine Teilabschaffung des Solidaritätszuschlags
nicht geht und dass der Solidaritätszuschlag gänzlich abgeschafft werden muss.
Aber warten wir das Verfahren ab. Es gibt hier unterschiedliche Urteile vom
Bundesverfassungsgericht und vom Bundesfinanzhof. Es gibt Argumente dafür, aber
auch viele Argumente dagegen, insbesondere den allgemeinen Gleichheitssatz nach
Artikel 3 Grundgesetz.
Ich kann an dieser Stelle nur sagen: Herzlichen Glückwunsch zum
nächsten ideologischen Antrag der Linken! Wir diskutieren nächste Woche gerne
wieder einen. Interessant ist eigentlich nur die Reaktion der Ampel. Wenn Sie
sagen, Sie setzen nicht an Steuern an, nachdem zwei Stunden vorher die Steuern
drastisch erhöht wurden, dann ist das ein spannendes Spiel.
Sie haben das noch nicht verstanden!
Die Steuern
wurden nicht erhöht! Das wissen Sie! Das ist billige Polemik!)
Ich freue mich auf die nächsten Beratungen und danke herzlich für Ihre
Aufmerksamkeit.
Beifall bei der CDU/CSU
Mein Gott, Herr
Brehm, wenn Sie so Ihre Mandanten beraten, wie Sie hier reden!)
Letzte Rednerin in dieser Debatte ist Nadine Heselhaus für die
SPD-Fraktion.
Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)