- Bundestagsanalysen
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr verehrte Damen und Herren! Pünktlich zum Auftakt der 15. Weltnaturkonferenz in Montreal bringen wir einen Koalitionsantrag auf den Weg, der wichtige Eckpunkte zum Schutz der weltweiten Artenvielfalt definiert. Warum das so wichtig ist, wurde an mehreren Stellen schon gesagt. Ich möchte zwei Punkte noch mal betonen.
Intakte und vielfältige Ökosysteme speichern Kohlenstoff und helfen, die Folgen des Klimawandels zu bekämpfen. Besonders Wälder und Moore spielen hierfür eine wichtige Rolle. Deshalb müssen die Klimakrise und das Artensterben auch immer zusammen adressiert werden.
Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)
Und: Biologische Vielfalt ist für die körperliche, geistige und soziale Gesundheit von Menschen essenziell. Der Schutz der Artenvielfalt ist auch aktiver Gesundheitsschutz. 75 Prozent der neu auftretenden Infektionskrankheiten wurden ursprünglich von Tieren auf die Menschen übertragen, weil wir die Lebensräume wilder Tiere und die natürliche Ökosystembalance zerstören.
Nach zwei Jahren pandemiebedingter Verzögerung hat die Weltgemeinschaft jetzt eine einmalige Chance, einen ambitionierten Rahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt zu beschließen. Unser zentrales Ziel ist es, 30 Prozent der Landes- und Meeresfläche unter Schutz zu stellen und zerstörte Ökosysteme wieder in ihren natürlichen Zustand zu bringen. Das wird uns sowohl beim Arten- als auch beim Klimaschutz helfen.
Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Ein Verhandlungserfolg muss aber mehr beinhalten als die Festschreibung des 30-Prozent-Ziels. Damit diese Konferenz eine wirkliche Veränderung anstoßen kann, braucht es überprüfbare Indikatoren und eine transparente Berichterstattung. Die Qualität der Schutzgebiete spielt dabei eine besondere Rolle. Das stellt die Akteure vor Ort vor besondere Herausforderungen. 80 Prozent der biologischen Vielfalt befindet sich auf indigenem Land. Das traditionelle Wissen von indigenen Völkern ist ein wichtiger Baustein für einen nachhaltigen und fairen Naturschutz. Deswegen fordern wir in unserem Antrag auch besondere Rechte für die indigene Bevölkerung; denn der Artenschutz kann nur in einem Dialog auf Augenhöhe gelingen.
Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der FDP)
Der Zugang zu den digitalen Sequenzinformationen muss für Bildungs- und Forschungseinrichtungen offen bleiben. Dabei müssen selbstverständlich die Länder des Globalen Südens, die über eine große Artenvielfalt verfügen, einen gerechten Vorteilsausgleich für die Nutzung dieses natürlichen Schatzes bekommen.
Sehr geehrte Damen und Herren, Artenschutz ist eine Frage der internationalen Solidarität. Deutschland ist einer der größten Geber im Bereich des internationalen Naturschutzes, und ich begrüße ausdrücklich, dass die Bundesregierung ihrer Verantwortung für den Artenschutz im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit nachkommt. Wir setzen auf langfristige Finanzierungsmodelle und auf die Zusammenarbeit mit privaten Gebern. Leuchtturmprojekte wie der Weltnaturerbefonds tragen zur Planungssicherheit und Nachhaltigkeit bei. Die Ankündigung von Bundeskanzler Olaf Scholz, den deutschen Beitrag zur internationalen Finanzierung der biologischen Vielfalt bis 2025 auf 1,5 Milliarden Euro pro Jahr zu erhöhen, bringt Hoffnung auf einen Verhandlungserfolg in Montreal.
Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Sehr geehrte Damen und Herren, wir leben in einem Zeitalter der Menschen. Dabei bilden die Natur und der Artenschutz unsere Lebensgrundlage. Es ist deshalb Zeit für eine besondere Art der Gleichberechtigung. Tiere, Pflanzen, Kleinstlebewesen sind nicht dazu da, uns das Leben zu ermöglichen. Es geht darum, dass alle das Recht darauf haben, auf diesem Planeten zu leben.
Mit dem 30-Prozent-Ziel, mit wirksamen Umsetzungsmechanismen, mit langfristigen Finanzierungsmodellen für den internationalen Artenschutz werden wir noch mehr Erfolge erreichen. Es ist Zeit für ein Paris-Moment für die Biodiversität.
Vielen Dank.
Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Vielen Dank, Frau Kollegin. – Die Redner halten alle Ihre Redezeiten ein; das ist erfreulich.
Nächster Redner ist der Kollege Andreas Bleck, AfD-Fraktion.
Beifall bei der AfD)